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Nicht auf den Putz hauen

Mineralische Putze auf wärmegedämmten Fassaden werden immer dünner – und die Schäden häufen sich. Doch wenn sie zweilagig ausgeführt werden, sind sie stoßfester, sicherer gegen Risse und bieten gestalterische Optionen.

30.04.20156 Min. 3 Kommentar schreiben
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Zu dünne mineralische Putzschicht oder versprödeter Kunstharzputz: Die Druckspannung kann nicht an den Untergrund abgegeben werden, die Dämmung gibt nach. Die Folge sind unzulässige Verformungen mit Bruch des Oberputzes. Der Oberputz schert sich ab und löst sich, gegebenenfalls trennt sich das Armierungsgewebe aus dem Putz.

Text: Harry Luik

Nach den Unwettern der letzten Jahre mit starkem Hagel ist die mechanische Belastbarkeit gedämmter Fassaden wieder stärker in den Fokus gerückt. Während massives Mauerwerk mit Putzlagen ab 15 Millimeter versehen wird, ist der Putz auf Dämmplatten üblicherweise nur zwei bis sechs Millimeter dick. Es gab zwar auch immer schon dicklagig verputzbare WDVS als Nischenprodukte auf dem Markt, die sich jedoch in der breiten Anwendung nicht etablieren konnten. Im Gegenteil, die Putzschichten werden immer dünner. Um Kosten zu sparen, findet bei einigen WDVS-Herstellern ein Wettbewerb um die dünns-te mögliche Schichtdicke statt. Mittlerweile hat die Entwicklung dazu geführt, dass es scheinbar keine Alternative mehr dazu gibt und das WDVS als Synonym für billige Bauweise und hohl klingende „Plastikfassaden“ steht. Doch nun sind aufgrund der Hagelschäden erste Anzeichen eines Umdenkens bemerkbar – einige Hersteller bieten höherwertige Ausführungen an und bei Bauherren und Architekten steigt die Akzeptanz dafür, mehr Geld in qualitativ hochwertige Fassaden zu investieren.

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Kalk-Zementputze auf Massivmauerwerk: Die Druckspannung wird in den Untergrund abgeleitet. Es ist keine Verformung des Putzes möglich, Ablösung infolge Zermürbung des Oberputzes bei verminderter Haftung und Druckfestigkeit des Oberputzes.

Worin besteht jedoch das Risiko bei zu dünnen Putzen auf einem WDVS? Normalerweise reicht der Armierungsputz in Verbindung mit der Gewebelage aus, um den erforderlichen Witterungsschutz und die Risssicherheit zu erreichen. Das geht aber nur deshalb, weil die Putzlage durch den Dämmstoff vollständig vom Untergrund entkoppelt ist. Da Dämmstoffe weich sind, geben sie bei Druck nach. Dünne Putzschichten sind in Verbindung mit dem Armierungsgewebe druckfester als die Dämmung und schwimmen sozusagen auf weichem Untergrund. Eine Übertragung von Spannungen auf den Untergrund ist nicht möglich. Übersteigt jedoch die Druckspannung beispielsweise durch Hagelschlag oder andere mechanische Stöße die Druckfestigkeit des Dämmstoffes, muss sie die Armierungsputzschicht allein aufnehmen. Dünnlagigen Putzen sind hier Grenzen gesetzt. Die Putzschicht gibt in den Dämmstoff hinein nach und rund um den Einschlag treten hohe Zugspannungen auf. Der Putz beginnt auf Zug zu brechen und löst sich vom Gewebe. Das Gewebe selbst ist weich, gibt nach und bleibt meist unbeschadet. Der Oberputz kann die Verformung des Armierungsgewebes nicht aufnehmen, löst sich ab und bricht aus.

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Dämmputze und Leichtputze auf Massivmauerwerk: Die Druckspannung kann nicht an den Untergrund abgegeben werden. Der Putz gibt nach, der Oberputz schert sich ab und löst sich.

Mit Putzen auf massivem Mauerwerk verhält es sich anders. Die Putzschicht besteht meist aus einem 15 bis 20 Millimeter starken Kalk-Zement-Unterputz und einem Oberputz. Da die Putzschicht auf dem starren Untergrund nicht nachgibt, wird sie auch nicht auf Zug beansprucht, sodass Druckspannungen größtenteils in den Untergrund abgeleitet werden können. Wobei auch hier gilt: je geringer die Druckfestigkeit des Putzes, desto weniger können Spannungen in den Untergrund abgeleitet werden, zum Beispiel bei Superleicht- und Wärmedämmputzen. Hier wird der Putz durch reine Kompression zerdrückt.

3 Gedanken zu „Nicht auf den Putz hauen

  1. Noch besser wäre es, wenn die Handwerksbetriebe sorgfältigere und überlegtere Arbeit leisten würden. Ein Beispiel anhand meiner Sanierung:
    Vereinbart war ein dickschichtiges mineralisches Putzsystem. Eigenmächtig aufgetragen hat der Fachbetrieb ein dünnschichtiges organisches. Armierung und Kunstharzputz zusammen betragen an manchen Stellen nur 1 mm.
    Ohne Worte! Aber mit Veralgung, Dübelabzeichnung und Rissen.

    Antworten
  2. ‚@Chris
    Ich als Unternehmer wäre froh wenn ein Kunde mal ein dickschichtiges Putzsystem beauftragen würde.
    Dieses System hat natürlich seinen Preis, der Dickputz unter dem Armierungsputz kostet allein schon
    ca. 35,00 € auf m².
    Habe Sie das auch so gezahlt?
    Wenn Sie nur eine Armierung gezahlt haben würde ich mich nicht wundern.

    Antworten
    • ‚@Fachfirma WDVS
      Entschuldigen Sie die Verspätung. Ich habe Ihre Antwort erst heute gesehen.
      Bezahlt habe ich einen zweifachen Armierungsauftrag mit insgesamt 7,5 mm Dicke gemäß LV.

      Antworten

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