Von Wolfgang Heinl
Sensorgesteuerte Waschtischarmaturen, die ohne das Betätigen von Hebeln oder Tipp-Tasten die Wasserzufuhr öffnen, leisten in öffentlichen und gewerblichen Sanitäranlagen einen Beitrag zur Hygiene, reduzieren den Trinkwasserverbrauch und sparen Energie für das Erwärmen von Wasser. Sie sind komfortabel, leichter zu reinigen und zu warten und unterliegen geringerem Verschleiß. Für den Nutzer ist die berührungslose Betätigung oft daran erkennbar, dass anstelle von Bedienhebeln oder -griffen ein Sensor-„Auge“ im Armaturenkörper integriert ist. Dieser Sensor löst den Wasserfluss aus, sobald der Benutzer seine Hände in den Erfassungsbereich unterhalb des Auslaufs hält. Die Armaturen sind deshalb für Schwimmbäder und Sportstätten, Restaurants und Hotels, Veranstaltungs- und Freizeiteinrichtungen, Flughäfen und Bahnhöfe empfehlenswert. Doch aus einer kurzfristigen Kostenbetrachtung heraus wird häufig auf die berührungslose Armaturentechnik verzichtet, auch wenn sie sich schon auf mittlere Sicht rechnen würde. Erstaunlich ist dabei, dass oft zugleich an der Ausstattung mit teuren Naturstein-Waschtischplatten oder großformatigen Spiegeln nicht gespart wird.
Keine umfassende Verwendungspflicht
Vorgeschrieben sind berührungslose elektronische Waschplatzarmaturen bisher nur in Lebensmittel verarbeitenden Betrieben, im Gesundheitswesen sowie für Autobahnraststätten. Für alle anderen Bereiche bestehen lediglich Empfehlungen, beispielsweise durch die VDI-Richtlinie 3818. Danach sollen Waschplätze öffentlicher Sanitärräume generell mit berührungslosen und selbstschließenden Armaturen ausgestattet werden. Informationen des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.) zufolge basiert diese Empfehlung auf der Erkenntnis, dass die Sanitärausstattung vieler öffentlicher Anlagen erhebliche Probleme bereitet, weil die Ausstattung nicht den Anforderungen öffentlicher Anlagen entspricht. Oftmals würden die Maßstäbe einfach vom privaten Bad-Standard auf öffentliche Anlagen übertragen, obwohl hier andere Kriterien anzusetzen sind. Schon allein weitaus höhere Benutzerfrequenz verlangt bei Waschplatzarmaturen – ebenso auch bei WC- und Urinal-Spülsystemen – eine robustere und langlebigere Ausrüstung als für Sanitäreinrichtungen mit einem eingeschränkten Nutzerkreis.
Aquis: Weiße Lichtbalken signalisieren bei der Sensorarmatur HighTech Senso von Aquis Einsatzbereitschaft. Sobald Wasser fließt, leuchten die Anzeigebalken in Rot und Blau, was den Nutzer intuitiv zu den seitlichen Touch-Tasten führt: Tippt er bei Rot, wächst der Lichtbalken und das Wasser wird wärmer.
Zwischen den Armaturen für kaltes und vorgemischtes Wasser besteht im Regelfall kein konstruktiver Unterschied. Bei berührungslosen muss deshalb wie bei konventionellen Armaturen vorgemischtes Wasser bereitgestellt werden, entweder über eine zentrale Mischwasserversorgung – zum Beispiel mit einer Entnahmetemperatur von 40 Grad Celsius – oder über eine dezentrale Trinkwassererwärmung. Bei einer Zentralversorgung müssen Gesundheitsgefahren durch Legionellen vermieden werden; den geltenden Regelwerken zufolge ist das auf 60 Grad Celsius zu erwärmende Wasser mit diesem Temperaturniveau bis unmittelbar vor die Entnahmestellen zu führen. Bei einer dezentralen Erwärmung ist das nicht nötig. Waschplatzarmaturen für Kalt- und Warmwasser benötigten je einen Kalt- und Warmwasseranschluss; die gewünschte Entnahmeart wird somit an der Armatur eingestellt. Dazu muss der Nutzer jedoch einen Temperatureinstellhebel oder -drehgriff betätigen, sodass bei dieser Ausführung die Benutzung – zumindest vor dem eigentlichen Waschvorgang – nicht mehr vollkommen berührungslos ist.
Trinkwassergüte durch Hygienespülung
Für öffentlich genutzte Objekte besteht seit Inkrafttreten der Trinkwasserverordnung die Pflicht zur Überwachung der Trinkwasserqualität durch die Gesundheitsämter. Die behördlichen Kontrollen haben dazu geführt, dass Trinkwasseranlagen in öffentlichen Gebäuden einen zweifelhaften Ruf als potenzielle Infektionsquellen erlangt haben. Denn bakterielle Verunreinigungen des Trinkwassers treten nicht nur in bestehenden oder veralteten Anlagen auf, sondern auch in neuen. Davon betroffene Installationen dürfen erst nach einer aufwändigen Sanierung in Betrieb genommen werden — nachdem der Nachweis über eine einwandfreie Trinkwasserbeschaffenheit erbracht wurde. Mikrobielle Verunreinigungen treten besonders in den Teilen einer Trinkwasseranlage auf, deren Entnahmestellen nicht oder nur selten genutzt werden. In Altbauten tritt das Problem auch auf, weil dort oftmals überdimensionierte Leitungssysteme vorhanden sind. Sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen ergibt sich daraus die Anforderung an die verantwortlichen Planer und ausführenden Fachunternehmen, stehendes Trinkwasser im System möglichst zu vermeiden. Ein Teil der Anbieter von berührungslosen Sanitärarmaturen hat deshalb in die sensorgesteuerten, berührungslosen Waschtisch-Armaturen eine zusätzliche Funktion integriert, durch die über die Gebäudeleittechnik eine automatische Hygienespülung ausgelöst werden kann.
Für den Einsatz in öffentlichen und gewerblichen Sanitäranlagen sind auf dem Markt mittlerweile auch preiswertere Sensor-Waschplatzarmaturen mit einer reduzierten, klaren Formensprache und dadurch geringerem Materialeinsatz verfügbar. Sensorarmaturen müssen heute deshalb nicht mehr den Budgetrahmen sprengen.
Als Benutzer trifft man leider immer wieder auf Armaturen, die nur für wenige Sekunden ein Rinnsal freigeben. Dies ist dann der Fall, wenn die Laufzeit nicht richtig beziehungsweise zu kurz eingestellt wurde und gleichzeitig die Filtersiebe im Armaturenanschluss „zu“ sind. Die Ursache ist hierbei also mangelnde Wartung und kann somit nicht allgemein auf die Funktion von berührungslosen Armaturen übertragen werden.
Wolfgang Heinl ist freiberuflicher Fachjournalist für Sanitär, Gebäude- und Energietechnik aus Wangen im Allgäu.
Marktübersicht sensorgesteuerte Armaturen als PDF.