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Zurück Tageslicht

Nicht nur für das Auge

Biodynamisches Licht kann unseren Tagesrhythmus in Kliniken und Büros unterstützen. In Verbindung mit dem Internet der Dinge tun sich so völlig neue Möglichkeiten auf.

15.09.20188 Min. Kommentar schreiben

Von Lars Klaaßen

Morgens putscht es auf, später am Tag beruhigt es. Unser Alltag wird von einer dezenten, uns meist willkommenen Droge gesteuert: Licht. „Es hilft im Einsatz gegen Depressionen“, sagt Herbert Plischke, „kann uns einen Dopamin-Schub bescheren, aber wie ein Medikament auch überdosiert werden.“ Der Professor an der Hochschule München forscht im Fachgebiet Licht und Gesundheit. Vor über 15 Jahren entdeckten Wissenschaftler Fotorezeptoren in der Netzhaut des Auges, die nicht dem Sehen dienen, sondern die innere Uhr jedes Menschen beeinflussen. Seitdem erscheinen weltweit regelmäßig neue Studien, die sich mit der „melanopischen“ Lichtwirkung befassen: Nachts wird im Körper Melatonin erzeugt, das den menschlichen Tag-Nacht-Rhythmus steuert. „Das Hormon macht müde, Körperfunktionen werden dadurch heruntergefahren, sodass man gut schlafen kann“, erläutert Plischke. „In dieser Phase schüttet der Körper Wachstumshormone aus, die nachts Zellen reparieren.“ Licht mit hohem Blauanteil, wie wir es am Morgen erleben, lässt den Melatoninpegel schnell sinken. Wir werden wach und für die nächsten Stunden aktiviert. Enthält Licht eher Rotanteile, wie es ab nachmittags der Fall ist, wird die Produktion des Hormons nicht mehr gehemmt – man ermüdet leichter.

Tag- und Nachtbeleuchtung im großen Aufenthaltsbereich der Gerontopsychiatrischen Station A3 des LKH Hall in Tirol.

Mit Blick auf diesen Effekt rücken Konzepte für Beleuchtungen in den Fokus, die mit Tages- wie Kunstlicht arbeiten und die biodynamische Wirkung bewusst nutzen. Diese werden als „dynamisches“ oder „biodynamisches“ Licht bezeichnet, als herstellerneutralen Begriff nutzen Wissenschaftler „Human Centric Lighting“ (HCL). Im Pflegebereich gibt es damit bereits breitere Erfahrungen aus der Praxis. „In Seniorenheimen zum Beispiel werden die Vorteile direkt deutlich und finanziell spürbar“, sagt Plischke. Weniger Stürze und besserer Schlaf steigern die Lebensqualität der Bewohner und reduzierten die Kosten für die Betreiber. „Und in Kliniken ist es erwiesen, dass sich Patienten in Räumen mit viel Tageslicht – natürlich oder künstlich ergänzt – schneller erholen.“

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