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Für gelungene Schulbauten

Zwei Neuerscheinungen nähern sich ganz unterschiedlich den Zusammenhängen und Wechselwirkungen von Bildung, Architektur und Städtebau.

31.05.20174 Min. Kommentar schreiben

Text: Simone Hübener

Für das Buch „Gebaute Bildungslandschaften“ braucht es zunächst etwas Zeit, um sich in die wissenschaftlichen Texte einzulesen. Ist das gelungen, öffnet sich ein breites Spektrum von Analyseergebnissen über Zitate bis zu Projektvorstellungen. Grundlage ist das Forschungsprojekt „Lokale Bildungslandschaften und Stadtentwicklung – Schnittstellen und Verflechtungen“, eine Kooperation des Fachgebiets Städtebau und Siedlungswesen der TU Berlin mit dem Siegener Zentrum für sozialwissenschaftliche Erziehungs- und Bildungsforschung. Das interdisziplinäre Team aus Erziehungs- und Planungswissenschaftlern hatte sich zum Ziel gesetzt, die Wechselwirkung zwischen Stadtentwicklung und Bildung – beziehungsweise die Annahme aller Beteiligten, dass diese positiv sei – zu verstehen, relevante Dokumente auszuwerten und an empirisch angelegten Fallstudien zu beleuchten. Untersucht und besprochen wurden dazu Schnittstellen und Projekte auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene.

Zunächst führen die Autoren ausführlich in das „Forschungsdesign“ ein. Es folgen drei theoretische Kapitel, etwa zur „Stadtentwicklungs- und Bildungspolitik in Deutschland“. In den letzten drei Kapiteln dreht sich alles um acht ausgewählte Bildungslandschaften. Der Campus Rütli in Berlin, der Campus Technicus in Bernburg, die Bildungslandschaft Altstadt-Nord in Köln sowie der Campus für lebenslanges Lernen in Osterholz Scharmbeck werden ausführlich auf jeweils rund 20 Seiten vorgestellt, die anderen vier kurz und knapp mit je etwa acht Seiten. Dazu kommen Pläne, Fotos und Grafiken. Wer sich mit den manchmal sehr wissenschaftlichen und teils umständlichen Formulierungen anfreunden kann, für den wird dieses Buch eine Schatzkiste der „Bildungslandschaften“ sein.

Von der Forschung in die Praxis bringt uns das Buch „Schulen planen und bauen 2.0“, das „Anleitung und Inspirationsquelle zugleich“ sein will. „2.0“, weil es sich um eine Neuauflage der 2012 erschienenen Publikation handelt, die inzwischen zum Standardwerk avanciert ist. Diese wurde teilweise neu bearbeitet sowie um wichtige Aussagen und neue Beispiele ergänzt. Der Fokus liegt dabei auf der „Phase Null“, die sich noch vor der konkreten Planung abspielt (siehe aktuelles DABInterview). Sie wird als „entscheidend“ bezeichnet, da sich Änderungen und Anpassungen hier am einfachsten und kostengünstigsten realisieren und die Belange der verschiedenen Akteure am besten zusammenbringen lassen. So richtet sich das Buch an Architekten, aber auch an andere Berufsgruppen, die mit Schulbauten zu tun haben, und vermittelt Wissen aus Pädagogik, Architektur und Verwaltung.

Passend dazu ist die Sprache leicht verständlich, die Gliederung übersichtlich. Die Einleitung enthält beispielsweise einen Abschnitt zum Aufbau mit seinen acht Kapiteln und eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Inhalte. Diese reichen von Praxiswissen zu veränderten Nutzungsmustern über Hintergründe und Kontextwissen bis zu Bauten und Projekten. Die meisten Projekte finden sich diesmal in Deutschland, da sich hierzulande in den letzten Jahren einiges zum Positiven verändert hat. Ergänzt werden sie um Schulen aus dem Ausland, die meist als offene Lernlandschaften konzipiert sind; ein in Deutschland seltener Typus. Das „Tor zur Welt“ in Hamburg, die Bildungslandschaft in Köln und der Campus in Osterholz-Scharmbeck finden sich in beiden hier vorgestellten Büchern: im ersten mit Bewertung, im zweiten mit einer reinen Projektbeschreibung und stärkerem Bezug auf das Gebäude als auf den Außenraum.

Am Ende schafft „Schulen planen und bauen 2.0“ die besten Voraussetzungen, damit Wirklichkeit werden kann, was Dr. Karl-Heinz Imhäuser und Barbara Pampe von der Montag Stiftung im Vorwort schreiben: „Es muss gelingen, die anstehenden Investitionen nicht wieder in überholte Klassenraum-Flur-Schulen, sondern in zukunftsfähige Typologien für Lernräume und leistungsfähige Schulbauten zu lenken.“

Simone Hübener ist Fachjournalistin für Architektur und Bauen sowie Planredakteurin in Stuttgart.

Gebaute Bildungslandschaften. Verflechtungen zwischen Pädagogik und Stadtplanung
A. Million, T. Coelen, A. J. Heinrich, C. Loth, I. Somborski, Jovis, Berlin 2017
240 Seiten, 32 Euro

Schulen planen und bauen 2.0. Grundlagen, Prozesse, Projekte
Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft / Urbane Räume (Hg.), Jovis, Berlin 2017
424 Seiten, 34,80 Euro

Mehr Informationen und Artikel zum Thema „Gebildet“ finden Sie in unserem DABthema Gebildet

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