Das kleine Haus Pungs ist ein selterner Fall, denn ... (Klicken für mehr Bilder)
In Kleinmachnow, südlich von Berlin, ließ Elisabeth Pungs 1931 ihr kleines Wohnhaus konsequent im Stil des Neuen Bauens errichten. Dort zog sie mit Ihrem zweiten Mann Friedrich Joseph und ihrem Sohn aus erste Ehe ein. In Ihrem Haus veranstaltete Elisabeth Pungs regelmäßig Gesprächskreise zu Literatur, Kunst und auch Politik, was zur Beobachtung durch die Nationalsozialisten führte.
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Modernes Einfamilienhaus ganz bescheiden
In dieser stilistischen Reinform findet man Häuser wie dieses nur selten. Die frühe Moderne ist vor allem in Form von Villen, die sich wohlhabende Bauherren von prominenten Architekten bauen ließen, erhalten. Die übergroße Mehrheit der in den 1920er und -30er Jahren entstandenen Einfamilienhäuser präsentiert sich in einer gemäßigten, wenn nicht sogar konservativeren Ausführung – auch wenn sie sich an Elementen der Moderne bedienen. Hier sticht das mit rund 100 Quadratmetern Wohnfläche bescheidene Haus Pungs hervor.
Sanierungsbedürftig aber viel Originalsubstanz
Als es aus diesem Grund 2017 unter Denkmalschutz gestellt wurde, befand sich das Gebäude in einem verwohnten und sanierungsbedürftigen Zustand. Elisabeth Pungs hatte das Haus 1936 verkauft und war nach Wilmersdorf gezogen. Ab den 1950er-Jahren wurde das Gebäude von einer Familie bewohnt und stand ab 2014 leer. In seiner Grundstruktur ist es aber erhalten geblieben. 2018 beauftragten die neuen Eigentümer das Berliner Büro Müller-Stüler und Höll mit der Instandsetzung und Sanierung des Gebäudes, in dem sich immerhin noch viele originale Details fanden, etwa die Kugelgriffe der Innentüren. Eindringendes Niederschlagswasser hatte die Holzbalkendecken beschädigt. Immerhin zeigten sich die hölzernen Fußbodenbeläge aus Eichenparkett und Kieferndielung grundsätzlich in einem erhaltungswürdigen Zustand. Alle Holzfußböden sind repariert, aufgearbeitet und die Dielung im Obergeschoss sowie die Geschosstreppe wieder deckend lackiert.
Anfangs (um 1932) steht das Haus Pungs noch auf freiem Feld. (Klicken für mehr Bilder)
Historische Materialien und Farben erhalten
Die im Erdgeschoss vorhandenen Natursteinbeläge aus Solnhofner Platten wurden geborgen, die wiederverwendbaren Platten geschliffen und nach der Sanierung der Deckenkonstruktionen artgleich ergänzt und wiederverlegt. Alle Fenster sind nun wiederaufgearbeitet, die Innenflügel mit Isolierglas und Klemmdichtungen versehen und gemäß des historischen Farbbefunds neu lackiert. Die nach 1945 mit Glasausschnitten und Sichtholzfurnieren versehenen Türen sind wieder mit glatten Türblättern versehen und deckend lackiert. Verlorengegangene Fenster- und Türbeschläge haben die Architekten ergänzt oder sinngemäß erneuert.
Sanitär und Elektrik erneuert
Das Gäste-WC und das Badezimmer im Obergeschoss erhielten (nach der der Erneuerung der Installationen und Sanitätobjekte) Fliesenbeläge nach historischem Vorbild. Die Heizungsanlage erneuerte man ebenfalls vollständig und baute eine Gasbrennwerttherme mit Warmwasserspeicher ein. Hinter den Bakelitschaltern und -steckdosen nach historischem Vorbild befinden sich nun Elektroinstallationen auf heutigem technischem Stand.
Sogar auf den zweiten Blick wirkt das Haus nun wieder wie 1931, als Elisabeth Pungs kurz vor dem Einzug stand.
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