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Königsweg Serieller Wohnungsbau?

Der nach wie vor große Mangel an Wohnraum in vielen deutschen Städten ist bedrückend. Wie Städte gegensteuern und was zu tun ist.

01.12.20163 Min. Kommentar schreiben

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Text: Karin Loosen

Der nach wie vor große Mangel an Wohnraum in vielen deutschen Städten ist bedrückend. Zugleich ist festzustellen, dass Politik, Verwaltung, Bauwirtschaft und Architekten auf die Herausforderung reagiert haben. In den Metropolen wurden Programme aufgelegt, die allmählich Wirkung zeigen. Doch es zeigt sich auch: Vor allem Besserverdienende profitieren. Der Boom geht an Bürgern, die einerseits keinen Anspruch auf geförderten Wohnraum haben, andererseits jedoch keine Anfangsmieten von zwölf Euro in normaler Wohnlage zahlen können, vorbei.

So stellt sich immer drängender die Frage, wie kostengünstige frei finanzierte Neubauwohnungen geschaffen werden können. Auf der Suche nach den Ursachen für die hohen Neubaumieten neigt die Politik naturgemäß dazu, ausschließlich jene Aspekte in den Fokus zu nehmen, für die sie nicht selbst die Verantwortung trägt: Sie moniert zu hohe Planungskosten, zu komplexe Planungen, zu aufwendige Gebäude und fordert als Ausweg eine Typisierung und Standardisierung beim Planen und Bauen.

Die Architektinnen und Architekten werden sich dieser Diskussion sicher nicht entziehen. Ganz im Gegenteil – die Planer wissen: Ein Diskurs über den Wohnungsbau und die ihn beeinflussenden Faktoren ist überfällig. Serielle und standardisierte Lösungen können dabei – verantwortungsbewusst und qualitätsvoll geplant – einen Beitrag zur Senkung von Baukosten leisten. Hierfür muss jedoch genau definiert werden, was eigentlich unter Typisierung und Standardisierung zu verstehen ist. Wir dürfen keinesfalls zu einem uniformen Wohnungsbau zurückkehren, bei dem immer gleiche Bauten aneinandergereiht werden und gestalterische, städtebauliche und stadtplanerische Aspekte zu kurz kommen.

Und es ist festzuhalten, dass kostengünstiger Wohnungsbau an vielen weiteren Faktoren scheitert: Ein begrenztes Flächenangebot führt zu einer Verteuerung der Grundstücke. Hier sind die Städte in der Pflicht, gegenzusteuern und eine aktivere Bodenpolitik zu betreiben, indem sie verstärkt Bauland ausweisen und es zu moderaten Preisen veräußern. Auch langwierige Bebauungsplanungsverfahren und teilweise problematische und zeitintensive Genehmigungsverfahren verteuern die Planung. Sie resultieren nicht nur aus komplizierten Abläufen, sondern auch aus einer zu geringen Personaldecke in den Ämtern. Schließlich trägt die Politik mit immer neuen und stetig steigenden Standards und Auflagen zu den Kostensteigerungen bei. Beherzte Schnitte in den Vorschriftendschungel scheinen geboten.

Eine tabulose Überprüfung aller kostentreibenden Faktoren im Wohnungsbau wäre also dringend erforderlich. Mehr noch: Wir dürfen nicht allein über Kosten reden, sondern müssen sie in Beziehung zu anderen Aspekten setzen: Qualitäten, sozialen Aspekten, Städtebau, Nachhaltigkeit. Wie groß sollten Wohnungen heute sein? Wie sehen kluge Grundrisse aus? Welche Ausstattung ist sinnvoll? Was ist unbedingt erforderlich, was entbehrlich? Nur eine Debatte, die nicht nur die Kostenfaktoren, sondern auch Qualitäts-, Akzeptanz- und Nachhaltigkeits-Gesichtspunkte umfasst, wird zu günstigen und lebenswerten neuen Wohnungen führen. Zur Erreichung dieses Ziels sind auch neue Bündnisse und Kooperationen nötig. Die Hamburgische Architektenkammer arbeitet, wie andere Länderkammern auch, hierfür mit Behörden und städtischen Wohnungsbauunternehmen eng zusammen. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse.

Karin Loosen, Präsidentin der Hamburgischen Architektenkammer.

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