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Gewünscht, geplant, geplatzt

Ein Vorausblick auf künftige Internationalen Bauausstellungen – und eine früh gescheiterte

31.01.20135 Min. Kommentar schreiben

Text: Roland Stimpel

Rhein-Main: International gewollt, regional gescheitert

Der Anlauf zu einer IBA 2018 in der Region Rhein-Main scheiterte im Jahr 2009 am Desinteresse von Hessens Landesregierung und breiter Öffentlichkeit. Die Leitidee „Internationalität“ war offenbar zu abstrakt, um in Politik und breiterer Öffentlichkeit zu zünden. Diese Idee sollte die 75 Städte und Gemeinden der Region zu besserer Zusammenarbeit bringen. Das wäre in der extrem zersiedelten, von kommunaler Konkurrenz geprägten Region sicher einen IBA-Versuch wert gewesen – das Problem ist schließlich ein globales. Aber die IBA schaffte es nicht bis zur Stufe des Konkreteren, erst recht nicht bis hin zu Projekten, an denen Zusammenarbeit auszuprobieren wäre. Schon gar nicht unter dem Leitmotiv „Internationalität“. Diese ist ohnehin in den Jahren der Euro- und Bankenkrise und der Flughafen-Proteste eher unattraktiv. Bürger und Regierende wären mit einem Versprechen wie „Provinzialität“ womöglich leichter zu locken gewesen. Anlass für den Stop der noch kaum gestarteten IBA war schließlich Geld, das das Land Hessen hätte geben müssen, aber nicht wollte.

Basel: Echt international

Die IBA 2020 in der Region Basel hebt vor allem auf den Buchstaben „I“ ab. Stolz bezeichnet sie sich als „erste wirklich internationale Bauausstellung IBA“. Sie will den in der Schweiz, Deutschland und Frankreich oft unkoordiniert wachsenden Ballungsraum koordinieren, wozu als Planungsinstanz bereits ein „Trinationaler Eurodistricts Basel“ (TEB) gegründet ist. In ihm haben sich bisher 14 Städte, Gemeinden, Verbände und Kantone zusammengetan und den Leitsatz „Gemeinsam über Grenzen wachsen“ aufgestellt. Projekte in den Städten sollen vor allem auf Nachverdichtung, Erneuerung und die Pflege lokaler Zentren zielen. In der Landschaft will die IBA das Augenmerk vor allem auf Grenz- und Übergangsräume richten, Freiräume schützen sowie Siedlungs- und Grünplanung koordinieren. Für November 2013 ist eine erste Zwischenpräsentation von Projekten geplant, die dann möglichst in den folgenden sieben Jahren realisiert werden sollen.

Berlin: Alles und nichts

Berlin hat bekanntlich so viele Potenziale und Probleme, wie es groß ist. Darum ist die für 2020 geplante IBA für fast alles da: fürs Zentrale das Motto „Hauptstadt“, für Zwischennutzer die „Sofortstadt“ und fürs Erstmal-besser-nicht-bauen die „Raumstadt“. Quer zu diesen Schlagworten liegen die derzeit benannten Projektgebiete: eine Trabantenstadt, ein locker bebautes Stück Innenstadt, eine Ausfallstraße, eine „Dazwischenstadt“ und ein Altbaugebiet, das warum auch immer zur „Nachhaltigen Stadt“ geadelt ist – und außerdem leere Großbauten in der ganzen Stadt. Aber war da nicht noch was in Berlin? Richtig: Es fehlen Wohnungen und Jobs, die Infrastruktur ächzt und die Kassen sind leer. Aber das sind viel zu schnöde Großprobleme; zu Lösungsansätzen hierfür lässt sich eine Metropolen-IBA nicht herab.

Heidelberg: Wissen als Stadt-Motor

Die Universitätsstadt Heidelberg betitelt ihre für 2022 geplante IBA mit der Begriffskette „Wissen-schafft-Stadt“. Sie plant ein „Labor für die Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft“; im Oktober 2012 war offizieller Auftakt. Heidelberg will auf Basis seiner „625-jährige Beziehung von Stadt und Wissen“ und seiner „Typenreihe an Stadtteilen des Wissens“ agieren – von der Altstadt über das Gründerzeitklinikum bis zum modernen Campus auf dem Neuenheimer Feld. Vierter Typ soll das große Entwicklungsgebiet „Bahnstadt“ hinter dem Hauptbahnhof werden, welche laut amtlicher Auskunft „mit Wissensarbeit im Blockrand und in Wohnnachbarschaft die klassische Europäische Stadt neu interpretiert“. Die IBA soll „die intellektuellen, künstlerischen und finanziellen Kräfte möglichst vieler Akteure für ein Jahrzehnt auf das Thema der Europäischen Stadt in der Wissensgesellschaft konzentrieren“.

 Thüringen: Fernere Zukunft

Besonders weit nach vorn guckt die IBA Thüringen – sie fasst für ihren Abschluss das Jahr 2023 ins Auge. Bisher gibt es noch nicht viel Konkretes; der Slogan „Ein ganzes Land ist IBA“ sagt erst einmal nichts. Das gilt auch für die Ankündigung der IBA-Geschäftsführerin Marion Eich-Born, es würden „stadtlandschaftliche Lebens- und Erlebnisräume gestaltet, die innovative Antworten auf Zukunftsfragen unserer Gesellschaft geben“. Diese Fragen sind die üblichen: „der demografische, energetische und soziokulturelle Wandel“. Hier verspricht die IBA „grundsätzliche Überlegungen, ein Innehalten und Bündeln vorhandener Kräfte, ein Experimentieren auf neuen Wegen“. Inhalte sollen folgen.

Saarland: An Mentalitäten bauen

Noch ganz jung ist die Initiative zu einer IBA für Saarland, Lothringen und Luxemburg, angestoßen vom Saarbrücker Architekturprofessor Stefan Ochs und unterstützt von der Architektenkammer des Saarlands.  Ochs bezeichnet eine mögliche IBA als „Qualifizierungsmaschine“ für Vorhaben vom Mehrgenerationen-Wohnen bis zur Veranstaltungshalle. Besonders spannend findet er die Themen Rückbau und Mobilität. Im Mittelpunkt sollen nach seiner Vorstellung auch im Saarland der große Wandel in Städte und Landschaften stehen – und ein Wandel von Mentalitäten. Architektur und Baukultur seien wichtig, dürften aber nicht isoliert hervorgehoben werden. Ein Auftakt-Symposium in Saarbrücken im Juni brachte der Idee vielfache Zustimmung. Derzeit werden Ideen geboren und diskutiert; feste IBA-Strukturen, Etats und ein Zieljahr gibt es noch nicht.

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