Von Stefan Kreitewolf
Der Eingangsbereich aus Beton, die oberen Etagen aus Holz, das Innere in Industrieoptik: Wer Stefan Degle und Andreas Matievits besucht, soll beeindruckt werden. Das gehört bei ihnen zum Geschäftsmodell, und ihr selbst entworfenes Bürogebäude bewirkt es von ganz allein. Im kleinen Königsbrunn im Schwäbischen, wo ihr Büro 17A beheimatet ist, sticht die aufgestockte, ehemalige Beton-Doppelgarage besonders heraus.
„Dass Königsbrunn unser Firmensitz wurde, ist allerdings eher Zufall“, berichtet Degle. 2009, als sich die beiden ehemaligen Kommilitonen entschieden, gemeinsam den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, arbeitete er im benachbarten Architekturbüro seines Vaters. Als beide dann nach geeigneten Räumlichkeiten in Augsburg und München suchten, fiel sein Blick auf die gegenüberliegende Doppelgarage. Matievits erinnert sich: „Spontan entwickelte sich die Idee, daraus mittels einer Aufstockung unser Bürogebäude entstehen zu lassen.“
Ein Turm in der Kleinstadt? „Warum nicht?“, sagen die beiden Büroinhaber fast gleichzeitig. Sie schätzen den kleinstädtischen Raum als Standort. „So müssen wir uns nicht dem Konkurrenzkampf in der Großstadt aussetzen“, sagt Matievits, der selbst in München wohnt und jeden Tag eine Stunde nach Königsbrunn pendelt. Ihr Portfolio zeigt: Geschadet hat es ihnen nicht. Nach einigen gewonnenen Wettbewerben und zahlreichen realisierten Bauten haben sie sich in der Region einen Namen bei privaten Bauherren gemacht. „Wir realisieren zu 80 Prozent Wohnungsbau“, berichtet Matievits. Darunter sind nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch größere Bauvorhaben wie aktuell eine Wohnanlage für Sozialwohnungen sowie Mehrfamilienhäuser in Augsburg und Umgebung. Degle, der durch seine Familie schon sehr früh über ein gutes Netzwerk von Planern, Fachleuten und Bauherren verfügte, berichtet: „Wir verfolgen auch noch eine andere Strategie und versuchen selbst, Projekte zu entwickeln.“ Das Büro investiere zwar selbst nichts, erarbeite aber Vorplanungen und stelle Kontakte her. „Da gehen wir zwar regelmäßig in Vorleistung, aber am Ende lohnt sich das meistens“, sagt der 44-Jährige.
Von der Vorplanung bis zur Bauleitung machen sie oft alles selbst. Ihr eigenes Bürogebäude war da eine gute Übung.
Alles aus einer Hand
Nach der Planung sei bei 17A alles in einer Hand. „Von den vorderen Leistungsphasen bis zur Bauleitung machen wir oft alles selbst“, sagt Degle. Ihr eigenes Bürogebäude, das sie mit einem privaten Darlehen finanzierten und das „weit weniger als ein kleines Einfamilienhaus kostete“, wie Degle erläutert, war da eine gute Übung. Dass ihr Erstling 2017 für die „Architektouren“ am Tag der Architektur ausgewählt wurde, machte die beiden ehemaligen Kommilitonen besonders stolz.
Mittlerweile zählt das Büro vier feste Mitarbeiter und wächst stetig. Das sei einem einfachen Umstand geschuldet. „Wir sprechen architektonisch die gleiche Sprache“, sagt Matievits. Degle ergänzt: „Das ist schon ein großes Glück. Der Weg zum guten Ergebnis ist aber trotzdem oft mit viel Diskussion verbunden, bis wir dann beide zufrieden sind.“ Zurzeit bauen Degle und Matievits weitere Referenzen auf. Künftig wollen sie auch öffentliche Auftraggeber anziehen. „Das ist nicht so einfach“, erläutert Matievits und ergänzt: „Weil man für Bauvorhaben der öffentlichen Hand immer erst Referenzen aufweisen muss, ist es für uns als kleines Büro häufig schwierig, überhaupt in die engere Auswahl zu kommen.“ Obwohl 17A wirtschaftlich gut dastehe, sei das ein „Ärgernis“ und „manchmal geschäftshemmend“, wie der Architekt es formuliert. Diese Schwierigkeiten wollen die beiden Büroinhaber aber auch noch lösen. Degle bekräftigt: „Davon lassen wir uns nicht beeindrucken.“
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