Um Inspiration zu erfahren, braucht es vor allem Ruhe, Natur und Tapetenwechsel. Beides finden wir auf Spaziergängen. Im Leipziger Auwald ebenso wie auf Reisen. Dabei suchen wir nie konkret nach Inspiration. Denn diese stellt sich erst im Loslassen ein. Die Kunst besteht darin, den Berufsalltag hinter sich zu lassen und seiner Intuition und seinem Instinkt zu folgen. Als Ergebnis dieser Beobachtungen haben sich drei wesentliche Elemente herauskristallisiert: Präsenz, Vertrauen und Stille.
Präsenz
Die Dorflinde. Das Matterhorn. Skulpturen von Richard Serra. Kirchen, Tempel … Allen gemeinsam ist eine enorme Präsenz. Wir lieben diese kräftigen, einzigartigen und unverrückbaren Figuren. Sie treten hervor aus der Masse des Universellen und Austauschbaren, denn sie berühren uns. Sie sind beständig und dauerhaft. Diese konkreten Erlebnisse fließen bewusst und unbewusst in unsere Arbeiten ein, vor diesem Hintergrund entwickeln wir Architektur. Kein Haus gleicht dem Vorgänger. Jedes steht ganz selbstverständlich und fest verwurzelt. Konkret für nur eine Aufgabe an einem Ort geschaffen.
Vertrauen
Wir haben es alle, das sogenannte Bauchgefühl. Es entscheidet, ob wir einen Raum angenehm oder eher unangenehm finden. Erst im Nachgang folgt die Begründung über die Ratio. Aber was ist dieses Gefühl und worauf basiert es? Es ist unser Urinstinkt. Der intuitive Wunsch nach Schutz, Wärme und Geborgenheit. Vertraute Bilder, Materialien, Erinnerungen aus der Kindheit. Geschichten aus fernen Ländern. Handwerkliche Tradition, klassische Ordnung usw. Wir geben diesen Sehnsüchten und Erinnerungen einen festen Platz in unserer Architektur, sodass sie zu einem integralen Bestandteil des Gebäudes werden. In der Transformation des Vertrauten liegt für uns der Schlüssel für die gelungene Atmosphäre eines Hauses.
Stille
Ein Luxus in unserer immer lauteren und schnelleren Welt. Hier ist jedoch nicht zwingend die Abstinenz von Geräuschen gemeint, sondern die Vermeidung von unnötiger Ablenkung. Diese finden wir in weiten Landschaften, unberührten Schneefeldern, in Wüsten und in tiefen Wäldern. Doch auch in Bauwerken ist die Stille zu finden. Stille in der Architektur bedeutet für uns, sich auf die wesentlichen Dinge zu beschränken. Uns interessieren Bauwerke, die einen durch ihre Aura und Erscheinung zur Ruhe kommen lassen. Einfache geometrische Körper, denen unabhängig vom Maßstab ein Prinzip zugrunde liegt. Ob Iglus der Eskimos, Lehmhütten der Massai, einfache, archaische Stallgebäude oder die Pyramiden von Giseh. Stille in der Architektur ist die Kunst, die Zutaten, die ein Bauwerk benötigt, im richtigen Verhältnis einzusetzen.
Atelier ST, Leipzig
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