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Zurück Ziegel im Industrie- und Gewerbebau

Effiziente Bauweise

Monolithisches Ziegelmauerwerk für Industriehallen und Gewerbebauten.

01.10.20094 Min. Kommentar schreiben
Ziegel für Feuerwache: Entgegen der häufigen Auffassung, dass Ziegel für Industrie- und Gewerbebauten nur bedingt geeignet wären, erwies sich der Baustoff bei dem Neubau des Architekten Josef Deggendorf im schwäbischen Babenhausen als erste Wahl.

Hans R. Peters

Auch für Gewerbebauten kann das Mauern vor Ort eine sehr wirtschaftliche Bauweise sein. Das erklärt ein Blick auf die Arbeitszeitrichtwerte: Sie liegen für ungestörte Längswände bei unter einer Stunde pro Kubikmeter. Grund dafür ist die in den letzten Jahren kontinuierlich perfektionierte Herstellung der Wände. Die Ziegel werden nicht mehr ­einzeln vermörtelt, sondern nur nebeneinander gesetzt und der Mörtel mit der Mörtelwalze in einem Arbeitsgang vollflächig aufgetragen. Von dieser effizienten Bauweise scheinen auch Lebensmitteldiscounter überzeugt.

Die tragenden Außenwände ihrer eingeschos­sigen Gebäude mit Satteldach bestehen grundsätzlich aus Stahlbetonstützen mit Mauerwerksausfachungen. Baustofftechnologisch kommt dabei dem Ziegel zugute, dass er als einziger mineralischer Baustoff praktisch kein Schwindmaß aufweist und damit auch langfristig keine Risse ent­stehen.Außerdem ist für die Discounter eine gute Regulierung des Feuchtehaushaltes wichtig, denn Verkauf und Lagerung unterliegen hohen Anforderungen an Hygiene und Geruchsneutralität. Bei normalen Innentemperaturen von etwa 20 Grad Celsius kann ein Kubikmeter Luft maximal rund zehn Gramm Wasser aufnehmen (gilt für eine Temperaturdifferenz von 10 K oder einen Luftfeuchteunterschied von 50 Prozent).

Der Mensch gibt je nach Aktivierungsgrad zwischen 50 und 150 Gramm Feuchtigkeit pro Stunde ab. Um einen Luftaustausch von nur einmal in der Stunde zu gewährleisten, müssten jedem Kunden cirka zehn Kubikmeter Luftraum zur Verfügung gestellt werden. Neben dem gesicherten Luftaustausch sollten daher ausreichend Oberflächen vorhanden sein, die Feuchtespitzen abfedern können. Monolithisches Ziegelmauerwerk kann selbst im Winterhalbjahr problemlos bis drei Liter Feuchtigkeit pro Quadratmeter Wandfläche aufnehmen. Der Wert gilt als wissenschaftlich gesicherte und praxiserprobte Erkenntnis, die Lebensmitteldiscounter bei der Wahl des Wandbaustoffs auch berücksichtigen.

Konstantes Klima: In dieser Halle werden einmal elektronische Bauteile gelagert, die eine möglichst gleichbleibende Raumluftfeuchte sowie stabile Raumtemperaturen erfordern. Deshalb hat man für diesen Industriebau Ziegel als Wandbaustoff gewählt.

Große Industriehallen

An Wände großer Industriehallen werden ebenso hohe Anforderungen gestellt. Aufgrund ihrer weitaus größeren Dimension spielen jedoch zum Beispiel durch den höheren Winddruck und Windsog die Lastabtragung oder auch der Brandschutz eine wesentlich größere Rolle. Beim baulichen Wärmeschutz sind zudem die erhöhten Anforderungen an die Transmissionswärmeverluste sowie die Luftdichtheit zu gewährleisten. Letztere wird mit zunehmender Höhe eingeschossiger Gebäude immer bedeutender, da der Luftdruck (Überdruck) durch die erwärmte Luft nach oben hin zunimmt – und damit auch die Gefahr von Undichtigkeiten.

Nun erlaubt die DIN 1053-1 (1996-11) aber bis zu gewissen Höchstgrenzen, Ausfachungsflächen nicht tragender Außenwände ohne rechnerischen Nachweis zu erstellen. Die Abmessungen sind gestaffelt in Abhängigkeit der Mauerwerksgeometrie (beziehungsweise der lastabtragenden Struktur) sowie aufgrund der zunehmenden Windbelastung nach der Höhe über dem Gelände.

Dass mit Ziegelmauerwerk bis zu 50 Quadratmeter große Ausfachungsflächen ohne rechnerischen Nachweis möglich sind, überrascht viele. Die konstruktive Umsetzung des Mauerwerks muss aber sorgsam geplant werden. Um die Fugendichtheit über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes zu gewährleisten, sind die Verformungen auf jeden Fall genau zu betrachten oder gegebenenfalls auch zu berechnen.

Denn Verformungen, die durch Kriechen und Schwinden oder aufgrund von Temperaturunterschieden entstehen, erfordern eine entsprechend fachgerechte Ausbildung der Fugendichtheit. Das gilt besonders für Tragwerke in Stahl- oder Holzbauweise, die sich unter Lasteinwirkungen stärker verformen als Mauerwerk. Sinnvoll ist es daher, auch solche Gebäude durch gemauerte Wandscheiben auszusteifen – wobei die Schubkraftübertragung über entsprechende Konstruktionsdetails zwischen den vertikalen Traggliedern und den Wandscheiben sichergestellt werden muss. Außerdem ist die Lastableitung in den Baugrund durch aussteifende Wandscheiben problemlos möglich. Vorteile ergeben sich auch beim Brandschutz. Große Industrie- oder Gewerbebauten müssen in der Regel in mehrere Brandabschnitte unterteilt werden.

Schon bei üblichen Brandlasten gehört zum Brandschutzkonzept die Planung und Sicherung von Fluchtwegen sowie deren Rauchfreiheit. Mauerwerk eignet sich dazu in hervorragender Weise, denn schon ab 11,5 Zentimeter Wanddicke lässt sich die Feuerwiderstandsklasse F90 erreichen.

Hallen mit Bürotrakt

Bei Industrie- und Gewerbebauten mit Bürotrakt findet ­Mauerwerk ebenfalls zunehmend Verwendung. Da dieser Bautyp ohnehin relativ viele trennende Wandscheiben benötigt, ist es beispielsweise sinnvoll, unterschiedlich geheizte ­Zonen des Gebäudes durch wärmedämmendes und lastabtragendes Mauerwerk zu trennen. Um der sommerlichen Überhitzung vorzubeugen, genügt bei mittelgroßen Gebäuden mit unterschiedlichen Nutzungszonen und geringen ­internen Lasten in der Regel eine gemauerte Außenwand mit Lochfassade. Hierbei sollte der Fensterflächenanteil an der Süd-/Westecke gelegener Räume unter 25 Prozent ­liegen. Um die Energiekosten für die Kühlung möglichst gering zu halten, werden neben den ­aktiven zunehmend passive Systeme eingesetzt. So ist beispielsweise für klassische Bürogebäude die Betonkernkühlung eine interessante ­Lösung.

Hans R. Peters ist Geschäftsführer der mein Ziegelhaus-Gruppe sowie Lehrbeauftragter für Mauerwerksbau in Biberach.

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