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Im Bus und im Hallenbad

Im Rahmen der Initiative „big beautiful buildings“ öffnen nachkriegsmoderne oder brutalistische Meisterwerke im Ruhrgebiet ihre Türen. Im September führen Bustouren zu Wohnexperimenten oder zu Bauwundern aus Beton. In Dortmund ist eine Ausstellung über private Hallenbäder zu sehen – natürlich in einem privaten Hallenbad.

29.08.20183 Min. Kommentar schreiben
Die Ruhr-Universität Bochum (Entwurf: Hentrich und Petschnigg, Düsseldorf) war bei der Fertigstellung 1965 die erste Hochschule im Ruhrgebiet. (Foto: BLB NRW/Jörg Fallmeier)

Gerade im Kulturerbejahr 2018 verdienen auch die Großstrukturen der Boom-Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg Aufmerksamkeit. Schließlich gehören auch sie zu unserem Bestand und längst nicht alle sind teure Sanierungsfälle. Viele sind beliebter Wohnort oder bekanntes Wahrzeichen. Besonders viele „Big Beauties“ findet man im Ruhrgebiet. Auf der Website des Projekts „big beautiful buildings“ von StadtBauKulturNRW und der TU Dortmund werden Bauwerke wie die Grugahalle in Essen, die (gescheiterte) Wohnvision Habiflex in Wulfen, das Rathaus Marl oder das Terrassenhaus Girondelle in Bochum mit Bildern und Texten porträtiert und auf einer Karte vermerkt. Ebenfalls auf der Website zu finden ist das vielfältige Programm der Kampagne, das Besucher bis zum 21. September in ausgewählte Bauwerke führt und diese als Bühne für Musik-, Film-, Vortrags- oder Kunst-Veranstaltungen nutzt.

Der Bund Deutscher Architekten (BDA) Dortmund Hamm Unna und das Architekturbüro Schamp & Schmalöer organisieren zwei Ausstellungen in der Sckellstraße und bespielen damit wesentliche Elemente einer städtebaulichen Idealplanung, die am südlichen Innenstadtrand Dortmunds zur Bundesgartenschau 1958 entwickelt und bis Mitte der 60er Jahre realisiert wurde. Das für die Bauzeit ungewöhnlich intakte Ensemble erlaubt Einblicke in das wiedergewonnene Selbstbewusstsein und die Wohlstandsvorstellung der Nachkriegsgeneration.

In einem unterirdischen Schwimmbad, das 1966 vom Architekten Wilhelm Menne unter dem Garten des acht Jahre älteren Hauses von Karl Quebbemann platziert wurde, zeigt das veranstaltende Büro Fotos aus der von Richard Schmalöer herausgegebenen Buchpublikation „Schwimmen in Geld – private Hallenbäder des deutschen Wirtschaftswunders“. Wohl kaum ein anderer Bautyp vermag deutlicher zu dokumentieren, wie sich die junge Bundesrepublik von den 50er- bis zu den 70er-Jahren gewandelt hat, wie schnell aus den Krisenjahren wieder ein gehobener Lebensstandard, wenn nicht sogar eine gewisse Dekadenz erwachsen ist. Eine Klanginstallation begleitet und untermalt die Schau.

Nebenan, im ehemaligen Goethe Gymnasium, das in Kürze zu Wohnungen umgebaut wird, zeigt der BDA die Ausstellung „Doppelplusmodern“. Die Berliner Künstler Alekos Hofstetter und EVOL beschäftigen sich in ihren Arbeiten – Zeichnung und Installation – mit der Architektur der 60er- und 70er-Jahre.

StadtBauKultur NRW bietet an allen Wochenenden im September kostenfreie, geführte Bustouren zu den schönsten und schrägsten Wohnexperimenten und Betonbeauties an. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

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