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Regenwasser-Alarm

Eine funktionstüchtige Dachentwässerung ist für das Bauwerk essentiell: Grundprinzipien für Planung und Berechnung

30.06.20124 Min. Kommentar schreiben
Dachentwässerung: Die Dimensionierung von Rinnen und Rohren ist im Detail aufwendig und kompliziert

Von Uwe Nagel

Die Bemessung einer Dachentwässerung hängt von vielen Faktoren ab. Trotz der komplexen Aufgabe lassen sich die wesentlichsten Kriterien und das Vorgehen allgemein beschreiben. Die Berechnung der Dachentwässerungssysteme erfolgt heute nach DIN EN 12056-3 in Verbindung mit DIN 1986-100. Sie basiert auf der Regenmenge am Standort des Gebäudes und einem hydraulischen Nachweis. Bei Entwässerungssystemen wird grundsätzlich zwischen außen liegenden und innen liegenden Rinnen unterschieden. Für die Berechnung ersterer wird der Berechnungsregen r(5,5) herangezogen. Dieser Wert gibt die maximale Regenmenge innerhalb von fünf Minuten in einem Zeitraum von fünf Jahren am Standort an. Innen liegende Rinnen hingegen werden mit dem Jahrhundertregen r(5,100) bemessen. Dabei handelt es sich um ein Starkregenereignis, wobei die maximale Regenmenge innerhalb von fünf Minuten in 100 Jahren herangezogen wird. Die Regenmengen können bei den örtlichen Behörden oder beim Deutschen Wetterdienst erfragt werden.

Ausreichend dimensionieren

Für den Fall eines Dachentwässerungssystems mit außen liegenden Rinnen sind folgende Bearbeitungsschritte empfehlenswert: Zunächst wird ein Entwässerungskonzept entsprechend dem Gebäudeentwurf erstellt. Gleichzeitig ist die Ermittlung der am Standort zu erwartenden Regenereignisse erforderlich. Im Anschluss erfolgt die Bemessung der Rinnengröße, wobei die Länge der Rinnen bis zu den jeweiligen Abläufen wichtig ist. Je länger die Rinne ist, desto größer muss sie bemessen werden. Auch die Anzahl der Abläufe kann die Dimension der Rinnen beeinflussen. Je mehr Abläufe es gibt, desto kleiner kann die Rinne ausgeführt werden, denn zur Berechnung wird der Teil der Dachfläche herangezogen, der in das Rinnenteilstück bis zu seinem Abfluss entwässert wird.

Außen liegende Rinnen werden nur nach ­Berechnungsregenmengen bemessen. Würde man das Starkregenereignis ansetzen, könnte das Wasser in der Rinne bei normalem Regen nicht mehr richtig ablaufen. Der Notüberlauf infolge eines Starkregenereignisses erfolgt bei außen liegenden Rinnen nach außen. Dies ist bei der Planung der Kelleröffnungen zu beachten, in die überfließendes Wasser strömen könnte. Gegebenenfalls ist hier die Rinnengröße mit ­einer höheren Berechnungsregenspende zu ermitteln.

Einige Zubehörteile vermindern den Wasserfluss und sind bei der Planung und Berechnung mit zu berücksichtigen. Rinnenwinkel beispielsweise stellen einen Strömungswiderstand mit einem Reduktionsfaktor von 0,85 dar. Daher sind sie nicht in der Nähe der Fallleitung zu platzieren. Auch Laubfangkörbe am Anschluss von Rinne zu Rohr vermindern das Abflussvermögen um 50 Prozent. Einhangstutzen wiederum bieten ein besseres Abflussvermögen als Lötstutzen.

Anders als bei vorgehängten Rinnen ist bei innen liegenden Rinnen eine Notentwässerung erforderlich. Diese kann über einen Notablauf erfolgen. Bei ungehindertem Überlaufen der Rinne könnten – aufgrund ihrer Lage – Teile des Gebäudes beschädigt werden. Auch hier sind möglichst kurze Fließwege zu den Abläufen zu planen. Anders als bei einer außen liegenden Dachentwässerung sind bei innen liegenden Rinnen eher quadratische Querschnitte günstig.

Die Dimensionierung von Fallrohren ist im Gegensatz zu der von Rinnen vergleichsweise einfach. Zu beachten ist, dass Fallleitungs­verziehungen bereits mit einem Winkel kleiner als zehn Grad das Abflussvermögen behindern. In diesem, eher seltenen Fall muss die Fall­leitung wie eine liegende Leitung bemessen werden.

Die Dimensionierung von Rinnen und Rohren ist im Detail aufwendig und kompliziert. Es empfiehlt sich, auf speziell erstellte Programme zurückzugreifen. Diese liefern in der Regel auch die für die Berechnung notwendigen Regenmengen für eine Vielzahl von Orten innerhalb Deutschlands gleich mit. Dipl.-Ing. Uwe Nagel ist Leiter Anwendungstechnik bei VM Zinc in Essen

Normen

Die Bemessungsregeln für Dachentwässer­ungen sind in der DIN EN 12056, Teil 3: Dachentwässerung, Planung und Bemessung ­festgelegt.

DIN 1986-100: Entwässerungsanlagen für ­Gebäude und Grundstücke Teil 100 – ­Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12056

Bemessungs-Hilfe

Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima bietet Architekten auf Anfrage die Fachinformationsschrift „Bemessung von vorgehängten und innen liegenden Rinnen“ inklusive einer Berechnungssoftware zum Preis von 159 Euro (zuzgl. 7 % USt.) an. Das Angebot umfasst sowohl die vereinfachte Bemessung über Tabellen als auch eine detaillierte Berechnungsmöglichkeit mit einem Software-Programm. Die darin enthaltenen Informationen – wie Beispielberechnungen und der Kommentar – bieten eine über die DIN 1986-100 „Gebäude und Grundstücksentwässerung“ hinausreichende Hilfe an. www.zvshk.de

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