Gebaute Sehnsuchtsorte
Die Römischen Bäder sind eine Collage des damals nur für wenige Privilegierte erreichbaren Südens, mit südländischem Gemüse und üppigem Pflanzenschmuck. Sie wecken Assoziationen an ein (2020 für die meisten unerreichbares) ideales Italien.
Et in Arcadia ego, dem preußischen. Nahezu menschenleer, 2020 und immer gegen Abend.
Was für ein Privileg. Wiedergesehen, und skizziert im Juli 2020.
Jens In het Panhuis, Architekt, Wald-Michelbach
In Bamberg fasziniert mich immer wieder der mächtige Dom mit den vier Türmen, der das Stadtbild prägt. ...
Franken, Weimar und Steiermark
2020 hatte auch seine gute Seiten: So wird man unsere Städte nicht wieder erleben, ohne den in den vergangenen Jahren exponentiell gestiegenen Massentourismus, wenn man vor lauter Menschentrauben – und ich meine nicht die Bewohner – die Architektur nicht mehr wahrnehmen und schätzen kann.
Die negative Auswirkung auf eine Stadt haben wir nun schwarz auf weiß in Rothenburg ob der Tauber erlebt. Die meisten Läden waren mit ihren Waren und dem Erscheinungsbild auf den asiatischen Käufer abgestimmt. Da die asiatischen Touristen fehlten, mussten die meisten Läden schließen, obwohl genügend Touristen aus Deutschland die Stadt besuchten.
Ich denke, dass wir dringend umdenken müssen, damit unsere traumhaften Städte nicht zu reinen Freilicht-Museen (wie bereits zum Beispiel in Venedig oder Hallstatt geschehen) verkommen und die Anwohner nur noch vom Tourismus leben können. Aber das wird Zeit brauchen und einen Lernprozess erfordern, um wieder die sogenannte goldene Mitte zu finden.
Martin Reihofer, Architekt, Deggendorf
Burgen im Mittelrheintal
Zum 1.April 2020 zog ich von der Stadt aufs Land: von Wiesbaden nach Wiebelsheim in den Hunsrück auf das Anwesen meines Sohnes nebst Schwiegertochter. Wir hatten fast in Eigenhilfe meine neue Wohnung in die bestehende Scheune gebaut. Kurz vor dem Umzugsstress kam die Coronakrise. Mein geplanter Mountainbike-Urlaub auf der Alpensüdseite hatte sich damit erledigt. Stattdessen fasste ich den Beschluss, meine neue Heimat mit meinem neuen E-Bike zu erkunden: Das war eine gute Entscheidung!
Auf meinen Tagestouren von Mai bis Oktober hatte ich stets Verpflegung und mein Skizzenbuch im Rucksack. Ich setzte mich nicht unter Zeitdruck und so waren alle Touren (jeweils circa 6 Stunden) die pure Entspannung. Meine Tagesstrecken von durchschnittlich 60 Kilometern führten durch Wald und Flur runter zum Rhein (ca. 400 Höhenmeter) bis St. Goar, Oberwesel, Bacharach und wieder hinauf nach Wiebelsheim. In den genannten Orten am Rhein entstanden dann auch die meisten Skizzen.
Besonders angetan bin ich von der Strecke oberhalb von Perscheid durch den Wald runter nach Steeg oder durch die Weinberge an der Burgruine Stahlberg vorbei nach Bacharach. Aber auch die Strecken auf der Höhe des Rhein-Burgenweges von St. Goar bis Bacharach mit traumhaften Ausblicken kann ich nur empfehlen. Für 2021 werde ich jetzt erstmal keinen Auslandsurlaub planen, da es vor meiner Haustür noch viel zu entdecken und zu skizzieren gibt.
Hans-Georg Mayer, Architekt, Wiebelsheim
Der Neptunbrunnen in Berlin
Ich habe das Besondere im Alltäglichen entdeckt – vielleicht nicht direkt traumhaft, jedoch mit Sicherheit märchenhaft: den Neptunbrunnen gegenüber dem Roten Rathaus in Berlin. Im Jahr des Rückzugs – als solches empfand ich 2020 – habe ich viel Zeit an diesem, meinem liebsten Ort in Berlin verbracht. Regelmäßig saß ich mehrere Stunden beim Zeichnen der skulpturalen Allegorien, beobachtete die Menschen, Vögel und den Himmel über mir. Das Geräusch des Wassers und die leichte frische Brise in der heißen innerstädtischen Sonne Berlins prägten die für mich unvergesslichen Stunden.
Im Angesicht dessen, dass der Brunnen womöglich bald abgebaut, restauriert und zu seinem neuen alten Platz vor dem neu gebauten alten Schloss zurückkehren wird, möchte ich die beschriebene Erfahrung mittels meiner Skizzen mit Ihnen teilen. Und was wird am altem Standort des Brunnens entstehen? Derzeit läuft ein landschaftsarchitektonischer Wettbewerb hierzu.
Tatiana Kan, Architektin, Berlin
Weitere Beiträge finden Sie in unserem Schwerpunkt Traumhaft.
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