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Helle Köpfe

Vielfalt, Farbe, Individualität: Wie Lichtplaner mit neuen Beleuchtungstrends umgehen.

01.03.20087 Min. Kommentar schreiben
Licht-Vision-Projekt: Shoppingcenter Lilien-Carré in Wies­baden (Architekten Ortner & Ortner /Kramm & Strigl)

Fred Wagner

„Licht ist kein Selbstzweck“, sagt Karsten Ehling, Geschäftsführer der Dienstleistungs- und Gebäudetechnikfirma LichtVision in Berlin. „Das Kunststück für den Lichtplaner ist, gemeinsam mit dem Architekten ein überzeugendes Gesamtkonzept zu finden.“ Es gebe in seiner Branche Unternehmen, die sich – ohne es offen zuzugeben – nicht für die Architektur interessierten, sondern ihre eigene Gestaltungsidee für das Licht in den Mittelpunkt stellten. Ehling: „Das kann schon mal funktionieren, aber es gibt genügend Beispiele, bei denen dadurch Licht und Architektur einfach in zwei Teile zerfallen.“

Karsten Ehling (39) von LichtVision: „Damit sich Architektur und Licht optimal ergänzen, setzen wir auf eine ganzheitliche Lichtplanung.“

Aus diesem Grund setzen sich die Mitarbeiter von LichtVision mit dem Architekten an einen Tisch und suchen gemeinsam nach einer ganzheitlichen Lösung. Ehling: „Dabei verfolgen wir von Projekt zu Projekt unterschiedliche Ziele. Zum Beispiel kann Licht die Architektur unterstützen oder diese auch vollkommen verändern, durch unterschiedliche Erscheinungsbilder des Gebäudes bei Tag und in der Nacht.“

Beim 1997 gegründeten Dienstleister in Sachen Licht arbeitet ein 20-köpfiges Team aus Lichtplanern, Industriedesignern, Ingenieuren, Elektronikern und nicht zuletzt zwölf ausgebildeten Architekten. Die Planungsleistungen reichen von der Tages- und Kunstlichtplanung über die Lichtsteuerung bis zur Entwicklung von visuellen Medien. Auf der Kundenliste stehen private Bauherren, mittelständische Leuchtenfirmen, Architekten und Industrieunternehmen. Die Projekte reichen von Außenbeleuchtungen und Medienfassaden, etwa an der Schwaben Galerie in Stuttgart und der Europazentrale von Universal Music oder dem Sony Center in Berlin, bis zur Lichtplanung für Museen wie der Flick Collection in Berlins Hamburger Bahnhof.

Einen Maßstab für eine gute Lichtplanung zu finden, ist auch für Ehling schwer. „Ich glaube, dass Licht dann eine Chance hat gut zu sein, wenn es bewusst wahrgenommen werden kann und wenn man davon positiv berührt wird.“ Es gebe aber auch Ausnahmen, wie Museen.

Licht zieht an: Die Wirkung von Außenlichtgestaltung demonstriert die Kongresshalle Berlin (Architekt Hugh Stubbins)

„Da ist das Beleuchtungskonzept immer dann gelungen, wenn der Besucher das Licht nicht bewusst wahrnimmt, sondern nur die Kunst im Mittelpunkt steht.“

Leuchtdioden verändern den Markt

Der Markt für Lichtplaner in Deutschland ist relativ überschaubar. Es gibt derzeit fünf große Büros mit mehr als 15 Angestellten sowie rund 20 kleinere Büros mit fünf und mehr Mitarbeitern, die den größten Teil des Marktes abdecken. Die meisten Büros befinden sich in Berlin, Hamburg, Köln/Bonn und München. Da das Thema Licht bei Architekten und Bauherren in den vergangenen zwei Jahren an Bedeutung stark zugenommen hat, hat sich auch die Auftragslage spürbar verbessert.

Kunstlicht und Lichtsteuerung bei Veranstaltungsgebäuden: Detail einer Anwendung im Kino Arsenal im Sony Center

Für einen weiteren Anstieg könnten neue Trends sorgen. Einer der wichtigsten ist die Erfindung der LED, die gerade in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung erfahren hat. Die winzigen, nur einen Quadratmillimeter großen Halbleiterbauelemente, die Strom direkt in Licht umwandeln, sind nahezu verschleißfrei, halten sehr lange und verbrauchen weniger Strom als herkömmliche Leuchtmittel. Vor allem weiße Hochleistungs-Leuchtdioden gelten als wichtige Zukunftstechnologie. Doch noch fehlt es den Winzlingen an Effizienz und Lichtqualität.

Ehling: „LED kommen in der architektonischen Lichtplanung bisher nur bei ganz speziellen baulichen Situationen zum Einsatz, weil sie herkömmliche Leuchtmittel nur sehr eingeschränkt ersetzen können.“ Der wichtigste Grund dafür: Noch ist das Spektrum der Farbwiedergabeeigenschaften von weißen Leuchtdioden sehr begrenzt. Gegenstände, die von weißen Leuchtdioden beleuchtet werden, wirken in ihrer Farbwiedergabe verfälscht. „LED sind deshalb für weißes Licht noch kein Thema – im Gegensatz zur Erzeugung von farbigem Licht für die Akzentbeleuchtung und die Inszenierung“, sagt Ehling. Nach seiner Meinung werden weiße Leuchtdioden auch in Zukunft nicht alle anderen Lichtquellen vom Markt verdrängen, sondern eher zusätzliche Möglichkeiten schaffen.

Die Zukunft ist das individuelle Licht

Vieles bunt zu machen, ist ein weiterer Trend, der seit einiger Zeit bei der Lichtplanung und -gestaltung zu beobachten ist. Ehling: „Es gibt seit einigen Jahren eine ganze Reihe von Lichtlösungen, die das Thema Farbe bewusst in den Vordergrund stellen.“ Auch hier ist es die Technik, die neue Lösungen für die Lichtplaner anbietet. Um farbiges Licht zu erhalten, wurde früher mit farbigen Filtern gearbeitet, die dann lediglich eine einzige Farbe erzeugen konnten. Heute gibt es RGB-LED (das Kürzel steht für rot, grün, blau), die jede gewünschte Lichtfarbe erzeugen können. „Insbesondere für die Beleuchtung von Innenräumen, aber auch für Außenräume, hier besonders auf dem asiatischen Markt, hat sich diese Anwendung inzwischen etabliert“, sagt Ehling, der immer öfter Lichtprojekte in Asien oder im Nahen Osten betreut.

Eindrucksvolle Kombination aus Tages- und Kunstlicht: Lilien Carré Shoppingcenter in Wiesbaden

Ein weiterer Trend heißt Vielfalt. „Wir kombinieren bei immer mehr Projekten alle Leuchtmittel von der Leuchtstofflampe bis zur Leuchtdiode in einer einzigen Steuerung ohne aufwendige Zusatzgeräte“, schwärmt Ehling. Basis dafür sind moderne, digitale BUS-Systeme, die aus der Gebäudeautomation kommen, sowie ein einheitlicher Standard, auf den sich weltweit alle führenden Hersteller von Vorschaltgeräten wie OSRAM, Philips Lighting, Erco oder Zumtobel geeinigt haben. DALI (Digital Addressable Lighting Interface) – so der Name der Schnittstelle – bietet den Lichtexperten erstmals die einfache und flexible Planung unterschiedlicher Lichtstimmungen und Szenarien. Im Idealfall lassen sich dimmbare Lichtlösungen mit nur einem Taster ansteuern. Ein besonderer Vorteil ist, dass die Wahl des Leuchtmittels bis zum Schluss offengehalten werden kann.

Mit den neuen technischen Möglichkeiten eng verbunden und ohne diese schwer vorstellbar ist eine weitere Entwicklung: Licht wird immer individueller. Ein Beispiel dafür ist die Planung eines Hotelzimmers, in dem es sehr viele Lichtquellen gibt, um die unterschiedlichsten Wünsche und Vorlieben der Gäste zu erfüllen. „Diese Idee der Individualisierung wird immer mehr auf den Homebereich, aber auch auf die Lichtplanung bei Veranstaltungen übertragen“, sagt Ehling. Mithilfe der vereinfachten Automatisierung lassen sich sehr viele Lichtstimmungen und Szenarien erzeugen, abspeichern und auf Knopfdruck individuell wieder aufrufen.

Im Denkmal: Lichtgestaltung in der Holocaust-Gedenkstätte, Berlin, von Peter Eisenmann

Egal, für welche technologischen Lösungen sich Lichtplaner heute entscheiden, eine Herausforderung müssen sie immer öfter bestehen: die energieeffiziente Planung von Licht. „Wir beobachten bei unseren Auftraggebern, dass die Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, nicht nur in Deutschland, sondern auch international“, sagt Ehling. Das Problem: Ähnlich wie Architekten befinden sich auch Lichtplaner bei der Suche nach einer energieeffizienten Lösung in einem Zielkonflikt.

Auf der einen Seite gibt es das Gestaltungskonzept mit einem durchdachten Lichtdesign und einer geplanten Lichtstimmung, die eine gewisse Wirkung erzielen soll. Auf der anderen Seite gibt es alternative Lichtquellen, die weniger Energie verbrauchen, aber vielleicht ein völlig anderes Licht erzeugen. Um den goldenen Mittelweg zu finden, führen die Berliner Lichtplaner ausführliche Gespräche mit Architekten und Bauherren. Ehlert: „Am Ende gibt es dann immer eine optimale Lösung, die beiden Seiten gerecht wird.“

Signalwirkung: Kunstlichtgestaltung bei der Schwaben Galerie in Stuttgart, zusammen mit Léon Wohlhage Wernik Architekten

Lichtplanung lässt sich studieren

Seit einigen Jahren bieten immer mehr Hochschulen und Universitäten in Deutschland Kurse und Studienplätze zum Thema Lichttechnik oder Lichtplanung an.

Am bekanntesten ist der Studiengang Lighting-Design an der Fachhochschule Hildesheim mit dem Abschluss Bachelor in sechs Semestern oder Diplom (FH) in acht Semestern. Lighting-Design ist eine interdisziplinäre Ausbildung, die die Kompetenz anderer an der Hochschule angesiedelter Fachrichtungen wie ­Innenarchitektur, Architektur, Produktdesign, Wirtschaft und Kunst nutzt. Die Studienziele sind in Abstimmung mit dem Berufsverband der Lichtgestalter, der European Lighting Design Association (ELDA), festgeschrieben.

Die Hochschule Wismar bietet den Masterstudiengang Architectural Lighting Design (vier Semester) an. Das Studium hat das Ziel, sowohl die Anwendung von Tages- als auch von Kunstlicht in der Architektur zu vermitteln. Voraussetzungen sind gute Kenntnisse der englischen Sprache, da die Lehre im Wesentlichen auf Englisch erfolgt, sowie erste berufliche Erfahrungen in Architektur, Design oder Elektrotechnik.

Eine weitere Möglichkeit ist das Studium an der Bartenbach Lichtakademie in der Nähe von Innsbruck. Neben einem zwei­semestrigen Akademielehrgang für Lichtgestaltung wird auch ein „Master of Light and Lighting (MLL)“ angeboten. Absolventen des kompakten viersemestrigen Universitätslehrganges erhalten vertiefende, praxisorientierte Einblicke in die Zusammenhänge und Randbedingungen der Lichtgestaltung.

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