DABonline | Deutsches Architektenblatt
Menü schließen

Mehr Inhalt

Services

DABonline | Deutsches Architektenblatt
Zurück Öffentlicher Raum

Bitte nicht setzen

Der öffentliche Raum soll zum Aufenthalt einladen. Oder nicht? Mehr oder weniger subtil werden im Kampf gegen Obdachlose, Skater oder Terroristen öffentliche Bänke zum Instrument der Segregation. Der britische Fotograf und Gestalter James Furzer zeigt Beispiele

31.01.20182 Min. Kommentar schreiben
2010: LONDON COURTS OF JUSTICE BENCH

Von Heiko Haberle

“Versteckt hinter einer Fassade aus Funktion und Form, verbirgt sich eine aggressive und feindliche Architektur”, kritisiert James Furzer. Obwohl allerorten von Barrierefreiheit und Zugänglichkeit die Rede ist, werden bestimmte Gruppen abgewehrt – und zwar mit gestalterischen Mitteln. Mit Stadtmöbeln kann sehr genau gesteuert werden, wo, wie und wie lange man sich erholen soll oder welche Freizeitaktivität an welchem Ort stattfinden soll. Schlafen soll man jedenfalls nicht! Zentrale Armlehnen erleichtern zwar Senioren das Aufstehen, verhindern aber auch das Hinlegen. Locker verteilte Einzelsitze statt breiter Bänke erschweren das Versammeln von Gruppen und deren Kommunikation. An Haltstellen findet man oft nur noch Sitzstangen oder im Stehen zu benutzende Rückenlehnen. Fenstersimse werden mit Metalldornen versehen.

Die „Camden Bench“ erfüllt sogar noch viel mehr Funktionen und wurde preisgekrönt als „Best practice street cleansing“ (Keep Britain Tidy) und „Best practice for reducing crime“ (Design Council) aber auch als „Best European practice for inclusive design“ (Centre for Accessible Environments). Ihre angeschrägte Sitzfläche ist zu unbequem zum Schlafen, ihre geschwungene Kontur zu unberechenbar für Skater. Durch den Verzicht auf Spalten und Öffnungen kann sich weder Müll ansammeln, noch ein verdächtiger Gegenstand deponiert werden. Dank versteckter Verankerungen ist sie mit einem Kran umsetzbar und kann zu Barrieren zusammengestellt werden. James Furzer findet, dass Designer mit solchen Objekten ihre gesellschaftlichen Pflichten verletzen und wünscht sich eine „freundlichere Gestaltung“, die insbesondere auch ganz gezielt Obdachlosen dienen sollte: „Architektur sollte zur Benutzung anregen, und das Leben derjenigen verbessern, die sie notgedrungen dringender benötigen als die üblichen Kunden eines Architekten.“


MEHR INFORMATIONEN

James Furzer fotografiert nicht nur, sondern gestaltet auch selbst. So hat er etwa ein Raummodul für Obdachlose entwickelt, das an Bestandsgebäude angehängt werden kann.

War dieser Artikel hilfreich?

Danke für Ihr Feedback!

Schreibe einen Kommentar

Sie wollen schon gehen?

Bleiben Sie informiert mit dem DABnewsletter und lesen Sie alle zwei Wochen das Wichtigste aus Architektur, Bautechnik und Baurecht.

Wir nutzen die von Ihnen angegebenen Daten sowie Ihre E-Mail Adresse, um Ihnen die von Ihnen ausgewählten Newsletter zuzusenden. Dies setzt Ihre Einwilligung voraus, die wir über eine Bestätigungs-E-Mail noch einmal abfragen. Sie können den Bezug des Newsletters jederzeit unter dem Abmeldelink im Newsletter kostenfrei abbestellen. Nähere Angaben zum Umgang mit Ihren personenbezogenen Daten und zu Ihren Rechten finden Sie hier.