Text: Günther Ohland
Hier finden Sie die Übersicht über alle Musterhäuser (PDF)
Die Motivation in den Bau einer Musterwohnung oder eines Musterhauses zu investieren, ist durchaus unterschiedlich: Wohnungsbaugenossenschaften wollen herausfinden, was ihre Bewohner möchten und welche Technik wirklich dabei hilft, junge Mieter anzuziehen und gleichzeitig ältere Mieter möglichst lange zu halten. Smart-Home-Technik-Hersteller wollen das Zusammenspiel ihrer Produkte erproben und präsentieren. Hochschulen möchten – je nach Fachrichtung – neue technische Verfahren erforschen.
In Deutschland wurden mit viel staatlichem Fördergeld ungezählte Prototypen errichtet und betrieben. Zwar gibt es auch jetzt noch einiges zu optimieren, denn neue technische Verfahren erlauben in der Zukunft noch effizientere und intelligentere Produkte und Lösungen. Doch vom Grundsatz her ist das Smart Home erforscht und die Zeit des Prototypenbaus vorbei. Jetzt müssen die gesammelten Erfahrungen gesichtet, bewertet und in die „normale Wohnwelt“ überführt werden.
Musterwohnungen und Musterhäuser sind Vorbilder. Sie zeigen gute und weniger gute Gesamt- und Detaillösungen. Die so gewonnenen Erfahrungen sollen helfen, eigene Fehler zu vermeiden. Oftmals bieten die smarten Musterhäuser überraschende Erkenntnisse. Sie sind es deshalb wert, dass man mehr als einen flüchtigen Blick auf sie wirft. Die hier aufgelisteten Musterhäuser und Wohnungen (siehe auch unser Übersichts-PDF) sind alle unterschiedlich. Sie zeigen das gesamte Spektrum der aktuellen Möglichkeiten. Auf herstellergeprägte Angebote wurde im Folgenden bewusst verzichtet, da sie in der Regel nur eine einzige Smart Home Facette zeigen.
SmartHome Paderborn
Das SmartHome Paderborn war das erste Musterhaus, das ausschließlich aus marktgängigen Produkten gebaut wurde. Es zeigte, dass die häufig bemängelte „Inkompatibilität der Standards“ in der Praxis kein ernsthaftes Problem darstellt. Besonders interessant ist die Integration von Licht, Heizung, Haushaltsgeräte und Multimedia. Das hier eingesetzte SmartHome System LCN, erlaubt es, für Mehrkosten von etwa 500 Euro ein komplettes Einfamilienhaus für Smart Home vorzurüsten. Das Haus kann an jedem ersten Sonntag im Monat zwischen 10:00 und 16:00 Uhr ohne Anmeldung besichtigt werden, außerhalb dieser Zeit nach Vereinbarung (Kontakt siehe Tabelle).
Baufritz Alpenchic Poing
Das 174 Quadratmeter große Musterhaus Alpenchic des auf ökologisches Bauen spezialisierten Fertighausherstellers BauFritz befindet sich im Musterhauspark Poing bei München. Neben der Architektur überzeugt das energetische Konzept mit Wasserstoff-Brennstoffzelle als Mini-BHKW, „persönlichem Windrad“, Photovoltaik, Batteriespeicher und der Gebäudeautomation „myHomeControl“, die neben der intelligenten Gebäudesteuerung auch Energie-Quellen und Verbraucher so organisiert, dass Eigenverbrauch und Autonomiegrad möglichst hoch sind.
Ermündigungs-Wohnung Berlin
Ermündigung ist laut OTB GmbH Geschäftsführer Tiago da Silva das Gegenteil von Entmündigung. Die Wohnung im 6. Stock der Meeraner Straße 7 in Berlin Marzahn zeigt aktuelle SmartHome und AAL Lösungen (Alltagsunterstützende Assistenz Lösung) und wie konventionelle Wohnungen umgebaut werden können. Es wird deutlich, wie Wohnungen für jedes Alter aussehen sollten und wie sich vorhandener Wohnraum anpassen lässt.
Diese Wohnung ist besonders für Innenarchitekten interessant, zeigt sie doch ansprechende nachrüstbare Wohnlösungen für Menschen mit unterschiedlicher Körpergröße oder Einschränkungen. Führung nach Anmeldung.
ConceptHome und StattHotel Ahaus
Das Softwareunternehmen Tobit hat auf seinem Firmencampus in Ahaus ein smartes Hotel – das StattHotel – und ein Einfamilienhaus errichtet. Beide Objekte kann man mieten und die smarte Technik ausprobieren. Hier wird weit in die Zukunft geschaut und ausprobiert, was heute schon machbar ist. Die Idee beim Hotel war, moderne Medien und LED-Licht einzubeziehen und zu experimentieren. So dient das Handy als Schlüssel und das iPad als Bedieneinheit für das gesamte Hotelzimmer. Licht und Sound lässt sich an die Stimmung anpassen. Bezahlt wird per Facebook.
Das ConceptHome ist aus einem Schülerwettbewerb entstanden und kann heute ebenfalls für eine Übernachtung gemietet werden. Das Haus ist absolut erlebenswert. Besonders interessant sind die im Boden versenkten Mülltonnen, die am Abholtag automatisch hochgefahren werden.
Ebenfalls erlebenswert ist die smarte Gastronomie „BamBoo!“ von Tobit auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hier kann man heute erleben, wie Gastronomie sich entwickeln wird. Auch das Firmengebäude weist etliche architektonische Besonderheiten auf.
Günther Ohland ist Fachjournalist und Initiator des Musterhauses SmartHome Paderborn sowie Gründungsmitglied der SmartHome Initiative Deutschland e.V.
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