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Maggie’s Centre: Hängende Gärten in Leeds

Architektur kann besonders auf kranke Menschen positiv wirken. Aus dieser Überzeugung werden Maggie’s Centres gebaut: Anlaufstellen für Krebspatienten, entworfen von namhaften Architekten

Von: Lars Klaaßen
Lars Klaaßen betreut als freier Redakteur vor allem Interviews und...

06.11.20204 Min. Kommentar schreiben

 

Pavillons, auf verschiedenen Ebenen angeordnet, formen einen einladenden offenen Innenraum, der sich zu allen Seiten mit immer neuen Perspektiven öffnet. Mit wohnlicher Einrichtung, integrierter Beleuchtung und natürlichen Materialien will sich die Architektur zugänglich zeigen und psychologische Schwellen für ihre Nutzer abbauen helfen. Das neue Maggie’s Centre in Leeds führt fort, was seit 1997 bereits 25 Mal auf völlig unterschiedliche Arten realisiert worden ist.

Maggie’s Centres sind Anlaufstellen für Krebspatienten, die von einer gemeinnützigen Initiative, dem Maggie Keswick Jencks Cancer Caring Trust, kurz Maggie´s, gebaut und betrieben werden. Maggie Keswick war wie ihr Mann, der Architekturkritiker Charles Jencks, von der positiven Wirkung von Architektur besonders auf kranke Menschen überzeugt. Viele Maggie’s Centres wurden von namhaften Architekten entworfen, so Frank Gehry, Zaha Hadid, Richard Rogers, Sir Norman Foster. Das 26. Maggie’s Centre entstand in Leeds nach einem Entwurf des Architekturbüros Heatherwick Studio aus London.

Maggie’s hat wenig Platz und sechs Meter Gefälle

Das kleine Grundstück, das am Rande des Universitätskrankenhauses in Leeds für das Maggie’s Centre vorgesehen war, hatte sechs Meter Gefälle und war der letzte grüne Fleck auf dem Gelände. Die Architekten von Heatherwick Studio entwarfen hierfür ein Bauwerk aus drei ineinander verschachtelten Pavillons mit begehbaren hängenden Gärten. Die Landschaftsarchitekten ließen sich von den nahegelegenen Wäldern Yorkshires inspirieren und legten einen Garten mit einheimischen Sträuchern und Bäumen an. Für die Architekten war es ein Anliegen, mit der vielseitigen Bepflanzung und den natürlichen Baumaterialien eine außergewöhnliche und anregende Umgebung für die Besucher in ihrer schwierigen Krankheitsphase zu schaffen.

Die Lage des Grundstücks direkt an der Zufahrt zur Notambulanz zwang die Planer zu einer Konstruktion mit komplett vorgefertigten Elementen, um die eigentliche Montagezeit so kurz wie möglich zu halten. Die Architekten entwarfen daher für ihr Projekt eine Struktur aus vorgefertigten Holzbau-Elementen, die mit minimaler Störung für den Krankenhausbetrieb auf einer Betonplatte montiert werden konnten. Die drei Pavillon-Kerne sollten dabei von konsolenartigen Holzfinnen umspannt werden, die das Dach tragen. Für die freigeformte Holzkonstruktion holten sich die Architekten die Schweizer Spezialisten von Blumer-Lehmann ins Team.

Tragstruktur aus Holzfinnen und Holzstützen

„Wir kamen im März 2017 zunächst zur Beratung dazu“, erinnert sich Mathias Marti, Projektleiter bei Blumer Lehmann. „Dann haben wir uns in Workshops mit den Architekten und den anderen Gewerken zusammengesetzt und den Entwurf gemeinsam bis zur Konstruktionsreife weiterentwickelt.“ Die Tragwerksplanung entwickelte das Team, wie schon bei vielen anderen Projekten, gemeinsam mit den Ingenieuren von SJB Kempter Fitze. Dabei stellten natürlich die gewaltigen Dachgärten mit der hohen Last einer 80 cm dicken Pflanzschicht und dem geplanten Baumbewuchs eine Herausforderung dar.

Die Holzfinnen als prägendes architektonisches Element sollten sternförmig um die Pavillons angeordnet und mit den Wandelementen als biegesteife Ecke verbunden werden. Keine der 120 Holzkonsolen trifft im gleichen Winkel auf die Wand wie die anderen, sodass für jede Holzfinne ein individueller Gehrungsschnitt gewählt werden musste. Insgesamt 240 Brettschichtholz-Elemente wurden dafür in der Schweiz gefräst und bis zur Montage gelagert. Die Pavillons mit ihren runden Ecken waren ebenfalls in den Schweizer Werkshallen in Holzrahmenbauweise vorgefertigt worden, auch die Installationen waren in den 24 Wandelementen schon integriert oder zumindest vorbereitet.

Aus Brandschutzgründen und wegen der Materialästhetik war das Planungsteam von den ursprünglich geplanten Stahlstützen auf schlanke Holzstützen aus Baubuche umgeschwenkt; die 27 Rundstützen mit einem Durchmesser von 200 Millimetern waren bis zu sieben Meter lang und wurden schon in der Schweiz mit einem Anstrich aus weißpigmentiertem Öl versehen. Auch die freigeformten Treppen wurden von Blumer Lehmann aus Buchenholz im Werk vorproduziert.

In einem weiteren Beitrag setllen wir zehn weitere Maggie´s Centres mit Fotogalerien vor.

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