Mit dem Zuschauerstrom fließend
Fußballstadien haben in erster Linie funktionale Aufgaben, so ass der Fokus der architektonischen Gestaltung auf das äußere Erscheinungsbild gerichtet ist. Auch bei der Fußball-Arena im ukrainischen Lwiw, die 35.000 Fans Platz bietet und zu den modernsten Stadien Europas zählt, ist die Fassadengestaltung das architektonische Highlight. Sie symbolisiert das, was drinnen auf dem Rasen gefragt ist: Kraft, Dynamik und Schnelligkeit. Entworfen wurde das neue Stadion vom Wiener Architekturbüro Atelier Wimmer ZT in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Partner-Projektteam „Arnika“.
Für die Fassade erschien den Projektbeteiligten eine Bekleidung aus Titanzink am geeignetsten, weil es die Dynamik der Arena unterstreicht und die großen Flächen des über 20 Meter hohen Gebäudes kraftvoll wirken lässt. Zudem passt sich der silbermatte Farbton der natürlichen Umgebung an. Auch die Möglichkeit, den Werkstoff vor Ort verarbeiten zu können, und die Tatsache, dass sich die Patina auf der Oberfläche bei möglichen Beschädigungen selbst regeneriert, beeinflusste die Entscheidung. Weil auch bei diesem Projekt Wert auf Wirtschaftlichkeit gelegt wurde und wenig Verschnitt anfallen sollte, haben Verarbeiter und Händler die Flächen vor Ort ausgemessen, anhand des Verlegeplans die Anzahl der Scharen bestimmt und ihre Abmessungen vor der Bestellung exakt ausgerechnet. Geliefert hat das Material Rheinzink, insgesamt rund 48 Tonnen.
An den senkrechten Fassaden wurden die 0,8 Millimeter starken Schare in Winkelstehfalztechnik und in einem Winkel von 68 Grad verlegt. Die Montage erfolgte mit L-Profilen aus verzinktem Stahl auf Trapezblechprofilen mit zwei Zentimetern Hinterlüftung und Wärmedämmung. Besonderen Reiz haben die Zinkflächen durch die Querrinnen erhalten, die im rechten Winkel zu den Scharen verlaufen. Sie gliedern die Flächen, betonen die Schräge und verleihen der Arena so zusätzliche Spannung.
Eine schlichte und gleichzeitig sehr ausdrucksvolle Gestaltung hat der Eingangsbereich erhalten. Dort, wo die Zuschauer die Rampe verlassen und die Arena betreten, reckt sich das Stadiongebäude nach oben. Die Untersicht der schräg verlaufenden Decke wurde ebenfalls mit Titanzink bekleidet – nicht schräg wie an den Fassaden, sondern gerade, mit dem Zuschauerstrom fließend.
Elegante Entwässerung
Mit 19 Etagen und einer Höhe von 76 Metern ist das Sign das derzeit höchste Bürogebäude im Düsseldorfer Medienhafen. Der von Murphy Jahn Architekten geplante Bau bildet den vorläufigen südlichen Abschluss der Bebauung des östlichen Hafenbeckens. Mit seiner leichten und stromlinienförmigen Kontur setzt das Hochhaus einen Kontrapunkt zur restlichen Bebauung. Markant ist zudem die Fassade mit ihren rund 1.500 raumhohen, schuppenartig angeordneten Glaselementen.
Sie dienen nicht nur der Ästhetik, sondern erfüllen auch eine funktionale Aufgabe: Im unteren Bereich der Glasteile sind Klappen angebracht, die die natürliche Belüftung der Büros gewährleisten.
Die schräg stehenden Glaselemente und die großen Fassadenflächen setzten eine Entwässerungslösung voraus, die auch bei starkem Regen das gesamte Niederschlagswasser zuverlässig ableitet. Dafür benötigte das Gebäude überdurchschnittlich breite Rinnen in Sonderanfertigung. Diese sollten trotz ihrer breiten Roste nicht wuchtig wirken, um dem Bauwerk einen eleganten Rahmen zu verleihen. Die Auswahl der Entwässerungsrinnen musste hier sogar mit der Stadt Düsseldorf abgestimmt werden, da die Außenanlagen des Hochhauses an öffentliche Flächen grenzen. Aufgrund der ungewöhnlichen Rinnenbreite von einem halben Meter hatte die Behörde zunächst Bedenken. Als Hersteller mit Erfahrung in der Maßanfertigung von Entwässerungssystemen mit ästhetischem Design und Qualität überzeugte die Richard Brink GmbH aus Ostwestfalen. Verbaut wurden etwa 100 Meter des Rinnentyps „Stabile“: Die Rinnen sind 50 Zentimeter breit, mit einem Maschenrost aus Edelstahl abgedeckt und in einzelnen Teilstücken segmentiert verlegt, um die ovale Form des Sign aufzugreifen.
Feuerverzinkte Variationen
Immer öfter wurde in den letzten Jahren feuerverzinkter Stahl zur Fassadengestaltung eingesetzt. Durch die Verzinkung sind die Elemente nicht nur äußerst widerstandsfähig, sondern häufig wird das Material auch wegen der lebendig wirkenden metallischen Oberfläche gewählt. Durch moderne Umformtechnik sind nahezu alle Wünsche an die Gestaltung realisierbar. Üblich sind: Gitterrost-, Blech-, Streckmetall- oder Lamellenfassaden. Seit Veröffentlichung der überarbeiteten DIN 18516-1 „Außenwandbekleidungen, hinterlüftet – Teil 1: Anforderungen, Prüfgrundsätze“ im Juni 2010 sind feuerverzinkte Bauprodukte, die in einer Gebäudefassade eingesetzt werden, nun auch normungstechnisch geregelt. Dies gilt für die Unterkonstruktion, die Fassadenbekleidung und auch für Verbindungselemente. Eine baurechtliche Zustimmung im Einzelfall wie bisher ist nicht mehr notwendig. Das hat den Einsatz von feuerverzinktem Stahl im Fassadenbereich deutlich vereinfacht.
Abhängig von der Stahlzusammensetzung kann das Erscheinungsbild einer Feuerverzinkung eher silbrig glänzend oder mattgrau sein. Für feuerverzinkte Fassadenbekleidungen, an die hohe ästhetische Ansprüche gestellt werden, sollten Planer bei der Ausschreibung und Bestellung klare Vorgaben hinsichtlich des zu verwendenden Stahls machen. Eine möglichst frühe Abstimmung zwischen dem Architekten, dem Fassadenbauer und dem Feuerverzinkungsunternehmen ist hierfür sinnvoll. Zudem ist eine Probeverzinkung unter praxisgerechten Bedingungen zur Herstellung von Musterproben empfehlenswert, um die unterschiedliche subjektive Wahrnehmung auszuschließen. Denn Feuerverzinkereien haben in der Regel keine Möglichkeiten, das durch die Stahlzusammensetzung bedingte Erscheinungsbild der Feuerverzinkung zu beeinflussen.
Nicht im Vordergrund
Nach zwei Jahren Bauzeit wurde im Oktober letzten Jahres das zweite von insgesamt fünf Gebäuden des neuen „Science Park“ der Johannes-Kepler-Universität (JKU) im österreichischen Linz eröffnet. Wie beim Bauteil 1, dem „Mechatronikgebäude“, knickt auch dieser Baukörper an einer Stelle ab — allerdings spiegelverkehrt zum Grundriss des ersten Hauses. Das gestalterische Konzept stammt von dem Wiener Architekturbüro Caramel, das den Wettbewerb zur Bebauung des 60.000 Quadratmeter großen Areals gewonnen hat und jetzt auch realisiert. Ein wesentlicher Anspruch des Bauherrn bestand darin, dass Räumlichkeiten zur Kommunikation entstehen – schließlich will die Universität nicht nur ihren Standort aufwerten, sondern Wirtschaft und Forschung auch enger miteinander verknüpfen. Die dafür benötigten Freiräume bedingten große Spannweiten innerhalb des Gebäudes. Dies erforderte ein Tragwerk mit Brückenkonstruktionen, das außen durch die Versprünge in den Fensterbändern sichtbar wird. Für die Fassade suchten die Planer ein Material, das die Geometrie des Baus unterstützt, ohne sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Planum-Profile aus Aluminium des österreichischen Herstellers Domico erfüllten diesen Anspruch. Sie wurden horizontal verlegt, mit 20 Millimeter breiten Fugen. Bei den vertikalen Fugen sind die Stöße versetzt angeordnet, um ein ebenmäßiges Erscheinungsbild zu erhalten. Für eine präzise Eckausbildung wurden die Profile bereits im Werk auf Gehrung geschnitten.
Planum-Profile werden projektbezogen mit Längen bis zwölf Meter gefertigt, aber auch Sonderlängen sind möglich. Durch die exakte Profilierung werden im fertig montierten Zustand die Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen mit erhöhter Anforderung gemäß DIN 18202 eingehalten. Die Profile sind seitlich geschlossen und werden in Deckbreiten bis 800 Millimeter hergestellt. Aufgrund dieser variablen Breiten lässt sich die Planum-Fassade der Gliederung des Baukörpers anpassen.