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Helle Höhle

Institutionen in Platznot erweitern immer häufiger unter der Erde. Ob diese Räume angenommen werden, hängt vor allem davon ab, wie Tages- und Kunstlicht in die neuen Tiefen dringen. Ein besonderer Ausbau gelang nun unter dem Mannheimer Schloss.

28.02.20186 Min. Kommentar schreiben
Auffällig unauffällig: Der Denkmalschutz ließ über der Erde keinen Anbau zu – aber darunter.

Von Christoph Gunßer

Weitläufig ist das 1720 begonnene Mannheimer Schloss am Rande der Quadrate-Stadt – nach Versailles die größte Residenz Europas. Doch an den langen Fluren seiner vielen Flügel reihen sich nur schmale Gemächer aneinander. Die Universität, die hier seit dem Krieg residiert, nutzt sie für Verwaltung, Bibliothek und Seminarbetrieb. Allein: Hörsäle waren im barocken Raster nicht unterzubringen, Anbauten unterband der Denkmalschutz. Die akute Raumnot schlug sich zuletzt sogar im Ranking der angesehenen Institution nieder.

Das Renommee der Mannheim Business School, einer Ausgründung der Universität für die Weiterbildung von Managern, litt offenbar besonders. Deren Leitung verfiel auf die ungewöhnliche Idee, statt des erwogenen Neubaus an anderer Stelle den leer stehenden Kohlenkeller des Schlosses zu nutzen, der zum Teil unter der Mensawiese des Westflügels lag. Inspirierend wirkte dabei der Annex des Städel Museums im nahen Frankfurt, den schneider+schumacher 2012 unter dessen Garten realisiert hatten. So lud man die Architekten mit drei weiteren Büros 2013 zum Verhandlungsverfahren für den 9-Millionen-Bau, den die Business School im Gegenzug für 20 Jahre Nutzungsrecht allein finanzierte. Als erprobte „Maulwürfe“ bekamen sie den Zuschlag.

 

Michael Schumacher fand „einen düsteren, heruntergekommenen, großen Kellerraum“ vor und fragte sich, ob die diskutierte Oberlichtlösung auch in diesem Fall die sinnvollste wäre: „Können unterirdische Hörsäle, die dazugehörigen Foyers und die zehn geforderten Gruppenarbeitsräume angenehm sein, wenn zwar Tageslicht von oben einfällt, aber kein direkter Ausblick vorhanden ist?“ Tatsächlich sind Aufenthaltsräume in Kellern oft nicht nur für Klaustrophobiker eine Zumutung. Es galt also, den Park mit einzubeziehen. Einen Lichtschacht nach Art eines großen seitlichen „Spatenstichs“ am Schloss verwarf der Denkmalschutz. Am Ende stand die breite geschwungene Glasfassade, die mit einer Modellierung der Wiese korrespondiert. Innerhalb des rechteckigen Baufelds, das, wie einst der Keller, zum Großteil nicht unter, sondern vor der Schlossfassade liegt, entfaltet sich so eine Collage unterschiedlicher Räume mit Blick in den Park.

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