Es war nicht die große Reise, sondern ein Gang durch meine Stadt, der mir diesen traumhaften Blick auf einen Straßenzug des Wiederaufbaus der Kernstadt bescherte.
Kaiserslautern noch in Trümmern erlebt
Ich bin vor 78 Jahren in Kaiserslautern geboren und habe die Trümmer der Innenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg noch gut in Erinnerung. Ich war über 20 Jahre befasst mit Denkmalschutz und -pflege sowie der Planung und Gestaltung der Innenstadt. Ich kenne die Stadt, auch die Geschosse über der Schaufensterebene.
Ich habe die Menschen bewundert, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Energie an den Wiederaufbau gingen, dass oftmals die Planer mit der Bauentwicklung kaum Schritt halten konnten.
Nachkriegsmoderne ohne Einkaufstrubel
An einem Samstag 2020 war ich in der City und auf dem Markt zum Einkaufen und hatte noch Zeit, mit Muße durch die Fußgängerzone zu gehen. Die Auflagen zu Corona hatten schon gegriffen. Es gab nicht das übliche Samstagsgedränge in der Innenstadt.
An der Kreuzung Schneiderstraße/Eisenbahnstraße/Marktstraße musste ich plötzlich stehen bleiben. Ich erblickte den noch im Stil des Wiederaufbaus der 1950er-Jahre erhaltenen Gebäudezug. Ich kenne die Gebäude alle, habe sie aber noch nie so gesehen und schnell das Bild mit der Kamera festgehalten. Es stimmte alles: Die Fassaden waren alle hergerichtet, es gab keine störenden, den Maßstab sprengenden Werbeanlagen, keine Verschlimmbesserung der Architektur und die Sonne setzte in diesem Augenblick diesen Straßenzug ins beste Licht.
Es war der richtige Zeitpunkt, der richtige Ort und das richtige Licht. Es war an diesem Tag mein traumhaftes Erlebnis.
Dieter Burghaus, Architekt, Kaiserslautern
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