Dieses Editorial ist unter dem Titel „Zeitzeugen“ im Deutschen Architektenblatt 04.2025 erschienen.
„The times they are a-changing“ besang Bob Dylan schon 1964 den Wandel. Viele Häuser könnten davon ebenfalls ein Lied singen – sind sie doch stumme Zeugen sich ändernder Gesellschaften und Bedarfe sowie verschiedener Nutzungen und Moden, manchmal über Jahrhunderte.
Ein Haus muss genutzt werden
Ein Haus verträgt dabei einiges: Solange nur Menschen in ihm ein und aus gehen, bleibt es lebendig. Schwierig wird es, wenn es scheinbar nicht mehr gebraucht wird und Leerstand und Verfall an ihm nagen. Dann wird in unserer auf Konsum und Profit ausgerichteten Gesellschaft schnell der Abriss ins Spiel gebracht. Wozu viel Geld in die Hand nehmen für ein Second-Hand-Produkt, wenn man es neu und shiny haben kann?
Umbauten mit Charakter
Die Umbauten, die wir in unserem Schwerpunkt versammelt haben, beantworten diese Frage mit einer Präsenz und Spannung, die ihresgleichen sucht. Fern glatter „Investorenarchitektur“ gehen ihre Architektinnen und Architekten selbstbewusst wie uneitel mit dem um, was schon da ist, akzeptieren dessen Einschränkungen und arbeiten zugleich seine Vorzüge und Besonderheiten heraus.
Kaufhäuser, Industriedenkmale und Plattenbauten
Das kann durchaus so enden, dass man das Gebäude nicht wiedererkennt, wie bei unserem titelgebenden Warenhaus-Umbau – oder den für die Öffentlichkeit wiederbelebten Industriedenkmälern, die man ohne Übertreibung als auferstanden aus Ruinen bezeichnen kann. Am Ende kann man eben aus allem noch etwas machen. Dass das selbst für eher ungeliebte Plattenbauten gilt, beweisen wir Ihnen mit diesem Artikel.
Dr. Brigitte Schultz, Chefredakteurin