Freier Seeblick
Das Haus steht auf einem der vielen mallorquinischen Küstenfelsen – der genaue Ort ist nicht bekannt. Der Umriss des Baus entspricht einem Kreissegment mit der Außenseite zum Meer, so dass aus allen dorthin gerichteten Zimmer ein freier Blick auf die See möglich ist, aus einigen auch auf den an der Klippe gelegenen „Infinity Pool“ ohne sichtbare Kante. Die Architekten Keggenhoff | Partner aus Arnsberg loben „die wechselhafte Kraft des Wassers, seine spezifische Anmutung und die Eigenschaft als Spiegel der Landschaft“. Auf der Landseite umkreist das Haus einen kleinen Rundhof; gleich zwei hintereinander gestaffelte Mauern schirmen es optisch gegen Einblicke ab. Übers Innere teilen die Architekten mit: „Ein reduzierter Materialkanon aus Holz, Naturstein und Bronze erdet den Blick.“
Ort der Kommunikation
Im Südwesten von Mallorca sollte ein Ort der Kommunikation entstehen; in unmittelbarer Nähe zum Meer, mit Blick auf die lokale Hafenszenerie. Das Haus ist als Refugium konzipiert, als Treffpunkt für Freunde und Familie. In seiner kubischen Ausformung setzt sich das Gebäude von der schroffen Küste ab. Ruhe und Gelassenheit prägen als zentrale Ansätze den Entwurf. Im Erdgeschoss liegen der Wohn- und Gästetrakt sowie eine Innen- und Außenküche, im Obergeschoss private sowie Fitness- und Wellnessräume.
Bescheidenheit ist eine Zier
Stolze 430 Quadratmeter Fläche auf drei Geschossen bietet das Wohnhaus in San Cristóbal de La Laguna auf Teneriffa. Aber es ist alles andere als eine Angeber-Villa. Die Grundform hat der Architekt Virgilio Gutiérrez Herreros den traditionellen Hangterrassen der Bauern angepasst; Dächer und Schrägwände sind mit graublauem Gras bewachsen. Und die Schauseite des winkelförmigen Hauses zur Straße bietet mit Wellblech auch nicht das denkbar protzigste Material dar. Drinnen sind auf Böden, an Wänden und Decken die gleichen hellen Holzdielen angebracht, was eher alpin als kanarisch wirkt. Auf dem Hang über dem Haus wachsen Avocado-, Mandel- und Pflaumenbäume. Wo das Gelände nach unten abfällt, ist nur eine relativ bescheidene Terrasse. Und das Schönste an allem ist sowieso nicht das Haus oder der Garten selbst, sondern der Blick aus den Fenstern auf den Vulkan Teide und die Meeresbucht in der Ferne.
Auf der Insel eine Burg
So klein wie die Ostseeinsel Hiddensee sind auch die Häuser dort: Abkömmlinge oder nahe Verwandte der Fischerkate, die sich unter dem Reetdach vor dem mitunter frischen Nordwestwind wegduckt. Dieses ortsübliche Format sprengten auch die etwas feineren Ferienhäuser nicht, die nach der Entdeckung der Sommerfrische am Meer für Urlauber und Kurgäste entstanden. Bekannte Baumeister wie Max Taut oder Hermann Muthesius errichteten hier Gebäude, teilweise für prominente Kundschaft wie die Schauspielerin Asta Nielsen. Der solvente Berliner Maler Oskar Kruse ließ sich jedoch eine Villa errichten, die radikal mit der ortsbildprägenden Bebauung brach: Auf einem großen Grundstück im bewaldeten, hügeligen Nordteil der Insel sollte nach seinem Wunsch ein Haus entstehen, das schon von der Bodden-Fähre aus zu sehen sein sollte. Er lobte einen Wettbewerb aus, den das Architekturbüro Spalding & Grenander gewann. Das 1904 fertiggestellte Haus mit seinem Sockel aus Findlingen vom steinigen Nordstrand wurde seiner Erscheinung entsprechend als „Lietzenburg“ etabliert. Vor dem Zweiten Weltkrieg noch Treffpunkt der Hiddenseer Künstlerszene und solcher Gäste wie Albert Einstein oder Thomas Mann, wurde es zu DDR-Zeiten als Ferienheim der Universität Greifswald genutzt. Nach der Wende erhielt der Kinderbuchautor Max Kruse als Nachkomme der ursprünglichen Besitzerfamilie die Liegenschaft zurück, bot sie aber rasch zum Verkauf an. Jahrelang passierte in dem notdürftig gesicherten Gebäude nichts. Erst nach dem Erwerb durch einen IT-Unternehmer aus Weimar wurde das Haus denkmalgerecht nach dem Entwurf des Büros Axel Bauer aus Stralsund saniert und steht seither zahlenden Inselgästen offen. Allein der Blick von der Fähre ist jetzt durch die üppig gewachsenen Bäume verstellt.
Das Blöken der Lämmer
“Buten“ heißen die traditionellen Schafscheunen, die allein auf den weiten Wiesen der niederländischen Insel Texel stehen. Gebaut sind sie gemeinhin mit Reetdach und Ziegel- oder Feldsteinmauern. Von ihrer Grundform hat sich das Amsterdamer Büro Benthem Crouwel zu einem Ferienhäuschen inspirieren lassen, das nach seinen Worten vom „Genius Loci der Insel“ inspiriert ist, aber mit seinen bunten Farben und großen Glasflächen etwas stimmkräftiger in die Landschaft blökt als die Schafe aus den alten Scheunen. Das Dach ist mit zwei Lagen von Fischernetzen bespannt, deren Farben die verschiedenen Innenräume markieren sollen. Das Schrägdach geht nach Südwesten, der Hauptwindrichtung auf Texel, und die Eingangstür nach Nordosten. Viel Glas braucht man natürlich für die weiten Blicke auf Wiesen und Küstenhimmel. An der Herausschau-Seite „scheinen Innen und Außen eins zu werden“, so die Architekten. Die Bewohner dürften aber bei dem oft nassforschen Texeler Nordseewetter zu schätzen wissen, dass das Glas sie gegen die Übel der Natur abschirmt.
War dieser Artikel hilfreich?
Weitere Artikel zu: