Von Marion Goldmann
Ob kleines Mehrfamilienhaus oder repräsentativer Firmensitz: Ein gläserner Aufzug kann jedes Gebäude aufwerten. Und das nicht nur als Blickfang und außergewöhnliches Gestaltungselement. Erst die Fahrt mit einem Panoramaaufzug macht manches architektonische Konzept in seiner Ganzheit erlebbar. Zudem sind die Kabinen von außen einsehbar, was dem Fahrgast ein Gefühl von Sicherheit verleiht und gerade im öffentlichen Bereich einen adäquaten Schutz vor Vandalismus bietet. Doch inwiefern unterscheidet sich ein Glasaufzug hinsichtlich der Planung von konventionellen Anlagen? Handelt es sich stets um eine Sonderanfertigung? Welche Sicherheitsvorkehrungen sind zu treffen?
Glas- oder Panoramaaufzug?
Grundsätzlich unterscheidet man bei Anlagen mit teil- oder ganzverglasten Schächten und Kabinen zwischen Panoramaaufzügen und herkömmlichen Glasaufzügen. Letztere bestehen größtenteils aus Standardkomponenten. Einsatzgebiete sind zumeist Wohngebäude, Büros und Einkaufszentren. Gerade Wohnhäuser werden gern mit derartigen Anlagen nachgerüstet. Dazu wird an der Fassade oder im Treppenauge eine verglaste Schachtkonstruktion aus Stahl errichtet, in die dann die Anlage montiert wird. Aufgrund des hohen Standardisierungsgrades dauern die gesamten Arbeiten nur etwa drei bis vier Wochen.
Im Unterschied dazu finden Panoramaaufzüge eher im repräsentativen Umfeld Verwendung, etwa bei einem Unternehmenssitz oder Hotel. Sie werden eigens von Herstellern, Planern und Architekten für das jeweilige Gebäude konzipiert. Sven Stötzer, Verkaufsleiter Deutschland beim Aufzughersteller Schindler: „Die Kabinen sind besonders hochwertig ausgestattet und in der Regel voll verglast, wobei selbst die Stöße an den Kabinenwänden ohne zusätzlichen Rahmen auskommen.“ Vor allem aber handelt es sich um sogenannte Freiläufer, bei denen auf einen Schacht weitestgehend verzichtet wird.
Gläserne Aufzuganlagen können aber auch als Mischung aus Standardteilen und Sonderkonstruktion ausgeführt werden. Im Atrium der viel beachteten Hamburger Unilever-Zentrale ist beispielsweise der Schacht individuell gefertigt. Die Zweiergruppe im Schachtinnern basiert indes auf einem wirtschaftlichen Standardmodell, an dem lediglich einige Modifikationen vorgenommen wurden.
Spezielle Sicherheitsmaßstäbe
Ein Aufzug aus Glas sollte niemals an der Sonnenseite eines Gebäudes platziert werden, da es hier in der Kabine zu heiß werden kann. Wenn sich eine direkte Sonneneinstrahlung nicht vermeiden lässt, kann eine Wärmeschutzverglasung für Linderung sorgen. Im Aufzugschacht ist auf eine ausreichende Be- und Entlüftung zu achten. Im Regelfall wird diese durch die gesetzlich vorgeschriebene Lüftungsöffnung gewährleistet. Ein Ventilator kann diese ergänzen. Darüber hinaus gilt es zu beachten, dass Glas die Geräusche weniger gut abschirmt. Entsprechend sollte sich der Schacht nicht an Räumen mit erhöhten Schallschutzanforderungen befinden. Und: Aufzüge aus Glas dürfen keinesfalls in einer Brandabschnittsgrenze positioniert werden.
Für die Verglasung der Schacht- und Kabinenwände ist eine mechanische Mindestfestigkeit vorgeschrieben. Die für Personen zugänglichen Verkehrsbereiche müssen in bis zu 20 Millimeter dickem Verbundsicherheitsglas ausgeführt werden, das die Vorgaben der DIN EN 81-1 erfüllt. In den sogenannten Nichtverkehrsbereichen ist Einscheibensicherheitsglas zulässig. Bei offenen Fahrschächten sind zudem Sicherheitsabstände zu den beweglichen Aufzugteilen wie Fahrkorb und Gegengewicht einzuplanen. An den Zugängen ist eine Umwehrung in einer Mindesthöhe von 3,5 Metern erforderlich. Derweil sind die Kabinen in einer Höhe von 0,9 und 1,1 Metern mit einem Handlauf auszustatten, der zwecks Absturzsicherung unabhängig vom Glas befestigt wird. In vielen Fällen wird darunter noch ein weiterer Handlauf als Rammschutz angebracht.
Glaskabinen gestalten
Gerade Panoramaaufzüge bieten viele Möglichkeiten für eine individuelle Kabinengestaltung. Bereits im Vorfeld sollte geklärt werden, ob der Bauherr eine transparente Ausführung wünscht, bei der konstruktive Bauteile und technische Komponenten gut sichtbar bleiben. Eine nachträgliche Verkleidung kann sehr teuer sein.
Die Kabinenböden werden meist mit hochwertigen Steinbelägen ausgestattet. Eine attraktive Alternative bieten Böden aus hinterleuchtetem Milchglas. Die Decken bestehen meist aus Vollglas in Kombination mit LED-Spots. Aber auch Edelstahl – ob gebürstet, verspiegelt oder satiniert – ist sehr beliebt. Für die Handläufe stehen diverse Materialien zur Verfügung, etwa Edelstahl, Aluminium oder Holz. Ähnlich verhält es sich beim Tableau: Der Klassiker ist Edelstahl. Doch auch hier ist eine Ausführung in Glas möglich, die das transparente Gestaltungskonzept abrundet.