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Auf hohem Niveau

Wer bei Fenstern Wert auf Qualität legt, muss den Standard selbst definieren.

01.03.20166 Min. Kommentar schreiben
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Sehr aufwendig: Laut Produktnorm (EN 14351-1) sind die 23 Eigenschaften und Kennwerte abhängig vom Einsatzzweck abzuwägen.

Text: Christian Kehrer, Jürgen Benitz-Wildenburg

Fenster sind nur dann qualitativ hochwertig und entsprechend langlebig, wenn ihre einzelnen Komponenten als System funktionieren und für den anvisierten Nutzungszweck geeignet sind. Bereits kleine Mängel, wie eine fehlerhafte Verschraubung der Beschläge, Fugen in der inneren Abdichtung oder eine unterdimensionierte Befestigung, können erhebliche Auswirkungen auf die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstauglichkeit haben. Statistische Auswertungen im Rahmen der Fremdüberwachung und aus Gutachten belegen, dass Fehler meist aufgrund einer Kombination aus mangelnder Planung, ungenügendem Fachwissen, Zeit- und Kostendruck sowie Informationslücken bei der Ausschreibung entstehen. Bei der Auswahl von Fenstern muss man sich darüber im Klaren sein, dass es kein „Universalfenster“ gibt. Ob im Wohnungs- oder Verwaltungsbau, in ­Schulen oder Pflegeeinrichtungen: Für den jeweiligen Einsatzzweck muss der Architekt die Anforderungen definieren.

Die normative Grundlage hierfür ist die Produktnorm DIN EN 14351-1: 2010-08 „Fenster und Türen, Leistungseigenschaften“, Teil 1: „Fenster und Außentüren ohne Eigenschaften bezüglich Feuerschutz und/oder Rauchdichtheit“. Da die Norm keine Auskunft über spezielle Anforderungen gibt, sind die 23 Eigenschaften und Kennwerte in Absatz 4 der Norm abhängig vom Einsatzzweck abzuwägen. Das ist allerdings mit einem hohen Aufwand verbunden, denn für die Einschätzung sind zahlreiche weitere Regelwerke und Richtlinien heranzuziehen. Das ift Rosenheim hat deshalb die neue Richtlinien-Reihe „Anwendungsbezogene Bauteilqualität“ aufgelegt. Die ersten beiden Richtlinien für Schulen (FE 16/1) und Pflegeeinrichtungen (FE 17/1) sind bereits verfügbar. Sie enthalten konkrete Anforderungen an Fenster sowie Empfehlungen für Planung und Ausschreibung. Zum Beispiel folgt die Richtlinie für Pflegeeinrichtungen dem Leitgedanken „Hinkommen – Reinkommen – Klarkommen“. Wichtige Aspekte dieses Leitgedankens werden schon bei der Planung und Gestaltung der Fenster definiert und sollten beachtet werden:

  • Bewohner mit geringer Kraft in Hand und Arm,
  • eingeschränkte Beweglichkeit der Personen,
  • Einschränkungen beim Sehvermögen,
  • Ausblicke in die Umgebung,
  • eingeschränktes Auffassungsvermögen/­Sicherheitsbewusstsein der Nutzer,
  • hoher Tageslichtbedarf und erhöhte ­Innenraumtemperaturen.

Für Fenster in Pflegeeinrichtungen wird deshalb eine durch einfache Details und kleine Flügelformate charakterisierte Ausführung empfohlen.

Auf Gütesiegel achten

Die aus den definierten Anforderungen abgeleitete bauliche Ausführung allein garantiert jedoch noch keine hochwertige Qualität der Fenster. Auch die Produktnorm einschließlich der CE-Kennzeichnung ­bietet keine verlässlichen Aussagen. Die C­E-Kennzeichnung verpflichtet den Hersteller lediglich zur Deklaration bestimmter ­Eigenschaften, die an einem Musterfenster durch Prüfungen oder Berechnungen ermittelt wurden. Ob die Werte auch von einem „normalen“ Serienfenster ­erreicht werden, verantwortet allein der Hersteller.

Ob die erwartete Qualität tatsächlich erreicht wird, hängt jedoch maßgeblich von einer kontinuierlichen Kontrolle von Produktion und Montage ab. Hierzu gehören auch regelmäßige Prüfungen, beispielsweise der Luft- und Schlagregendichtheit oder der Dauerfunktion, mit der sich eine ­Nutzungszeit von 30 Jahren und mehr simulieren lässt. Bei der Festlegung und Ausschreibung können Qualitätszeichen unterstützen, die eine verlässliche Qualität und Gebrauchstauglichkeit definieren und auch überprüfen, zum Beispiel die Zertifizierung der RAL-Gütegemeinschaften oder des ift Rosenheim. Dahinter stehen klar definierte Kriterien und Prüfungen, eine regelmäßige Fremdüberwachung und eine transparente Kommunikation der ­Bewertungskriterien und technischen Kennwerte auf der ift-Website.


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Neues ift-Qualitätszeichen: Der QR-Code leitet zur ift-Website mit Informationen zum Produkt, zum Unternehmen und zum Bewertungs­system für das jeweilige Produkt.
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Empfehlung: Fenster in Pflegeeinrichtungen sollten so geplant und ausgeführt werden.
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Montagedetails: Fugenausbildung in Abhängigkeit von der inneren und äußeren Belastung.

Montage nicht vernachlässigen

Als letztes Glied in der Qualitätskette entscheidet die Montage darüber, ob die zugesicherten Leistungseigenschaften des Produkts erfüllt werden. Eine gute Montage beginnt mit der fachgerechten Planung der Details, die zum Fenster, zu den Abmessungen und zu der Einbausituation passen. Das schließt die Auswahl geeigneter und geprüfter Befestigungs- und Abdichtungs­systeme sowie deren fachgerechte Verarbeitung ein.
Die Montage sollte deshalb durch qualifizierte Fachbetriebe erfolgen. Kompetente Firmen müssen in der Lage sein, Musterdetails mit den Gegebenheiten vor Ort zu vergleichen und Anpassungen zu entwickeln, die statisch und bauphysikalisch funktionieren.

Bei Außenwänden aus Leichtbauziegeln oder bei Konstruktionen mit außen liegender Wärmedämmung sowie bei barrierefreien Haus-, Terrassen- und Balkontüren ist das besonders wichtig. Um eine hohe Montagequalität zu gewährleisten, ist eine regelmäßige Überwachung des Montageprozesses sinnvoll, wie sie beispielsweise das ift-Zertifizierungsprogramm QM 352 bietet. Dabei wird die Qualifikation des für die Montage Verantwortlichen, der Monteure und Subunternehmer geprüft. Außerdem wird vor Ort kontrolliert, ob die objektbezogenen Anforderungen eingehalten wurden und die Arbeiten insgesamt fachgerecht ausgeführt wurden. Die Montageprotokolle werden auch bei der RAL-Gütegemeinschaft jährlich überprüft; es findet allerdings keine laufende Kontrolle ausgeführter Montagen vor Ort statt.

Dipl.-Ing. (FH) Christian Kehrer ist Leiter der Zertifizierungsstelle und Dipl.-Ing. (FH).

Jürgen Benitz-Wildenburg ist Leiter Öffentlichkeitsarbeit beim ift Rosenheim.

WEITERFÜHRENDE LITERATUR

  • Kommentar zur DIN EN 14351-1 Fenster und Türen – Produktnorm, Leistungseigenschaften. Herausgeber: Prof. Ulrich Sieberath; Prof. Christian Niemöller. ift Rosenheim November 2013
  • Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren. RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. oder Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks, März 2014
  • ift-Richtlinie MO-01/1 Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 1: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Abdichtungssystemen. ift Rosenheim, Januar 2007
  • ift-Richtlinie MO-02/1 Baukörperanschluss von Fenstern, Teil 2: Verfahren zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit von Befestigungssystemen. ift Rosenheim, Juni 2015
  • ift-Richtlinie FE-16/1 Einsatzempfehlungen für Fenster in Schulbauten. ift Rosenheim, September 2015
  • ift-Richtlinie FE-17/1 Einsatzempfehlungen für Fenster in Pflegeeinrichtungen für Betagte. ift Rosenheim, März 2016
  • Normen (-auszüge) sind mit Kenntnis des DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Maßgebend für das Anwenden der DIN-Norm ist deren Fassung mit dem neusten Ausgabedatum wiedergeben, die bei der Beuth Verlag GmbH, Burggrafenstr. 6, 10787 Berlin, erhältlich ist.

Sonderschau „Erfolg mit Sicherheit + Qualität!“

Auf der Messe Fensterbau Frontale, die vom 16. bis 19. März 2016 in Nürnberg stattfindet, ist das ift Rosenheim mit einer Sonderschau vertreten. In Halle 1, Stand 415, wird Messebesuchern demonstriert, welche Fehler bei der Planung und ­Montage zu Reklamationen führen und welche Maßnahmen die Einbruch­hemmung verbessern. Außerdem wird von Mittwoch bis Freitag von 17.15 Uhr bis 18.00 Uhr ein Abendforum angeboten, wo Experten die Themen Qualität und Einbruch­hemmung, Brand- und Rauchschutz sowie Montage ­behandeln. Alle weiteren Infos finden Sie hier.

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