Wir Menschen neigen dazu, alles umzusetzen, was geht – weil es geht. Doch die Dinge haben die Tendenz, sich zu verselbstständigen. So ist Technik, die zunächst eine Erleichterung war, längst zur Last geworden. Lüftungs- und Heizungsanlagen wollen finanziert, installiert, gewartet und repariert werden – und nicht zuletzt auch korrekt bedient.
Vielschichtige Wandaufbauten versprechen Perfektion, erzeugen aber schon beim Einbau lange Wege und viel Müll. Tausende Normen regeln die Planung zu Tode, nach der Devise: Bloß keinen Fehler machen.
Dass unter diesen Umständen überhaupt noch elegante und herausragende Architektur entsteht, ist eigentlich ein Wunder. Zugleich wächst aber bei vielen der Wunsch, sich wieder mehr auf den gesunden Menschenverstand und die eigene Erfahrung verlassen zu können – ohne gleich gefühlt mit einem Bein vor Gericht zu stehen. Architekten wie Florian Nagler bilden die Spitze einer Bewegung der neuen Einfachheit, die angetreten ist, Effizienz neu zu definieren.
Ihr Ziel ist eine unkomplizierte, langlebige und ästhetische Architektur. Die muss nicht aussehen wie im Mittelalter – ist sich aber auch nicht zu schade, auf historisch bewährte Taktiken wie beispielsweise dicke Wände oder Fachwerk zurückzugreifen. Wie Sie hier sehen, geht es dabei auch darum, vorurteilsfrei auszuprobieren und Ideen weiterzuentwickeln.
Die Initiative der Architektenkammern für einen Gebäudetyp E will das mit einem neuen – einfacheren – rechtlichen Rahmen unterstützen. Wie das genau funktionieren soll und wo es bereits zur Anwendung kommt, lesen Sie hier.
Dr. Brigitte Schultz, Chefredakteurin
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