Text: Stefan Kreitewolf
Sie stinken, sehen nicht schön aus und leuchten in den unpassendsten Farben: Mülltonen. Jeder hat sie, niemand will sie. Doch der Müll und seine Tonnen gehören zum Garten wie Rosen und Rasenmäher. Denn die Deutschen zählen weltweit zu den eifrigsten Mülltrennern. Der hässliche Nebeneffekt der Recycling-Leidenschaft: Je nach Wohnort müssen drei bis fünf Mülltonnen im Vorgarten, im Hinterhof oder im Haus untergebracht werden. Meist verschwinden sie zwischen Carport, Geräteschuppen und Sandkasten in grauen Betonkästen hinter schmutzigrostigen Stahltüren. Das ist allerdings wenig ansehnlich. Und: Mittlerweile mangelt es nicht an Alternativen, die Tonnen elegant zu verstecken. Bretterverhaue, Toplader-Verkleidungen, Rolloboxen und begehbare Stellplätze kaschieren bereits vielerorts die penetranten Plastikmonster. Die Hersteller der Müllverstecke setzen häufig auf Farbakzente und kombinieren ihre Verschläge mit bunt lackiertem Metall oder Holzlamellen.
Der König der Verschläge ist indes grün – wie der Garten selbst. Bepflanzte Dächer sind auf den Mülltonnenhäuschen sehr beliebt. Der Landschaftsarchitekt Wolfgang Huber aus München hat schon vor zwanzig Jahren eine ökologische Verkleidung für Mülltonnen an einem Neubau realisiert. Der Entwurf für den Gartenneubau ließ keinen schnöden Waschbeton zu, sagt Huber. „Eine grüne und moderne Lösung musste her.“ Mit dieser einfachen Überlegung trat er einen Trend los, der, vielfach kopiert und nachgebaut, heute zum guten Ton der Gartenbauer zählt.
„Unten stinkt der Müll, oben duftet es“
Huber gründete 1996 die Firma „Gartenakzente“ in Eschenlohe und liefert bis heute im Design unverändert die begrünten Tonnenboxen, eine ansprechende Kombination aus Edelstahl-Lochblech und wetterbeständigem Lärchenholz. Obendrauf sorgt die metallene Pflanzenschale für erfrischendes Grün. „Wahlweise gibt es die Boxen auch pulverbeschichtet – passend zur Architektur“, sagt Huber. Der Markt ist angesichts der aufkeimenden Plagiate schwieriger geworden. Dennoch sind die in Serie gefertigten Boxen für ihn ein gutes Geschäft. „Sie sind immer noch stark nachgefragt – zeitloses Design ist eben ein Dauerbrenner“, sagt der Landschaftsarchitekt augenzwinkernd. Die begrünten Boxen bescherten Huber aber auch einen Rollenkonflikt: Einerseits musste er seine Bauherren Hersteller-neutral beraten, andererseits wollte er natürlich gern sein eigenes Produkt verkaufen. Seit 1996 konzentriert er sich deswegen auf den Vertrieb seiner Müllverstecke. Planerisch ist er seither nicht mehr tätig, ist aber als baugewerblich Tätiger weiterhin Mitglied der Architektenkammer.
Neben den Müllboxen entwickelte er Mini-Geräteschuppen und Fahrradunterstände – alles mit Pflanzschale auf dem Dach. „Zuletzt haben wir einen kostengünstigen Pflanzrahmen zum Nachrüsten für konventionelle Betonmüllboxen entwickelt“, sagt Huber. Der biete die Möglichkeit der nachträglichen Bepflanzung und solle „etwas Leben auf den tristen Beton“ bringen. Besonders von den Mülltonnen-Häuschen und den Mülltonnen-Aufsätzen kann er gut leben. „Grünes für die Tonne ist eben beliebt“, sagt der Bayer und ergänzt: „Kein Wunder: Unten stinkt der Müll, oben duftet es blumig.“
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