Petra Domke, Marion Goldmann
Die Ernst-Barlach-Realschule in Herford hatte der Architekt Friedrich-Wilhelm Schlattmeier in den späten 1960er-Jahren entworfen. Jetzt hat sie sein Sohn Karsten saniert. In der Schule wurden 2009 mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II Fassade und Fenster modernisiert. Zuvor hatte diese Schule den Ruf, mit ihren zugigen Fenstern das kälteste Lernhaus der Stadt zu sein. Die Stadt schätzt, dass sie durch den Wärmeschutz nach EnEV 2009 etwa 20 000 Euro pro Jahr spart. Außerdem hat sich das Bild dank der renovierten Fassaden nach außen hin grundlegend gewandelt. Bei Heizungsanlage, sanitären Einrichtungen und der Ausgestaltung der Räume blieb aber alles beim Alten.
Inzwischen sind mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II bundesweit viele Projekte angestoßen worden, zumal sie nach den Förderbestimmungen nur für zusätzliche, also nicht schon vorher geplante Projekte ausgegeben werden dürfen. Wo die Schwerpunkte liegen, zeigt ein Blick auf die ausgeführten Einzelmaßnahmen an Schulen. Sehr häufig nennen die Berichtslisten der Bundesländer Modernisierungen der Dächer und der Fenster; Flachdächer erhalten zusätzliche Wärmedämmungen und eine neue Abdichtung, Steildächer werden mit Dämmungen der obersten Geschossdecken ergänzt. Bei Fenstern reicht das Spektrum von der Überarbeitung der Fenster, wie in Baudenkmälern, über ausgetauschte Verglasungen bis hin zu komplett neuen Fenstern, speziell wenn frühere Stahlfenster mit Einfachverglasung gegen Leichtmetallfenster mit Zwei- beziehungsweise Dreifachisolierverglasung getauscht werden.
Das allein führt aber noch nicht zu einer durchgreifenden Verbesserung der Lernatmosphäre und ist keine Bildungsinnovation. In einem Aufruf vom Mai 2009 hat die Bundesstiftung Baukultur deshalb angemahnt, mit den Mitteln aus dem Konjunkturpaket II auch die „baukulturellen Qualitäten der Bildungsbauten sicherzustellen, um verbesserte pädagogische Voraussetzungen zu schaffen (…)“. Wegen des politisch gewollten Zeitdrucks – jedes geförderte Vorhaben muss noch in diesem Jahr begonnen werden – dürften für die meisten Schulsanierungen nach dem Zukunftsinvestitionsgesetz inzwischen alle Messen gesungen sein. Doch die Konzentration auf energetische Fragen darf für künftige Schulsanierungen nicht den Weg zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen energetischer sowie gestalterischer und pädagogischer Modernisierung versperren. Deshalb wollen jetzt einige Kommunen und Planer mit den Fördermitteln auch architektonische Chancen im Umgang mit den Schulbauten nutzen.
Ein Kernproblem bei dieser Auseinandersetzung ist die knappe Zeit, in der die Mittel des Konjunkturprogramms verplant und verbaut sein müssen. Ein zweites ist der jahrzehntelange Sanierungsstau. Das vorhandene Budget der Städte und Kommunen reicht trotz Finanzspritze aus dem Konjunkturpaket nicht aus, um die notwendigen Sanierungen an den Bildungsbauten auszuführen.
Wie zum Beispiel in Essen: Koscha-ny+Zimmer Architekten sind hier mit der energetischen Sanierung mehrerer Schulen beauftragt. Architekt Hans Protsch: „Das Problem ist, dass es für eine Handvoll Schulen ein viel zu kleines Budget gibt. Hier können nur die energetisch wirksamsten Maßnahmen realisiert werden.“
Und die beschränkten sich dann im Wesentlichen auf den Austausch alter Fenster sowie die Dämmung der Außenwände und des Dachs. Dass eine ansprechende Gestaltung dabei nicht zu kurz kommen muss, wird an der Carl-Funke-Schule deutlich. Den Wärmeschutz der Betonflächen hat man durch ein Wärmedämmverbundsystem verbessert. Damit trotz des dicken Dämmpaketes die ursprüngliche Struktur des Baukörpers erkennbar bleibt, hat man auf eine differenzierte Farbgebung der Betonstützen und der dazwischenliegenden Flächen zurückgegriffen. Aber auch hier musste das Innere der Schule unverändert bleiben.
Petra Domke ist freie Fachjournalistin in Berlin.