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Der Sieger-Entwurf „Urban Jungle“ von Constance Bonde und Franziska Klinz geht weit über das einfache Umfunktionieren eines Hotels zu Wohnraum hinaus.
Constance Bonde, Franziska Klinz
Beim seriellen und modularen Bauen stellt sich oft die Frage, wie flexibel die Systeme hinsichtlich einer späteren Nutzungsänderung tatsächlich sind. Um das Potenzial, das in der Bauweise steckt, exemplarisch einmal durchzuspielen, lobte der Bundesverband Bausysteme 2021 einen Studierendenwettbewerb aus.
Dass sich daran insgesamt zwölf Universitäten und Hochschulen beteiligten, zeigt auch das Interesse der Ausbildungsstätten an dem Thema. Die Teilnehmer wiederum bewiesen, dass funktional und ästhetisch überzeugende Lösungen möglich sind.
Die Aufgabe: erst temporär, dann stationär
Für Großveranstaltungen wie beispielsweise eine Bundesgartenschau sollte ein Hotel in Modulbauweise oder einer hybriden Modulbauweise entwickelt werden, das bereits beim Entwurf eine Folgenutzung als Wohngebäude berücksichtigt und möglichst einfach umzubauen ist.
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Aufgrund der flexibel angelegten Gebäudestruktur kann ein ganzes Areal zum Leben und Wohnen entstehen, ein „Urban Jungle“ eben.
Constance Bonde, Franziska Klinz
1. Preis: Urban Jungle
Mit dem „Urban Jungle“ (1. Preis) entwarfen die Architekturstudentinnen der Fachhochschule Münster Constance Bonde und Franziska Klinz nicht nur ein Hotel, das sich zu Wohnungen umfunktionieren lässt. Sie planten ein ganzes Areal für junge Familien und Singles, das sich in das innerstädtische Umfeld einfügt.
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Die Planung basiert auf zwei Holzmodulen in verschiedener Größe, die später zu drei Wohnungstypen zusammengesetzt werden können.
Constance Bonde, Franziska Klinz
Die gesamte Gebäudestruktur ist flexibel erweiterbar. In Richtung Süden können weitere Geschosse errichtet werden. Mit eingebunden in den Entwurf sind Flächen für die Gartennutzung und Vertical Farming. Sechs Module sind vorgesehen für die Ansiedlung eines Food Market. Darüber hinaus ist Platz für ein Restaurant, einen Shop für lokale Produkte aus dem Vertical Farming sowie einen Teeladen. Die Planung basiert auf zwei verschieden großen Holzmodulen, die später zu Wohnungen mit 61, 90 oder 123 Quadratmetern zusammengesetzt werden können.
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Der „Entwurf 34 – Hotel“ von Kaya Perdek und René Schmitz berücksichtigt Flächen für Urban Gardening und andere Bereiche, die gemeinschaftlich genutzt werden können.
Kaya Perdek, René Schmitz
2. Preis: 34 – Hotel Wohnen
Das Gebäudeensemble „34 – Hotel Wohnen“ (2. Preis), entworfen von Kaya Perdek und René Schmitz (FH Münster), bildet einen Rahmen mit einer zu einem begrünten Innenhof gerichteten offenen Seite. Das schützt die Nutzer vor dem innerstädtischen Lärm. Der Innenhof soll für Urban Gardening sowie als Gemeinschaftsfläche für Gäste, Restaurantbesucher und anschließend von den späteren Bewohnern genutzt werden. Durch die abgestufte Anpassung der Dächer an die Nachbargebäude entstehen zusätzliche Aufenthaltsbereiche.
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Auf einem massiven Sockel werden die Holzmodule aufgestapelt.
Kaya Perdek, René Schmitz
Das Erdgeschoss ist als Massivbau-Konstruktion aus Sichtbetonfertigteilen geplant und dient als Basis für die Holzmodule aus Brettschicht-Sperrholz, die nach oben hin terrassenförmig aufgestapelt werden. Die Kombination der Materialien ergibt eine Fassadengestaltung, die mit dem Kontrast zwischen offener Modulrasterung und monolithischen Fassadenflächen spielt. Da neben den Holzmodulen auch Dämmung, Fassadenteile und Dachdeckungselemente möglichst vorfabriziert zur Baustelle geliefert werden, können Modulbauer bei dieser Lösung die Vorteile der Vorfertigung bis zu 95 Prozent ausspielen.
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