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Klimaschutz beim Wasserschutz

Wenn Architekt Taco Holthuizen passende Anlagentechnik für seine Sanierungsprojekte fehlen, lässt er sie zur Not selbst entwickeln – so wie jetzt eine Wärmepumpe für einen 70er-Jahre-Bau.

01.12.20093 Min. Kommentar schreiben

Marion Goldmann

Das zukünftige Hauptgebäude der Wasserschutzpolizei in Berlin-Spandau musste saniert werden. Aufgrund vieler auskragender Bauteile und Terrassen bietet der viergeschossigeStahlbetonbau besonders viel Angriffsfläche und zahlreiche Wärmebrücken. Keine ideale Geometrie also, um mit dicken Dämmpaketen zu arbeiten. Dennoch konnte der Berliner Architekt Taco Holthuizen die Vorgaben der Energieeinsparverordnung 2007 letztlich um etwa um 30 Prozent unterschreiten. Für ein Nichtwohngebäude ein beachtliches Ergebnis, zumal der teilweise 24-Stunden-Betrieb bei Heizung und Beleuchtung ständigen Energieverbrauch bedeutet.

Objekt: Gebäude der Wasserschutzpolizei, Berlin-Spandau • Bauherr: BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, Berlin • Energetische Planung: Holthuizen Architekten, Berlin • Abluftwärmepumpe: Deunert Hautechnik, Hohen Neuendorf, Heizleistung: 9 KW, Jahresarbeitszahl: >6, Abmessungen: 60 x 70 x 60 cm

Erreicht wird das Ergebnis größtenteils durch eine innovative wie ebenso effektive Anlagentechnik. Basis bildet ein Schichtenspeicher mit integrierter Gasbrennwerttechnik. Diesem wird vorrangig Wärme durch eine solarthermische Anlage sowie eine Abluftwärmepumpe zugeführt. Nur wenn die erforderliche Betriebstemperatur des Schichtenspeichers nicht mehr aufrechterhalten werden kann, schaltet die Brennwerttechnik zu.

Die Abluftwärmepumpe jedoch ist keine von der Stange. Normale Luftwärmepumpen nehmen Außenluft auf und heizen über einen Verdichtungsprozess die Raumluft auf die jeweils erforderliche Heiztemperatur hoch. Dieses Modell nutzt die bereits im Gebäude befindliche, etwa 20 Grad warme Abluft aus der ohnehin erforderlichen kontrollierten Lüftung. Dadurch reduziert sich die energetisch zu überwindende Differenz von Außen- und Heiztemperatur. Je geringer sie ist, desto effektiver arbeiten bekanntlich Wärmepumpen.

Im konkreten Fall bleiben 35 Grad, auf die die Wärmepumpe kontinuierlich zu heizen hat. Noch deutlicher wird der Nutzen anhand der gemessenen Jahresarbeitszahl. Liegt diese über 3, arbeiten Wärmepumpen wirtschaftlich. Holthuizens Abluftwärmepumpe erreicht einen Wert von 6. Er hat sie zusammen mit der Deunert Haustechnik sowie einem Berliner Unternehmen entwickelt. Die Kosten für die Entwicklung und Zulassung haben sie selbst getragen. Die Anlagen wie auch andere weiterentwickelte Erdwärmepumpen wurden inzwischen in auch in anderen Objekten eingebaut, wo die gleiche oder sogar bessere Jahresarbeitszahlen nachweisbar sind.

Zur energetischen Gesamtbilanz trägt neben der Anlagentechnik auch die Außendämmung bei, die wegen der komplizierten Gebäudegeometrie in unterschiedlichen Stärken aufgebracht wurde. Zudem wurden die Fenster ausgetauscht. Wann immer möglich, berücksichtigt Holthuizen auch die graue Energie und setzt Baustoffe ein, die mit geringem Energieaufwand produziert wurden. Energieoptimiertes Bauen praktiziert er schon, seit er 1997 sein Architekturbüro gründete.

Diese Spezialisierung hat sich gelohnt. Zwar waren noch bis vor etwa zwei Jahren Bauherren nur mühsam von ganzheitlichen Konzepten zu überzeugen, inzwischen aber hat sich auch aufgrund der gestiegenen Energiepreise und der Klimadiskussion das Blatt gewandelt. Jetzt hilft ihm sein Know-how, auch über die technische und wirtschaftliche Betrachtung hinaus spannende Entwurfsleistungen zu akquirieren.Dennoch stimmt heute kein Bauherr ausschließlich aus energetischen oder umweltpolitischen Gründen Maßnahmen zu, die sich nicht rechnen. Im Industrie- und Gewerbebau plant Holthuizen so, dass sich der Mehraufwand für über geltende Standards hinausgehende Investitionen nach fünf bis maximal zehn Jahren amortisiert.

Diesen Maßstab hat er auch bei der energetischen Planung für die Wasserschutzpolizei angesetzt. Durch den Wunsch des Bauherrn nach einer energetischen Sanierung konnten bei diesem Projekt Gelder aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung gestellt werden. Ein Umstand, der eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung umso wichtiger macht. Es ist das erste Objekt in Berlin, was mit Hilfe dieser staatlichen Förderung jetzt fertiggestellt ist.

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