Was inspiriert Sie?
Neue Eindrücke inspirieren meine Arbeiten nur, wenn ich Zusammenhänge bewusst wahrnehmen kann. Die dabei entstehenden Gefühle verdichten sich vor allem während meiner Reisen, auf denen ich mithilfe der Fotografie versuche, meine Erinnerungen festzuhalten. Die Schulung des Sehens durch die Analyse meiner Bilder und deren Intentionen lasse ich zu einem Bestandteil meiner Entwürfe werden. Die Art des Motivs spielt dabei oft nur eine nebensächliche Rolle – der gemeinsame Nenner ist mein ganz persönliches Empfinden, der Grundstein meiner Inspiration.
Was bringt Ihre Gedanken zum Fliegen?
In Würde alternde Materialien in all ihren Facetten. Nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch in ihrer Haptik, in ihrem Geruch und in nicht messbaren Parametern wie ihrer Sinnlichkeit. All dies inspiriert mich, sie ein wesentliches und eigenständiges Statement meiner Entwürfe werden zu lassen. Sei es schwarz verkohlte Lärche als Fassadenverkleidung eines Wohnhauses oder seien es sandgestrahlte, massive Glasbausteine wie bei der Transformation der Tabakfabrik in Linz.
Wie kommen Sie auf die besten Ideen?
Abends im Bett – keinerlei Ablenkungen – nur meine Gedanken und ich.
Was brauchen Sie zum Entwerfen?
Nach dem Grundgerüst der Idee folgt ein womöglich für mein Alter relativ altmodischer Prozess, bestehend aus unzähligen, wahrscheinlich nur mir selbst verständlichen Skizzen und haptischen Modellen.
Wo fahren Sie hin, um Eindrücke zu sammeln?
Ich liebe das italienische „Dolcefarniente“, das mir als Person leider schwerfällt. Dennoch: Das „süße Nichtstun“ inspiriert mich. Während meiner Studienzeit reiste ich auf den Spuren Goethes entlang seiner „Grand Tour“ durch Italien. Bepackt mit der günstigsten Spiegelreflexkamera, die ich kaufen konnte, und den Schriften Goethes und seines Vaters, versuchte ich ihre Eindrücke mittels der Fotografie zu verbildlichen – das Gesehene und Gelesene inspiriert mich und meine Arbeit bis heute.
Welche Architekten oder welche Gebäude inspirieren Sie?
Es ist schwierig, mich hier festzulegen. In großem Maße bewundere ich die einzigartige Atmosphäre in Bauten von Peter Zumthor. Besonders die Beständigkeit seiner Entwürfe begeistert und inspiriert mich – sie sind nicht geschaffen für eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, sondern überraschen mich jedes Mal aufs Neue. Eine Therme aus scheinbar willkürlich geschichteten Gneisplatten oder die Räume des Diözesanmuseums Kolumba aus geglättetem Lehmputz sind für mich ganz besonders inspirierende Orte auf dieser Welt.
Was muss man gesehen haben?
Ich hoffe, diese Frage eines Tages mit einem meiner realisierten Entwürfe beantworten zu können.
Oliver Steinbauer, Steinbauer architektur+design, Wiener Neustadt
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