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Tage der offenen Türen

Am Tag der Architektur heißen Bauherren und Nutzer neuer Gebäude wieder architekturinteressiertes Publikum willkommen – auch in ihren eigenen vier Wänden

31.05.20113 Min. 3 Kommentar schreiben

Von Cornelia Dörries

Wie praktisch, dass die heimliche Leitidee des zeitgenössischen Geschosswohnungsbaus von einem neuen Wohnprojekt in Dortmund geliefert wird: „Dorf in der Stadt“ heißt dort ein neues Quartier, das am Tag der Architektur 2011 interessierte Besucher und neugierige Nachbarn willkommen heißt. Das Mehrfamilienhaus ist eines  von weit über tausend Neubauprojekten, die am Tag der Architektur vorgestellt werden. Gerade Wohnprojekte erfreuen sich an diesem Tag größter Beliebtheit und locken viele Besucher an. Wichtige Unterthemen sind das Bauen im Bestand, neue Nutzungskonzepte und Wohnformen, der demografische Wandel, barrierefreies Bauen und mehr. Das letzte Wochenende im Juni – in Nordrhein-Westfalen diesmal das erste im Juli – ist für Architekturbegeisterte inzwischen ein fester Veranstaltungstermin.

Das Dortmunder Projekt steht exemplarisch für einen neuen Bauherrentypus: die Baugruppe. Sie ist neben dem klassischen Eigenheimbesitzer zu einem wichtigen Auftraggeber aufgestiegen und darf sich am Tag der Architektur mit Fug und Recht als Motor des Wohnungsbaus im Lande präsentieren. Während sich die öffentliche Hand aus dem ­Geschosswohnungsbau nahezu vollständig zurückgezogen und das Feld privaten Bauträgern und Projektentwicklern überlassen hat, gedeihen in deren Schatten privaten Bau­herrengemeinschaften: Zusammenschlüsse Gleichgesinnter, die Wohneigentum selbstbestimmt und kostengünstig realisieren.

Ein Blick auf die Liste der für den Tag der Architektur ausgewählten Projekte im Mehrfamilienhausbau zeigt: Die sehenswerten innerstädtischen Wohnbauten sind zum Beispiel in Berlin fast ausschließlich Baugruppen-Projekte, und auch im suburbanen Raum entstehen nach diesem Modell inzwischen nicht nur einzelne Häuser, sondern ganze Quartiere. Viele dieser Neubauten atmen ein starkes Kollektivgefühl und sind von einer gewissen Introvertiertheit gekennzeichnet: das „Dorf in der Stadt“ eben. Da gibt es nicht nur den gemeinsamen Innenhof, sondern auch Räume für Feiern und Bewohnerversammlungen, Gästewohnungen oder gar hauseigene Büroarbeitsplätze. Verblüffend ist die gestalterische Vielfalt dieser Wohnprojekte, die sich nicht nur auf Neubauten beschränken, sondern zu denen auch eine historische Gutsanlage und eine Reithalle  gehören.

Einige der in diesem Jahr präsentierten Geschosswohnungsbauten weisen auch über sich selbst hinaus auf allgemeine Trends der Stadtentwicklung. So nimmt mit dem zu einem Wohnhochhaus umgebauten Büroturm in Frankfurt ein städtebauliches Projekt seinen Anfang, mit dem eine monofunktionale Bürostadt zu einem lebendigen, durchmischten Quartier umgewandelt werden soll – Innenstadtraum ist zu wertvoll für eine auf die 40-Stunden-Woche beschränkte Nutzbarkeit.

Dass sich auch problematische Nachkriegsarchitektur mit Gewinn umwandeln lässt, zeigen Beispiele in Erfurt und Frankfurt. In der thüringischen Landeshauptstadt wurde das unmaßstäbliche Gebäude der ehemaligen Frauenklinik durch Teilrückbau und Neugestaltung in ein attraktives Wohnhaus verwandelt; in Frankfurt erlebte ein ausgedientes Möbelhaus seine Wiederauferstehung als Büro- und Wohnadresse. Es sind gelungene Beispiele für eine der großen Bauaufgaben unserer Zeit – die Ertüchtigung und Umnutzung von angejahrtem Bestand aus den 60er- und 70er-Jahren. Das und vieles mehr ist am 25. und 26. Juni (in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen am 2./3. Juli) zu besichtigen.

Einen Überblick über Programm und Projekte auch in Ihrer Nähe finden Sie unter:
www.tag-der-architektur.de

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3 Gedanken zu „Tage der offenen Türen

  1. TAGE(E) DER ARCHITEKTUR
    Eine Nonsens – Veranstaltung???

    Das DAB hat es ganz richtig bezeichnet: aus dem Tag der Architektur sind Tage geworden. Was 1994 dem Beispiel “Tag des offenen Denkmals” folgend in 4 Bundesländern als 1 Tag bzw. 1 Wochenende aus der Taufe gehoben wurde dehnt sich inzwischen über fast 2 Wochen. Auftakt 2011 war am 21. Juni, gefolgt vom 25. und 26. Juni in 14 Bundesländern, am 2. Juli in einem weiteren Bundesland und am 2. und 3. Juli im bevölkerungsreichsten Kammerverband.

    Schwindendes Interesse
    Neben dieser “Verzettelung” des Events, die mit einer schwierigen, einheitlichen Bewerbung einhergeht, ist das Interesse der Normalbevölkerung – die hier ja angesprochen werden soll – rückläufig, so auch nach eigener Beobachtung. Wenn durchschnittlich 10-15 Personen zu einer Führung kommen und davon die Hälfte zur Gruppe der Planer und Kollegen und des Bauherren gehören ist das eine geringe Resonanz. Im vergangenen Jahr war gleich bei 3 Projekten, die im hessischen Programm geführt waren, während der Öffnungszeiten niemand anzutreffen, auch kein Plakat ausgehängt oder der Tag der Architektur in irgendeiner Form kenntlich gemacht. Die Teilnehmerzahlen bundesweit schwankten in den letzten 10 Jahren stark. Von einer “festen Verankerung” – wie beim Tag des offenen Denkmals – kann keine Rede sein, das Medieninteresse ist “zurückhaltend”.

    Öffnungszeiten
    Nachteilig sind auch die Öffnungszeiten, stark unterschiedlich, oft nur an einem Tag, zu ungünstigen Zeiten (z.B. Samstag, 10-12h) oder die Beschränkung auf eine bestimmte Personenzahl oder gar die Pflicht zur Vorab-Anmeldung per E-Mail wegen Sicherheitsaspekten. Wer das Programm am Freitag Abend erstmals studiert, kann diese Objekte gleich abhaken. Sind solche Objekte überhaupt für eine “offene” Veranstaltung geeignet?

    Motto
    2011 sollte der TdA den Schwerpunkt zum Thema Wohnen, Privates Bauen, Wohnsiedlungen haben, so jedenfalls die BAK auf der TdA-Webseite. Im hessischen Programm war davon wenig bis nichts zu finden. Stattdessen Büro- und Verwaltungsgebäude, Technik, etc. Ein Tag, der ein Motto hat, sollte auch überwiegend Projekte zu diesem Thema zeigen.

    Disziplinen
    Der Tag der Architektur soll ein Schaufenster für alle Disziplinen der Kammern sein, also neben den Architekten auch für Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner. Im hessischen Programm 2011 waren von mehr als 170 ausgewählten Objekten gerade mal 6 aus dem Bereich Landschaftsarchitektur, davon 1 in Frankfurt am Main. Ob es nun an den (mangelnden) Bewerbungen oder dem Auswahlgremium lag kann nicht nachvollzogen werden. Das Verhältnis ist in jedem Fall schief, zumal es bei den anderen beiden Gruppen noch schlechter aussah.

    Fazit
    Bevor der TdA 18 Jahre, also “volljährig” wird, muss dringend über seine Reform diskutiert werden. Ein solcher Tag sollte ein Fest sein, Werbung für gutes Design und die Planungsdisziplinen. Im Mittelpunkt sollten die Objekte stehen. Wenn (geschäftliche) Bauherren die Gelegenheit nutzen, für sich selbst zu werben ist das aus deren Sicht zwar legitim, geht aber an der Sache vorbei. Auch die Planer sollten nicht primär Akquisition betreiben, sondern das Projekt, den Entwurf und die Ausführung in den Mittelpunkt rücken. Ein “Event” wie der TdA muss zudem massiv beworben werden, die geöffneten Objekte müssen klar gekennzeichnet sein und der Termin muss wieder bundeseinheitlich geregelt werden – sonst wird der Tag der Architektur bald nach seiner Volljährigkeit beerdigt.

    Antworten
  2. Sehr geehrter Herr Herrgen,

    danke für Ihren Kommentar.

    Dass Sie Ihre eigene Sicht der Dinge haben, sei Ihnen unbenommen.

    Sechs Aspekte möchte ich aber richtigstellen, da sie in Ihrer Darstellung schlicht falsch sind:

    1. Der Tag der Architektur fand 1995 erstmals statt, nicht 1994, wie Sie schreiben.

    2. Die Besucherzahlen (in Hessen) sind keineswegs rückläufig, wie Sie schreiben, im Gegenteil.

    3. In diesem Jahr besuchten durchschnittlich 60 Besucher ein Objekt, nicht 10 – 15, wie Sie schreiben.

    4. Nicht die Hälfte der Besucher gehören zur Gruppe der Planer und Kollegen des Bauherren, wie Sie schreiben, sondern rund 25 Prozent (siehe u.a. aktuelles DAB, Seite 24).

    5. Dass Wohnen wenig bis gar nicht beim hessischen Tag der Architektur 2011 stattfand, wie Sie schreiben, entbehrt jeder Grundlage. Kollegen von Ihnen monierten gerade das Überangebot im Bereich Wohnen (siehe u. a. FAZ vom 24.6.2011).

    6. Das Medieninteresse ist keineswegs zurückhaltend, wie Sie schreiben. Im Gegenteil. Gerne sende ich Ihnen den aktuellen Pressespiegel zum Tag der Architektur in Hessen 2011 zu.

    Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Tag der Architektur auf die Kooperation der Architekten und vor allem der Bauherren angewiesen ist. Wir freuen uns sehr, dass so viele bereit sind, ihre Häuser zu öffnen. Unabdingbar dafür ist, dass die Bauherren die Besuchszeiten ihres Hauses selbst bestimmen können.

    Christof Bodenbach, Pressesprecher der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen

    Antworten
  3. Anmerkung zum Kommentar zuvor:

    – einige Fakten in meinem Beitrag sind der offiziellen Webseite http://www.tag-der-architektur.de entnommen

    – andere Zahlen sind Ergebnis EIGENER BEOBACHTUNG (so auch benannt) insofern weder „offiziell“, noch richtig oder falsch sondern subjektiv

    – Besucherzahl je Objekt (über den gesamten TdA) und Teilnehmerzahl an EINER Führung sind völlig verschiedene Dinge

    Im Kern geht es jedoch um inhaltliche Fragen:
    – Werden aus dem TAG der Architektur nun WOCHEN ? („Verzettelung“)

    – Wird das Motto (2011: Wohnen) ausgefüllt? In Ffm. widmeten sich nur 9 von 38 Objekten dem Jahresthema

    – Sind alle Berufssparten angemessen vertreten?

    – Sind organisatorische Verbesserungen i.S. eines Tages der OFFENEN Türen (ohne Zugangsbeschränkungen) möglich?

    – Lässt sich der Tag ggf. als FEST zelebrieren?

    Vielleicht schafft es die Veranstaltung dann künftig auch wieder einmal in die Tagesschau.
    Zuguterletzt: Hinweise und Anregungen sind stets als konstruktive Kritik zu verstehen.

    Thomas Herrgen | Frankfurt am Main
    Landschaftsarchitekt und Fachjournalist DFJV

    Antworten

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