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Zurück Nachwuchs-Kolumne #216

Raummodule im ersten Semester: Schutz versus Offenheit

Ankommen, Einlassen, Aneignen: Das war das Motto eines Projekts der HAWK-Fakultät Bauen und Erhalten in Hildesheim. Studierende im ersten Semester verschafften sich dabei Zugang zur Architektur mit lebensgroßen Raummodulen, die einzeln aber auch miteinander funktionieren sollten.

Von: Johanna Lentzkow
Johanna Lentzkows Lieblingsthemen sind das Bauen im Bestand, Entwürfe von...

14.08.20243 Min. Kommentar schreiben
Studierende arbeiten in Gruppen an Tischen
Studierende des Bachelorstudiengangs Architektur konzipieren und bauen eine Raumlandschaft aus acht Modulen im menschlichen Maßstab in der Aula der HAWK in Hildesheim.

Ich kann mich erinnern, dass man zu Beginn des Studiums zunächst vor die Herausforderung gestellt war, erst mal Zugang zur Architektur zu finden. Was will ich schaffen? Was sind gute Raumabfolgen? Wieso sind sie das? Mit verschiedenen Projekten zum Thema Lichtraum, Luftraum und schließlich „Räumling“ habe ich mich damals in 1:100 Modellen zusammen mit meinen Kommiliton:innen unserem neuen Interessensgebiet genähert.

Studierende der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim verfolgten in ihrem Erstsemesterprojekt einen ähnlich abstrakten Ansatz und setzten diesen sogar in lebensgroßen Raumskulpturen im Maßstab 1:1 um.

Bildcollage mit Meeresblick
Ausblick auf den persönlichen Sehnsuchtsort: Der „Dünenkorb“ von Christopher Rios Brinkop, Leonardo Colianni, Iunsir Armani Dogun, Justin Hausmann, Bennet Künzler, Kilian Liebmann, Louis Rätschuh, Philipp Rose, Daniel Trifan, Mika Vogt, Felix Quinte. Foto: HAWK

Geschützt, aber mit schönem Ausblick

Die Aufgabe bestand darin, ein Modul, beziehungsweise einen Innenraum zu schaffen, der die Privatsphäre schützt und gleichzeitig Ausblick auf einen persönlichen Sehnsuchtsort bietet. „Die zu erstellende Raumlandschaft dient gleichermaßen dazu, einen Zugang zur Welt der Architektur zu finden und ist Sinnbild für den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt der Studierenden,“ erklärt Till Böttger. Im Team zusammen mit Ulrike Knauer, Christoph Hall und Thomas Kauertz leitete er die Studierenden an.

Grundlagen für das Erstsemesterprojekt konnten sie aus Erkenntnissen der Fremdheitsforschung gewinnen, indem sie sich mit ihren Denkweisen zum Thema des Eroberns und Sich-Lösens aus Vertrautem im Vorhinein auseinandersetzten. „Jeder Studierende brachte persönliche Fotos von Sehnsuchtsorten ein, die als Basis für die Konzeptentwicklung dienten.“, so Student Leonardo Colianni.

Raummodule passen aneinander

Innerhalb von drei Tagen wurden die Gedanken und Ideen zu begehbaren und somit unmittelbar erfahrbaren Raumskulpturen. Mit handwerklicher Unterstützung von Mona Forstmeier, Luca Stolle und Paul Nicklas bauten die Studentinnen und Studenten aus weißer Wellpappe und Dachlatten, die als Teil eines Wiederverwendungsprozesses von der Modellbauwerkstatt bereitgestellt wurden, ihre Visionen.

Da alle Interventionen basierend auf einem 300-Millimeter-Raster erstellt wurden, entstand eine große zusammenhängende Raumlandschaft, die auch spannende Zwischenräume im Halbprivaten schaffte und die Kommunikation mit benachbarten Modulen ermöglichte.

Erstsemesterprojekt Teil eines Buches

Diese Kompatibilität war gefordert und stellte die Studierenden vor eine große Aufgabe, wie Leonardo Colianni beschreibt: „Die Herausforderung lag darin, ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Privatsphäre auf der einen und den Verbindungen zwischen den einzelnen Modulen auf der anderen Seite zu finden.“ Ebensolche Phänomene und Mehrdeutigkeiten machte auch ein Buch zum Thema. Ergebnisse des Erstsemesterprojekts lassen sich in dem erst kürzlich erschienen Buch RE/VERSIONEN nachlesen.

RE/VERSIONEN. Künstlerische und wissenschaftliche Verfahren der Un/Eindeutigkeit.
Jamila Arenz, Veronika Darian, Jessica Hölzl (Hrsg.).
Neofelis Verlag, 2024
264 Seiten, 24 Euro

 


Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Luisa Richter und Lorenz Hahnheiser.

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