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Fertighaus oder Architektenhaus?

Fertighaus oder Architektenhaus lautet ein oft behaupteter Gegensatz, der so keiner ist. Architekten sind immer beteiligt – bei der individuellen Nutzerplanung für große Hersteller, bei der Entwicklung neuer Haustypen oder beim Bau des eigenen Traumhauses.

Von: Heiko Haberle
Heiko Haberle ist Redakteur von der Kurzmeldung bis zum großen...

30.09.201610 Min. Kommentar schreiben
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Einzelstück: Die Schweizer Architektin Tamara Brügger realisierte ihren eigenen Entwurf in der Holzrahmenbauweise eines großen Herstellers. Bei Fassade und Innenleben behielt sie trotzdem Gestaltungsfreiheit.

Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Das Architektenfertighaus“ im Deutschen Architektenblatt 10.2016 erschienen.

Von Heiko Haberle

Was als „Fertighaus“ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit oft ein Massivhaus. Weil beide Branchen Haustypen für verschiedene Bedürfnisse und Geschmäcker anbieten, richtet sich die Kritik eher gegen das „Kataloghaus“ oder „Typenhaus“ oder gegen das Einfamilienhaus auf der grünen Wiese generell. Am Endergebnis lässt sich dann auch selten die Bauweise ablesen: Fertighäuser und Massivhäuser können beide genauso langweilig wie individuell sein. Aber egal wie sie heißen und wie die Modelle für Vertrieb und Umsetzung sind: Architekten sind immer dabei.

Das „echte“ Fertighaus besteht aus Holzrahmen, in die alle wesentlichen Bestandteile der Wände bereits in der Fabrik integriert werden. Auf der Baustelle muss das Haus nur noch zusammengesetzt werden. Diese Bauweise macht beim Ein- und Zweifamilienhausbau in Deutschland etwa 17 Prozent aus. In Baden-Württemberg liegt er sogar bei knapp 30 Prozent. Hier sind auch viele Hersteller ansässig, die oft aus der Holzwirtschaft stammen. Man ist bemüht, keine Entwicklung zu verpassen: Pauschale DGNB-Zertifikate, Plus-Energie- oder Minergie-Häuser gibt es ebenso wie Smart-Homes, Minihäuser oder barrierefreie Bungalows. Fast alle Anbieter haben auch „Bauhäuser“ nach Dessauer Art im Portfolio. Viele Hersteller drängen sogar mit Konzepten für den Geschosswohnungsbau in die Städte, weil Vorfertigung als Holzbau, wie man es seit Jahrzehnten praktiziert, plötzlich als das Zukunftsthema schlechthin diskutiert wird. Doch trotzdem kämpft das Holzfertighaus noch immer mit dem Ruf der instabilen und hellhörigen Pappschachtel, während das Massivhaus, auch wenn es aus dem Katalog stammt, als solide und seriös gilt.

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Fertighochhaus: Viele Hersteller aus der Holzfertighaus-Branche drängen in den Geschossbau. Die Firma Kampa errichtete nach einem Entwurf des Münchener Architekten Florian Nagler die eigene Zentrale in Aalen als Kombination aus Holztafeln und massiven Holzelementen. Hierher kommen auch die Kunden zur Bemusterung ihrer eigenen Häuser.

So sind denn die Massivhäuser in Deutschland deutlich in der Überzahl. Sie werden meist von regionalen Bauträgern errichtet oder stammen von großen Typenhaus-Anbietern. Marktführer dabei ist die Firma Town & Country Haus, deren preisgünstige Häuser oft für Diskussionsstoff sorgen (mehr zum Thema hier). Hier vergibt man nach dem Franchise-Prinzip Lizenzen an regionale Bauträger, die wiederum mit lokalen Handwerkern arbeiten, was ein wichtiger Aspekt im Marketing ist.

Kaum erwähnt wird, dass auch regionale Architekten im Spiel sind. Eine von ihnen ist Maja Klinzer aus Ettlenschieß bei Ulm. Sie arbeitet genauso an eigenen Projekten wie für zwei regionale Lizenznehmer von Town & Country Haus. Obwohl kein direkter Vertrag mit den Bauherren besteht, hat Klinzer klassische Architektenaufgaben: Die Gegebenheiten des Grundstücks müssen untersucht, Dachformen entsprechend den Bebauungsplänen angepasst und natürlich die Kundenwünsche erfüllt werden. Entsprechend wird dann der Standardplan des gewählten Hausmodells modifiziert. Schließlich beteiligt Klinzer die Fachplaner und stellt den Bauantrag. Ab der Leistungsphase 5 übernimmt der Bauträger.

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