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Zwischen Reiz und Ruhe

Raumatmosphäre, Farben und Lichtstimmungen. Minimalistische Architektur und gute Detaillierung

01.07.20194 Min. Kommentar schreiben
Links: Kolumba Museum Köln; Mitte: John-Pawson-Ausstellung, Neue Pinakothek München; rechts: Son Macià, Mallorca

Immer auf Exkursion

Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kann man unbekannte, aber gelungene Gestaltung in allen Bereichen finden. Schlechte Gestaltung regt dazu an, über Verbesserungen nachzudenken. Eindrücke lassen sich überall sammeln: in Büchern, Zeitschriften oder auf Instagram. Gebäude und Räume im Original zu sehen, ist jedoch unerlässlich, um sie gänzlich zu verstehen und den Raumeindruck zu spüren. An jedem Ort, an den man sowieso fährt, kann man sich interessante Gebäude und Innenräume ansehen. Als Architekt/-in ist man immer auf Exkursion.

Besonders Raumatmosphäre, Farben und Lichtstimmungen inspirieren mich, vor allem aber zeitlose minimalistische Architektur, gute Detaillierung und gelungene Materialität, wie beispielsweise bei John Pawson, Vincent Van Duysen oder Norm Architects. Zeitlosigkeit und gute Gestaltung gehören zu den wichtigsten Aspekten von Nachhaltigkeit. In Belgien, den Niederlanden und Skandinavien, aber auch in der Schweiz und in Vorarlberg findet man gute Beispiele. In Polen hat sich in den letzten Jahren eine spannende junge Architektur- und Designszene entwickelt, die inzwischen die ersten Projekte realisiert. Unbedingt gesehen haben muss man die klassische Moderne: das Bauhaus, die Villen Le Corbusiers (z.B. Villa Savoye und Maison La Roche in Paris), Mies van der Rohes Barcelona Pavillon und die Wohnungsbauten des Werkbundes. In Breslau gibt es vieles davon zu entdecken.

Während des Entwurfsprozesses rufe ich dann die gesammelten Eindrücke ab und entwickle so die besten Ideen. Ich skizziere Varianten, überarbeite, verwerfe – bis ich das Gefühl habe, wirklich alles geprüft und das Beste gefunden zu haben. Einen ausgeschlafenen Kopf, Skizzierpapier und ein paar Stifte sind alles, was ich dafür brauche!

Katja Butzke, einsarchitektur, Berlin

 

Erweiterung von Schloss Hambach, Neustadt an der Weinstraße

Das Besondere im Einfachen

Können Sie gut um die Ecke denken?

Kein Umweg auf dem Weg zum Ziel ist so unnütz, als dass er nicht doch zu etwas nütze sein kann.

Wie kommen Sie auf die besten Ideen?

In Momenten der Ruhe, „unter der Dusche“, beim Spaziergang, in Kunstausstellungen, auf Reisen ….

Was brauchen Sie zum Entwerfen?

Ruhe, Konzentration, Kommunikation

Wo fahren Sie hin, um Eindrücke zu sammeln?

Reisen mit einem konkreten Ziel sind die Ausnahme. Bei jeder Reise, ob nah oder fern, sammelt mein Architektenauge Eindrücke und Ideen – eine elementare Inspirationsquelle.

Welche Architekten oder welche Gebäude inspirieren Sie?

Architekten, die in ihren Arbeiten auf ein Zuviel an formalen Sensationen verzichten, ­sondern mit Reduktion, Abstraktion und Einfachheit bei gleichzeitig starker Präsenz des Materials arbeiten. Max Dudler mit seinen Erweiterungsbauten von Schloss Hambach, aber auch Architekten wie Heinz Bienefeld und Karljosef Schattner seien hier genannt.

Was muss man gesehen haben?

Nicht die sieben Weltwunder. Das Einfache zu suchen und zu erkennen und das Besondere darin zu finden, ist mein Bestreben. An jedem Ort.

Elisabeth Rüthnick, Architektin, Berlin

 

Magie und Verletzlichkeit

Als Landschaftsarchitektin inspiriert mich die uns umgebende Natur in all ihrer Vielfalt in hohem Maße, ihre Magie – und auch Verletzlichkeit. Das gilt sowohl für von mir als gut als auch für als schlecht empfundene Planungen. Oftmals sind es ganz körperliche Empfindungen, etwa kühlender Schatten unter tollen Bäumen oder Insektengewimmel an einer entsprechenden Bepflanzung. Dazu kommen Anstöße durch die gebaute Umwelt, Geschichten, Kultur. Ganz praktisch: Seit dem Besuch der Landesgartenschau Freiburg während des Studiums in den 80ern (nachdem ich vormittags auf der Insel Mainau von Buntheit „erschlagen“ wurde) sind meine Pflanzpläne farbsortiert. Eine Ausnahme ist das „Richter-Beet“ für kölnbegeisterte Kundschaft in Anlehnung an das Richterfenster im Kölner Dom.

Ansonsten mache ich mir im Urlaub immer wieder Notizen zu Materialien und Gestaltungsansätzen, die mich beeindruckt haben oder die ich mir in einem aktuellen Projekt vorstellen kann. Und natürlich sind alle Arten von Fortbildungen, Tagungen und Seminaren immer wieder inspirierend – sowohl durch das eigentliche Programm als auch durch die Gespräche mit Fachkolleg*innen und anderen Planer*innen.

Yvonne Göckemeyer, Landschaftsarchitektin, Leverkusen

 

 

Weitere Gedanken, Erfahrungen und Reisetipps unserer Leser finden Sie in unserem Schwerpunkt Inspiration!

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