Von Jens J. Wischmann
Im „Parkhotel“ im österreichischen Ottensheim wohnen Hotelgäste in umfunktionierten Kanalrohren, das Bad befindet sich aber außerhalb. Diese exotische Variante spricht durchaus Abenteuerlustige an. Die meisten Reisenden bevorzugen aber Zimmer mit einem Bad, das gern großzügiger und modern ausgestattet sein darf. Häufig entscheiden sich Gäste auch wegen eines individuellen Bad-Ambientes beim nächsten Besuch für die gleiche Unterkunft. Hoteliers, die sich von ihren Mitbewerbern abheben wollen, sollten entsprechende Badkonzepte anstreben. Dafür sind schon in der frühen Planungsphase die Voraussetzungen zu schaffen – zu einem Zeitpunkt also, an dem Betreibern meist noch nicht der Sinn nach Badgestaltung steht. Daher ist es Sache des Architekten, den Bauherrn zu sensibilisieren.
An Schallschutz denken
Zeitgemäße Planungsprinzipien gehen über die einzuhaltenden Normen weit hinaus. Das Bad muss der Architektur und Innenraumgestaltung entsprechen, die das Haus insgesamt hat. Das gilt nicht nur für das ohnehin gehobene Niveau einer Suite, sondern auch schon für Standardzimmer. Ihre Flächen sind oft klein. Ebenso das Budget, sodass der Bauherr gern den Rotstift beim Bad ansetzt. Nicht selten sind Ausstattungsmängel die Folge. „Teurer Waschtisch, billiger Spülkasten“ – nach dieser Devise wird zum Beispiel häufig entschieden. Quittiert der Spülkasten aber dann schnell den Dienst, sind die Folgekosten meist hoch, wenn er fest eingebaut ist.
Ebenso lohnt es sich, bei der Sanitärinstallation auf einen guten Schallschutz zu achten. Vorteile bieten hier etwa Vorwandinstallationen durch ihre guten Schalldämmwerte. Da stört es den schlafenden Gast nicht, wenn sein Zimmernachbar spät in der Nacht noch duscht. Laute Geräusche bleiben dagegen lange Zeit im Gedächtnis und sind ein K.-o.-Kriterium für die nächste Hotelwahl. Da Vorwandinstallationen aufgrund ihrer modular kombinierbaren Elemente nach dem Baukastenprinzip funktionieren, lassen sich die Sanitärobjekte zudem an jeder beliebigen Stelle positionieren. Vielfach wird dadurch die Umsetzung kreativer Ideen erst möglich. Zum Beispiel ein zum Schlafbereich hin offenes Bad, das bei knappem Raum für Transparenz sorgt und Weitläufigkeit suggeriert. Dieser vom privaten Bad kommende Trend wird auch in der Hotelbranche viel diskutiert. Gerade bei beengten Platzverhältnissen vieler älterer Häuser kann dies attraktiv sein.
Dusche oder Badewanne? Die meisten Gäste sind mit Duschen zufrieden. Doch sie sollen möglichst viel Platz bieten, voll verglast sein und sich bequem betreten lassen. Dafür sind bodengleich installierte Duschen prädestiniert, die speziell bei entsprechender Einstiegsbreite gleichzeitig barrierefreien Anforderungen genügen. Denn viel zu selten werden selbst neue oder renovierte Hotelbäder dem demografischen Wandel gerecht und weisen wirklich altersgerechte Merkmale auf. Doch sollten wenigstens barrierefreie Badgrundrisse in Zukunft die Regel sein.
Betriebskosten senken
Einen beachtlichen Kostenfaktor stellt in der Hotellerie der hohe Wasserverbrauch dar. Einhandmischer, Thermostate, Selbstschluss- und elektronische Armaturen helfen hier kräftig zu sparen. Thermostatbatterien gewährleisten zudem die Sicherheit der Gäste: Sie bieten Schutz vor Verbrühungen bei Temperaturschwankungen oder Kaltwasserausfall. WC-Spülungen mit Zweimengenbetätigung beugen ebenfalls der Wasserverschwendung vor. Außerdem lässt sich mit einer optimierten Wasserversorgung der Zimmer der schwankenden Auslastung eines Hauses Rechnung tragen. Das spart nicht nur Wasser und Energie, sondern garantiert ferner größtmögliche Hygiene des Trinkwassers, gerade in seltener belegten Zimmern.
Erhebliche Folgekosten entstehen auch durch falsche Einrichtungen. So verliert das Personal wertvolle Zeit bei der Reinigung, wenn die verfliesten Flächen einen hohen Fugenanteil besitzen oder bei der Duschabtrennung eine Schiebetür gewählt wurde, unter der sich das Restwasser sammelt. Nachteilig wirkt sich auch eine in der Anschaffung zwar günstige, aber wenig leistungsfähige Lüftung aus. Schwitzwasser wird nur langsam abgeführt, was das Polieren der Spiegel verlängert und zugleich die Gefahr der Schimmelbildung erhöht. Überhaupt sind Badeinrichtungen in Hotels aufgrund der starken Nutzerfrequenz besonders belastet. Hotels sollten sich deshalb nicht ausschließlich auf moderne und pflegeleichte Materialien und Sanitärobjekte konzentrieren, sondern auch auf Langlebigkeit achten.
Best Practise I: Domero Hotel Hannover
Der Achtzigerjahre-Bau des ehemaligen Stadthotels der Maritim-Kette wurde komplett neu gestaltet. Bei den Bädern des 293-Betten-Hauses wurde der bestehende Grundriss beibehalten, in einem Teil der Zimmer wurden die Badewannen jedoch durch bodengleiche Duschen mit Rinnenablauf ersetzt. Die Waschtische bestehen aus frei formbarem Mineralwerkstoff. Das ergab eine praktische Lösung, weil die vordere Blende die Rohrleitungen verdeckt, die sich hier nicht in den Wänden verlegen ließen. Sie ist aber auch optisch ansprechend, weil sich durch die Fertigung in einem Stück ein harmonischer Gesamteindruck ergibt. Außerdem lässt sich die fugenlose Fläche mit dem eingelassenen Waschbecken leicht reinigen. Arthur Fischer: „Reinigungsfreundlichkeit sowie andere funktionelle und gestalterische Wünsche stehen bei Hotelbädern oft im Widerspruch. Typisches Beispiel dafür sind die Fliesen.“ Gefordert ist eine rutschhemmende Oberfläche, die leicht strukturiert ist. Eine glatte Oberfläche lässt sich dagegen leichter reinigen und ist zudem oft attraktiver. Gewählt wurde schließlich eine leicht strukturierte Fliese in Schieferoptik. Arthur Fischer Architekten waren hier neben der Planung und Projektleitung auch mit der Innenarchitektur beauftragt.
Best Practise II: Hotel Andel’s Berlin
Das Haus an der Landsberger Allee war einmal eine der teuersten Investitionsruinen Berlins: Der als Einkaufszentrum von Aldo Rossi geplante Betonbau geriet 1996 nach dem Absprung der Investoren ins Stocken und wurde erst 2009 mit neuem Investor und Betreiberkonzept als Konferenz- und Messehotel eröffnet. Die Aufgabe von Arthur Fischer Architekten zusammen mit Seeger Müller Architekten bestand im Umbau und der Umnutzung bereits errichteter baulicher Strukturen zu einem Hotel mit 559 Zimmern und 4 700 Quadratmetern Veranstaltungsfläche. Die Bäder sind hier hochwertiger ausgestattet als für diesen Standard üblich. Arthur Fischer: „Das muss sich der Investor aber auch leisten wollen.“ Eine Suite ist zum Beispiel folgendermaßen eingerichtet: Doppelwaschtisch, frei stehende Badewanne, große Spiegel, voll verglaste und bodengleiche Dusche sowie ein voll verglastes WC.