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Vernähte Holzkonstruktion

Der Sanddollar, eine Unterart des Seeigels, lieferte die Inspiration für den sehenswerten neuen Forschungspavillon der Institute für Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) an der Universität Stuttgart. Der Clou: Die Schalensegmente der Konstruktion bestehen aus dünnen Furnierplatten, die mit robotischer Hilfe und einer Industrienähmaschine verbunden wurden.

25.05.20162 Min. Kommentar schreiben
Der Sanddollar, eine Unterart des Seeigels, lieferte die Inspiration für den sehenswerten neuen Forschungspavillon an der Universität Stuttgart. (Foto: ICD/ITKE Universität Stuttgart)
Der Sanddollar, eine Unterart des Seeigels, lieferte die Inspiration für den sehenswerten neuen Forschungspavillon an der Universität Stuttgart. (Foto: ICD/ITKE Universität Stuttgart)

Eine neuartige Verbindung von Holzkonstruktionen mit industriellen Nähtechniken zeigt der Forschungspavillon der Universität Stuttgart. Das Institut für Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und das Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) wollen mit ihrem Projekt aufzeigen, wie textile und robotische Fertigungsmethoden kombiniert und im Leichtbau von Segmentschalen angewendet werden können. Der aktuelle Pavillon setzt eine Reihe von Versuchsbauten an der Universität fort, die neue Möglichkeiten computerbasierter Entwurfs-, Simulations- und Herstellungstechniken in der Architektur demonstrieren. Das Projekt wurde von Studierenden in einem interdisziplinären Team aus Architekten, Ingenieuren, Biologen und Paläontologen entwickelt und realisiert.

Ballonförmig vernäht wurden dünne Furnierplatten aus Buchenholz. Der Entwurf für die Segmentschalen ist der Natur abgeschaut und beruht auf einer Analyse der Konstruktionsmorphologie des Sanddollars, einer Unterart der Seeigel. Die Forscher stellten fest, dass die Verbindungen zwischen den Plattensegmenten der Seeigelschale nicht nur aus den bereits bekannten Fingerzinken, sondern auch aus zusätzlichen Faserverbindungen bestehen. Daher entwickelten sie ähnliche, textile Verbindungstechniken für die Architektur.

Insbesondere für dünne Sperrholzplatten sind kontinuierliche Verbindungen zu bevorzugen, da sie den Materialaufbau des Holzes weniger schwächen. Hierfür werden für gebogene Konstruktionen aus dünnen Furnierhölzern üblicherweise geklebte Verbindungen eingesetzt, die jedoch den Einsatz aufwendiger Formwerkzeuge voraussetzen. Zur Vereinfachung wurde ein Fertigungsprozess entwickelt, der die Verbindung, den Formschluss und das Presslaminat der individuell gebogenen Sperrholzplatten durch das Vernähen mit einer Industrienähmaschine ermöglicht, so die Projektbeteiligten.

Der Pavillon mit einer Grundfläche von 85 Quadratmetern schafft mit 151 Modulen einen Halbinnenraum, der die Topographie des Campusgeländes aufnimmt und sich zu den umliegenden Universitätsgebäuden hin öffnet. Wer die Konstruktion nicht in Stuttgart besichtigen kann, findet hier ein Video mit Einblicken und hier ausführliche Informationen.

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