Interview: Stefan Kreitewolf
Peter Schmückers „WelcomeHome“-Häuser können flexibel als Erstaufnahmestätten, Zwischenunterkünfte und dauerhafte Wohnungen genutzt werden – und bieten bezahlbaren Wohnbau. Mit seinen „WelcomeHome-Häusern“ will er einen ökologischen und kostengünstigen Beitrag zur Lösung der Flüchtlingskrise leisten.
Herr Schmücker, warum sind Holzbauten bessere Unterkünfte als Container und Zelte?
Weil sich der Holzbau wegen seiner Modulbauweise an ganz unterschiedliche Nutzungen anpassen kann. Und weil wir im Fertigbau die Möglichkeit schnellstmöglich Wohnraum zu errichten. Klar ist aber auch: Die Lösung der aktuellen Probleme ist eine große Herausforderung für die gesamte Branche.
Eine Lösung sind ihre WelcomeHome-Häuser. Was macht sie aus?
Holz erfüllt alle statischen Anforderungen und ist Dreh- und Angelpunkt und das tragende Element der WelcomeHome-Häuser. Allerdings dämmen wir mit anderen Materialien. Hier bieten sich zwar Holzfaserdämmungen an. Allerdings nicht nur. Wir dämmen auch mit Cellulose oder Mineralfasern. Die Beplankung der Wandkonstruktion besteht dann aus Gipsfasern auf der Innenseite und einer Putzfassade auf der Außenseite.
Und was kostet das? Ist eines Ihrer Holzhäuser günstiger als ein „normales“ Haus?
Weil wir hier von einer industriellen Serienproduktion sprechen, ist das am Ende des Tages günstiger als ein individuell gebautes Einfamilienhaus.
Holz ist gesund und günstig, aber häufig bemängeln Kritiker die Haltbarkeit und den Kahlschlag in deutschen Wäldern. Was setzen Sie dieser Kritik entgegen?
Über die deutschen Wälder müssen wir uns keine Gedanken machen. Alle zwölf Sekunden wachsen in Deutschland ungefähr 25 Kubikmeter Bauholz nach. Zu Kosten und Haltbarkeit: Das Produkt Holzfertighaus hat sich in den vergangenen 40 Jahren stetig weiterentwickelt. Holzbauten sind heute Highend-Produkte, die durch die entsprechenden Maßnahmen innen wie außen eine hohe Haltbarkeit erreichen.
Und der Brandschutz? Ist Holz nicht anfälliger als andere Materialien?
Grundsätzlich kommt es dabei auf die innere sowie äußere Beplankung an. Wir arbeiten mit Gipsfasern und nicht brennbaren oder schwer entflammbaren Fassaden. Niemand muss bei Holzhäusern etwas in puncto Feuer befürchten.
Wie reagiert die Politik auf Ihre Vorschläge? Müssen sich die Bauvorschriften ändern, um Ihre Pläne realisieren zu können?
Erst einmal nicht. Aber nur, wenn wir bei ein- oder zweigeschossigen Bauten für Flüchtlingsheime bleiben. Wenn wir drei- oder mehrgeschossig bauen wollen, dann schon. Aber das ist derzeit gar nicht notwendig. Die Politik hat sich bereits bewegt und signalisiert, dass Holzbauten für Flüchtlinge grundsätzlich in Frage kommen. Das ist sinnvoll. Denn auch die Konkurrenzprodukte – insbesondere Wohncontainer – entsprechen nicht unbedingt den Vorgaben hinsichtlich Schall-, Brand- und Wärmeschutz.
Viele Flüchtlingsunterkünfte sind provisorisch gebaut. Die Flüchtlinge werden aber langfristig im Land bleiben. Sind Ihre Wohnmodelle auf eine längerfristige Nutzung angelegt?
Ja. Denn wir wissen ja heute noch nicht, wie lange die Menschen in Deutschland bleiben. Unsere Unterkünfte sind schnell errichtet und können gleichzeitig flexibel genutzt, umgebaut oder an einem Ort ab und woanders wieder aufgebaut werden. Dabei sind sie deutlich langlebiger als ein Container.
Wie wichtig ist Verbindungstechnik für eine neue Art der Flüchtlingsunterbringung?
Was die Flexibilität angeht, ist das ein entscheidendes Kriterium. Die Wand-, Dach- und Bodenelemente, die wir bauen, sind vergleichbar mit den Elementen von Einfamilienhäusern. Das heißt: Wenn ich diese Module aufbaue, müssen sie dicht und geschlossen sein. Das geht nur mit entsprechender Verbindungstechnik. Sie ist der Schlüssel zum Holzbau.
Wenn es nach Ihnen ginge: Wie sähen die Städte in Deutschland in zehn Jahren aus?
Es muss nicht alles aus Holz sein. Ich denke aber, dass der Holzfertigbau insbesondere in einem so dicht besiedelten Bundesland wie Nordrhein-Westfalen in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen wird. Ohne Probleme können so Baulücken geschlossen werden. Der entscheidende Vorteil der Holzbauweise ist, dass Holz bessere Dammmöglichkeiten bietet. Um CO2 einzusparen und umweltschonend zu bauen, muss der Holzbau noch erfolgreicher werden.
Peter Schmücker ist Geschäftsführer der Zimmerei Werner Lüddecke
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