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Herr Haimerl, welche Sehenswürdigkeiten in München können Sie unseren Leserinnen und Lesern empfehlen, wenn Sie mal aus den Messehallen der BAU raus und in die Stadt rein wollen?
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten für mich in München ist die Theatinerkirche. Sie ist die erste im Stil des italienischen Hochbarocks erbaute Kirche in Altbayern. Als Eingang zur Ludwigstraße, mit ihrer Freundlichkeit und Wärme, ihrer Plastizität der Verzierungen ist sie wichtig für das Münchner Stadtbild. Ich mag das Ornamentale der Kirchtürme und wie sich Schnecken unter den Turmhelmen in den Himmel kringeln, wie sich Architektur und Außenraum zusammentun.
Auf dem obersten Deck der Salvatorgarage steht man diesen Turmschnecken direkt gegenüber. Die Fassade ist nach oben hin aufgelöst, sodass sich Luft und gebaute Form verschränken.
Gibt es eine persönliche Anekdote, die Sie mit dieser Kirche verbinden?
Ich war dort als ein Gottesdienst in lateinischer Sprache gefeiert wurde. Ich war jedoch nicht als Gläubiger da, sondern nur als Besucher oder eher als Zuschauer und war nicht Teil des katholischen Ritus. Der Weihrauch zog im hellen Licht an den weißen Formen vorbei und formte einen weiteren imaginären Raum. Der Ritus in lateinischer Sprache abstrahierte das Geschehen weiter: Der weiße Raum im Weihrauch war abstrakt und magisch zugleich.
Gibt es einen Ort in München, den Sie mit einem bestimmten Gefühl oder einem bestimmten Gedanken verbinden?
Der Münchner Südfriedhof, in dessen Nähe ich wohne und meine ganze Münchner Zeit auch gewohnt habe, ist mir wichtig. Er ist heute ein besonderer Park: Man begegnet über die Gräber Persönlichkeiten, welche die Stadt geprägt haben – auch vielen Architekten. Besonders beeindruckt mich die Wiederherstellung durch Hans Döllgast. Er hat äußerst sensibel und eigenständig und trotzdem prägend und einprägsam als Architekt agiert, er hat Geschichte aufgenommen und schöpferisch neu erfunden.
An welchem Beispiel können Sie dies veranschaulichen?
Da wird ein Regenrohr zum Pilaster, aus vorher nicht da gewesen Öffnungen in der Friedhofsmauer schwappt Grün in den Stadtraum hinaus. Das Provisorium wurde zur Architektur. Hans Döllgast hat meinen Umgang mit alter Bausubstanz geprägt und so denken seine Gedanken meine Bayerwaldhäuser mit.
Wo in München wird für Sie schon heute das Motto der Messe BAU „Die Zukunft des Bauens“ sichtbar?
Immer noch am Olympiastadion – trotz Allianzarena! Es steht für Demokratie, Offenheit, Mut und Innovationskraft. Eigenschaften, die uns gerade etwas fehlen und die wir aber wieder bräuchten.
Was ist für Sie die Zukunft des Bauens?
l’architecture pour l’architecture! We need disruption without construction.
Haben Sie ein Lieblingscafé oder -restaurant, das Sie unseren Lesern verraten würden?
Da gibt es nicht das eine. Bei mir gilt: Je lauter das Geschrei im Gastraum, umso besser! Gaststätten mit Monoblocks im Außenraum betrete ich nicht.
Was speisen Sie denn am liebsten in einer Gaststätte?
Ich esse Nizza Salat immer und überall – aber ohne Bohnen.
Sie sind erfolgreicher Einzelkämpfer, wie sind Sie dorthin gekommen, wo Sie heute stehen?
Ich kann nur tun, was ich selbst für richtig halte und was mich interessiert. Ich versuche, mit jedem Bauvorhaben eine technische Innovation umzusetzen. Darf diese nicht sein, baue ich nicht.
Warum darf man niemals aufgeben?
Man muss aus dem Nichts heraus anfangen. Anfangen ist schwieriger als aufgeben. Aufgeben muss man, wenn das, was man tut, keinen Sinn macht.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihrem jüngeren Ich einen Rat geben, welcher Rat wäre das?
Vertraue nicht auf Ratschläge anderer und folge deiner Intuition.
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