Von Hans Joachim Rosenwald
Als der Bildhauer Wolf Vostell 1987 seinen Beitrag zur 750-Jahr-Feier Berlins präsentierte, war seine Skulptur eine der provokantesten im Nachkriegsberlin. Die „Zwei Beton-Cadillacs in Form der nackten Maya“ sollten einen kritischen Kommentar zum Zeitgeist abgeben. Über Vostells Aussage und die Ästhetik seiner Skulptur – zwei fahrbereite, amerikanische Straßenkreuzer in Beton zu versenken – lässt sich streiten. Unstrittig sind dagegen die baulichen Mängel. Durch das sichtbare Aneinanderfügen von Stahl und Beton wurden sie dem Werk bereits in die Wiege gelegt. An der Skulptur nagte bald der Zahn der Zeit. Eine Renovierung in den 1990er-Jahren reichte gegen Witterungs- und Umwelteinflüsse nicht aus. 2006 erfolgte durch die Berliner Firma Tarkus eine grundlegende Instandsetzung.
Die Maßnahmen wurden eng mit der Familie des inzwischen verstorbenen Künstlers, mit Sponsoren und einem Karosseriebauer abgestimmt. Mit gutem Ergebnis, denn auch nach Ablauf der Gewährleistung nach VOB entspricht der Zustand des Kunstwerks den technischen Anforderungen. Bei der Instandsetzung wurden zahlreiche handwerkliche Schwächen behoben. Das betraf insbesondere die Abdeckung von Karosserieteilen mit Mörtel, der gipshaltig war. Dieser Mörtel zersetzte die eingebaute, verzinkte Stahlarmierung und entwickelte aufgrund seiner hygroskopischen Eigenschaft Absprengungen an seiner Oberfläche. Weitere Mängel resultierten aus der Konzeption und dem Bau der Skulptur. Normalerweise wird bei Stahlbeton das Metall in den Beton eingebettet und so vor Korrosion geschützt.
Vostell fügte hingegen die beiden Baustoffe lediglich zusammen. Vor allem die Verbundstellen wurden deshalb von der Witterung angegriffen. Außerdem wurde der Mörtel (Beton mit kleineren Zuschlägen) von Hand auf teilweise stark geneigte Flächen aufgetragen, statt ihn aufzuspritzen oder in Schalungen zu gießen. Dieses Verfahren führt zwangsläufig zu einer offenporigen Struktur, in die Feuchte eindringt, wodurch das Metall korrodiert, was, bedingt durch die Ausdehnung des Wassers bei Frost, zu Absprengungen des Mörtels führt. Dauerhafte Oberflächenschäden des Betonmonoliths konnten allerdings aus Kostengründen nicht vollständig beseitigt werden: Brettstrukturen wurden nach der Instandsetzung nicht wiederhergestellt, sodass ein uneinheitliches Oberflächenbild die Folge ist. Trotz der ansonsten fachkundigen Arbeit mussten ästhetische Mängel bestehen bleiben.
Wie die Skulptur instand gesetzt wurde:
- Fotografische und plastische Dokumentation und Sicherung des Altbestandes
- Rückbau verrosteter Karosseriebeläge und Aufbauten
- Grundinstandsetzung der verrosteten Karosserieteile
- Herstellen der „Karosseriebeschichtung“ mit bewehrtem Spritzbeton
- Konventionelle Betonsanierung mit einem PCC-System am Betonmonolithen
- Karbonatisierungshemmender Betonschutzanstrich
- Restaurierung mit Neulackierung der Cadillac-Fragmente
Hans Joachim Rosenwald ist Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V.
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