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Mobile Architektur

Solange man entwirft, ist noch alles möglich. Doch wenn man sich für eine Lösung entschieden hat, muss man mit deren Vor- und Nachteilen leben. Oder? Ein Kölner Architekturbüro hat beschlossen, sich einfach nicht festzulegen

Von: Frank Maier-Solgk
Frank Maier-Solgk ist von der Gartenkunst auf die Architektur gekommen....

29.11.20196 Min. Kommentar schreiben

Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Sowohl als auch“ im Deutschen Architektenblatt 12.2019 erschienen.

Architektur ist auch eine Art von praktischer Wissenschaft. Ihre Aufgabe besteht nicht selten darin, den alltäglichen, den sogenannten „kleinen“ Wünschen und Bedürfnissen Raum zu geben, das heißt, eine Funktionsanalyse des Lebens aus humaner Perspektive vorzunehmen und dann entsprechende architektonische Lösungen zu finden. Zu solchen menschlichen Bedürfnissen kann zum Beispiel der frühabendliche Blick aus der Wohnung auf den Sonnenuntergang gehören, das kleine Stück heimischer Urlaubsatmosphäre, Stichwort Balkonien. Die „ungewöhnliche“ architektonische Leistung bestünde in solchen und ähnlichen Fällen dann darin, diesem Wunsch einen Raum zu schaffen, auch wenn eigentlich gar kein Platz hierfür vorhanden ist.

Das einschlägige Beispiel hierzu findet sich in einer innenstadtnahen, locker bebauten Siedlung aus den 1950er-Jahren in Köln. Es handelt sich um ein von einer dreiköpfigen Familie bewohntes Reihenhaus – Erdgeschoss, Obergeschoss und großes Satteldach (Neigung 32 Grad) –, dessen Problem darin bestand, dass die Erdgeschossräume ab dem frühen Nachmittag aufgrund des unmittelbar benachbarten Baumbestandes keine direkte Sonneneinstrahlung erhielten. Weder die Fassade noch die Raumaufteilung durften jedoch aus Denkmalschutzgründen verändert werden. Und in dem zwar geräumigen, aber niedrigen Dachraum, der über keinen Kniestock verfügte, waren ebenfalls nur kleinformatige Dachöffnungen zugelassen. Die entscheidende Frage für den Kölner Architekten Gerhard Kalhöfer bestand daher nicht nur darin, wie dieser Raum dennoch mehr Licht erhalten könne, sondern auch darin, Raumlösungen zu finden, die über den üblichen Stauraum hinaus zu einer Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten führen könnten.

Die gefundene Lösung bestand zunächst in der Vergrößerung der lichten Raumhöhe (dafür wurde der hohe Bestandsestrich weggebrochen und ein minimaler Estrich mit einer Epoxidharzbeschichtung aufgebracht). Der Clou aber bestand in einer Kombination aus Dachöffnung und flexiblen, weil mobilen Einbauvorrichtungen. In die nach Südwesten gerichtete Schräge wurden zwei größtmögliche separate Fenster (circa 90 Zentimeter Breite) mit nach außen (90 Grad) zu öffnenden Fensterflügeln eingebaut. Im Hinblick auf neue Nutzungen entwickelte der Architekt für den Innenraum zwei aus Stahlprofilen gebildete, an die Dachneigung und Breite der Fenster angepasste Gestelle, die sich entlang der Schräge verschieben lassen und den Gesamtraum neu strukturieren.

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