Marion Goldmann
Stilvoll fügt sich der 32-Zoll-Flachbildschirm in die hellen Natursteinplatten ein, die die Wand des Personenaufzugs verkleiden. NTV läuft hier von 8 bis 13 Uhr, anschließend Bloomberg UK bis 18 Uhr und bis 23 Uhr CNN – ein Service für den Passagier, der auf seiner kurzen Fahrt über das Weltgeschehen informiert wird. Damit keiner den Ausstieg verpasst, zeigt ein farbiger Pfeil zudem deutlich Fahrtrichtung und Etage an.
Außerdem werden rund um die Uhr Wetterdaten eingespielt. Der Clou dabei ist: Die Angaben zu Luftfeuchte, Temperatur, Windrichtung und -geschwindigkeit, über Regen und Sonnenschein stammen nicht irgendwoher, sondern von der hauseigenen Wetterstation auf dem Dach des Gebäudes. Es befindet sich im Hamburger Nikolaiviertel und ist ein gerade fertiggestelltes und aufwendig saniertes Büro- und Geschäftshaus mit dem Namen JohannisContor. Das Erdgeschoss und ein Teil der ersten Etage sind als Maisonette angelegt und an Ladenbetreiber vermietet. Die sieben anderen Geschosse sind für Büros konzipiert.
Von Anfang an legte der Bauherr, ein Projektentwickler, hier den Maßstab im Premiumsegment an. Jede Etage ist sehr hochwertig mit Liebe zum Detail ausgestattet. Doch das, meinte er, könnten auch andere. Den Aufzug aber für Informationszwecke zu nutzen, das sei fast einmalig. Und hätten sich Mieter und Besucher an den Service einmal gewöhnt, würden sie ihn andernorts vermissen. Deshalb spielten die rund 15.000 Euro für das Lift-Info-System, das dieses Infotainment im Aufzug ermöglicht, plus die Kosten für die Wetterstation in Relation zu den Gesamtkosten keine wesentliche Rolle. Allein die Zusatzleistung war entscheidend.
Flexibel bespielbar
Die Schaefer GmbH aus Sigmaringen hat das Lift-Info-System 2005 auf den Markt gebracht und inzwischen weltweit 145 Stück verkauft. Denn immer mehr Bauherren, Architekten und Immobilienbetreiber suchen nach neuen Möglichkeiten, um ihre Gebäude individueller und benutzerfreundlicher zu gestalten. Zukunftsorientierte Aufzugsanlagen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die moderne Medientechnik. Vor diesem Hintergrund hatte das auf Anzeige- und Bedienelemente für den Aufzugsbau spezialisierte Unternehmen dieses visuelle Kommunikations- und Leitsystem entwickelt. Es lässt sich nicht nur im Aufzug selbst, sondern auch in Lobbys oder an Meeting-Points auf Flughäfen und Bahnhöfen, in Kliniken oder Hotelanlagen installieren.
Auch in Museen leistet es informative Dienste, hierzulande seit Kurzem im Schlossmuseum im thüringischen Greiz, wo die Stadtverwaltung als Bauherr die Simulation einer Zeitreise während der Aufzugfahrt in Auftrag gab. Herzstück des Lift-Info-Systems ist eine Software mit verschiedenen Modulen, die unterschiedliche Leistungsspektren bietet. Lediglich ein PC mit üblichen Standards ist nötig. Dadurch ist auch der Zugang zur Gebäudeleittechnik möglich, was beispielsweise die Einbindung von Zutrittskontrollsystemen erlaubt. Ein Sicherheitsaspekt, der immer wichtiger wird.
Objektbeispiel: Das JohannisContor
Schweren Herzens hatte die Denkmalpflege das Gebäude im Hamburger Nikolaiviertel zum Abriss freigegeben, so desolat war die Bausubstanz. Auf der Suche nach etwas Besonderem hat ein Projektentwickler es dann doch bewahrt und viele Unwägbarkeiten bei der Sanierung riskiert. Anfang September wurde die unter Leitung der KBNK Architekten aus Hamburg zu einem Büro- und Geschäftshaus um- und ausgebaute Immobilie übergeben. Fast bis zuletzt blieb die Fassade hinter der Gerüstplane versteckt, was bei den Passanten Neugier weckte. Viele sind stolz, dass aus der Ruine ein Schmuckstück entstanden ist, auch wenn sie nicht zu den zahlungskräftigen Mietern zählen.
Beim Bauen im Bestand stößt der standardisierte Aufzugsbau schnell an seine Grenzen. Zu individuell sind die Bedingungen vor Ort. Gefragt sind maßgeschneiderte Lösungen – das Spezialgebiet traditioneller Aufzugsbauer wie der Firma Lutz Aufzüge aus Reinbek in Schleswig-Holstein. Im JohannisContor hat das Unternehmen die Aufzugstechnik einschließlich der erforderlichen Werkplanung realisiert. Der Antrieb für den Personenaufzug – wegen des geringen Platzbedarfs eine getriebelose Maschine – befindet sich unmittelbar neben dem Schacht. Außerdem sind in dem äußerst kleinen Maschinenraum noch die gesamte Steuerungstechnik sowie der Computer für das Lift-Info-System untergebracht.
Lift-Info-System: Beispiele für den Einsatz
Im Aufzug: In der Kabine zur Anzeige oder Ansage von Etagen und Standort, der Fahrtrichtung, zur Information der Mieter oder Besucher mittels TV oder Video, was sich auch werblich nutzen lässt. Etwa vom Fitnessstudio im Hotel.
In der Lobby: Durch Kombination mit separater Infosäule, zum Beispiel aufgestellt im Foyer, lassen sich unter anderem Standortinformationen, Kulturangebote oder Konferenz- und Veranstaltungshinweise anzeigen. Die Verwendung als Leit- und Navigationssystem im Gebäude ist ebenfalls möglich.
Voraussetzungen für die Software:
– Betriebssysteme Windows 2000/XP/2003
– Prozessor: ab Pentium IV
– Arbeitsspeicher: ab 512 MB RAM, empfohlen 1 GB
– Festplattenspeicher: ab 20 GB HDD
– Netzwerk: LAN 100 MBit/s Netzwerk (TCP/IP)
Produkte und Systeme
Hightechlifte in der Deutschen Börse: Bis Sommer 2010 wird in Eschborn die neue Konzernzentrale der Deutschen Börse entstehen. Das Bauwerk von KSP Jürgen Engel Architekten verfolgt ein ökologisches Konzept unter anderem mit Anlagen zur Wärmerückgewinnung oder der Stromerzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplung. Umweltgerecht werden auch die meisten der 15 Personenaufzüge von ThyssenKrupp Elevator betrieben. Ihre regenerativen Antriebe nutzen die Energie, die beim Bremsen der Kabinen entsteht, wandeln sie in elektrische Energie um und führen sie zurück ins Stromnetz. Gegenüber konventionellen Ausführungen wird der Energieverbrauch um mehr als 30 Prozent reduziert.Einige der Aufzugskabinen sind zudem mit energieeffizienter LED-Beleuchtung ausgestattet. Energie spart auch die Zielauswahlsteuerung. Vor Fahrtantritt wählt der Fahrgast sein gewünschtes Fahrziel auf einem Touchscreen außerhalb der Kabinen. Das System ermittelt den optimalen Aufzug und teilt das Ergebnis dem Fahrgast mit. Neben kürzeren Warte- und Fahrzeiten sinkt so die Zahl der Leerfahrten und Zwischenhalte, was den Energieverbrauch weiter reduziert.
Hauskommunikation aus einem Guss: Der Haus- und Türsprechanlagenhersteller Siedle hat ein Kommunikations- und Leitsystem entwickelt, das alle Funktionen in einem einheitlichen Design zusammenführt. Chefdesigner Eberhard Meurer: „Architekten bekommen damit erstmals die Möglichkeit einer einheitlichen Gestaltung für das gesamte Gebäude – von der Schwelle bis zum Dachgeschoss.“
Konkret: Siedle liefert für Kommunikation und Besucherführung keine vorgefertigten Elemente, sondern ein offenes System. Dessen Komponenten wie Empfangsstationen, Wandleuchten, Infosäulen, Wandschilder und -tafeln, Raumschilder und Türstationen lassen sich auf Basis eines Gestaltungsrasters individuell zusammenfügen.
Nähert sich ein Besucher einem Gebäude, stellt er eine Reihe wiederkehrender Fragen: Wo finde ich Gebäude 3? Würden Sie mich bitte hineinlassen? In welche Etage muss ich? Wer nimmt die Post entgegen? Ein gut gestaltetes Kommunikations- und Leitsystem lässt solche Fragen gar nicht erst aufkommen. Es befähigt die Architektur vielmehr, einen Schritt auf den Ankommenden zuzugehen, ihn schon an der Zufahrt willkommen zu heißen und bis an sein Ziel im Inneren des Gebäudes zu geleiten. Die Funktionsbereiche, die daran mitwirken, nennt man Kommunikation, Orientierung und Information.
Zu den Kosten verlautbart der Furtwanger Hersteller, dass eine Komplettlösung aus einem Guss und aus einer Hand am Ende nicht teurer sein müsse als die Summe vieler Einzellösungen verschiedener Gewerke.
Weiterbildungstipp
Gebäude-System-Designer verbinden Architektur und moderne Gebäudetechnik. www.DABonline.de/gebäude-system-designer
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