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Saubere Wahl

Algen und Schimmel an Fassaden lassen sich mit dem richtigen Putzsystem verhindern.

31.12.20166 Min. 1 Kommentar schreiben
Häufiger Irrtum: Algen und Schimmel setzen sich nicht nur auf dünn verputzten Wärmedämmverbund-Systemen, sondern auch auf verputzten Massivwänden fest.

Text: Christian Knapp

Grafik 1: Emulgatoren halten wasserunlösliche Stoffe im Wasser.

Falsche Putzsysteme sind wesentliche Gründe für die Algen- und Schimmelbildung: Feuchte Fassaden ziehen nicht nur Schmutz an, sondern liefern auch den Nährboden für einen mikrobiologischen Bewuchs. Schimmelpilze benötigen neben Wasser auch organische Stoffe, die sie mit Myzelien aus tiefer liegenden Schichten der Fassade ziehen. Algen benötigen lediglich Licht, Luft und Wasser zum Leben. Da Licht und Luft an jeder Fassade vorhanden sind, ist eine länger andauernde Befeuchtung das entscheidende Wachstumskriterium. Da der Bewuchs häufig an wärmegedämmten Fassaden auftritt, wird nach weitverbreiteter Ansicht dafür vor allem der Tauwasserniederschlag verantwortlich gemacht. Weitere oft genannte Gründe für feuchte Fassaden sind ein üppiger Pflanzenwuchs in der Umgebung, häufiger Nebel, ein zu geringer Dachüberstand oder Schlagregen. Das alles erklärt aber nicht, warum sich die Feuchtigkeit auf der Fassadenoberfläche so lange halten kann, bis sich die Mikroorganismen ansiedeln können. Es kann auch nicht an der Verwendung von Wärmedämmverbund-Systemen liegen, denn Algen und Schimmel setzen sich ebenso an verputzten Massivwänden fest. Die Ursache liegt vielmehr in Putzsystemen, an deren Oberfläche sich Feuchtigkeit lange halten kann.

Mineralische (anorganische) Putzsysteme sind gegenüber mikrobiologischem Bewuchs wesentlich unempfindlicher als organische Putzsysteme. So sind an Fassaden in Altstädten, deren Stadtbildsatzung ­mineralische Putzsysteme vorschreibt, deutlich weniger Algen und Schimmel zu sehen. Ein Kunstharzanteil unter fünf ­Prozent ist bei mineralischen Fassaden-oberflächen unerheblich (zum Beispiel bei Verwendung von Dispersionssilikatfarben). Entscheidend ist außerdem, dass die Porenstruktur des mineralischen Oberputzes so eingestellt ist, dass dieser viel Wasser aufnehmen und wieder abgeben kann. Ein dicker Oberputz erhöht die technische Sicherheit; eine übliche Oberputzdicke von drei bis vier Millimetern reicht aber in der Regel aus.

Grafik 2: An der Fassade verbleibende Emulgatoren halten Wasser an der Fassadenoberfläche und bieten damit die Voraussetzung für mikrobiologischen Bewuchs.

In organischen Fassadenfarben werden die wasserunlöslichen Bestandteile mittels Emulgatoren im Wasser gebunden. Diese Emulgatoren aus organischen Substanzen haben einen hydrophilen (Wasser anziehenden) und einen hydrophoben (Wasser abstoßenden) Teil. Der hydrophobe Teil setzt sich an den Feststoffen ab und bildet eine Brücke zu den Wassermolekülen, die mit dem hydrophilen Teil der Emulgatoren verbunden sind. Befinden sich viele Emulgatoren im Wasser, können die Feststoffe sehr kleinteilig gehalten werden und die Farbe ist leicht verarbeitbar (siehe Grafik 1).

Die organischen Substanzen sind auch nach dem Auftrag auf der Fassade noch vorhanden, ebenso der hydrophile Teil der Emulgatoren. Aufgrund der Wasser anziehenden Wirkung kann sich somit Wasser sehr lange an der Oberfläche halten – und damit ist die Voraussetzung für den mikrobiologischen Bewuchs geschaffen (siehe Grafik 2). Damit erklärt sich auch, warum häufig südwestlich oder westlich orientierte Fassaden Algen oder Schimmel zeigen. Zwar werden diese Fassadenflächen stärker von der Sonne erwärmt und trocknen entsprechend schneller; ihre Feuchtebelastung durch Schlagregen ist aber auch höher.

Deutliches Zeichen: Der mikrobiologische Bewuchs richtet sich nach der Schlagregenbelastung, denn wäre die Wärmedämmung die Ursache, müsste auf beiden Seiten die kalte Loggia­brüstung bewachsen sein.

Hydrophobierte Putze sollen verhindern, dass Wasser in den Putz eindringt. Dabei werden entweder die Kapillaren verschlossen oder die Kapillarkräfte, die Wasser in enge Poren hineinziehen, durch hydrophobe Zusätze neutralisiert. Dadurch wird Wasser nicht mehr in die Poren eingesogen, sondern bleibt an der Fassadenoberfläche und steht dem mikrobiologischen Bewuchs ebenfalls als Nahrung zur Verfügung.

Fehlender Dachüberstand nicht die Ursache: Während sich die Mauersteine am häufig von Schlag­regen belasteten Südwestgiebel abzeichnen, sind diese auf der südöstlich orientierten ­Fassade kaum erkennbar.

Organische Fassadenfarben können durch eingelagertes Wasser aufquellen und bei Ausdehnung aufgrund von Wärmeeinwirkung kleine Risse bilden, durch die Wasser in den Putz eindringt. Hydrophobierte Putze verhindern das schnelle Austrocknen und sind deshalb in dieser Hinsicht nicht sinnvoll.

Saubere Fassade, umgeben von Bäumen: Obwohl die Putzfassade dem Schlagregen ausgesetzt ist, wachsen an der kalten Putzfassade auch neben dem Baum weder Algen noch Schimmel.

1 Gedanke zu „Saubere Wahl

  1. Der Artikel „saubere Wahl“ lässt mich enttäuscht zurück. Zur Vermeidung von Feuchteschäden werden darin pauschal mineralische Putze empfohlen, ohne eine exakte Angabe zur damit empfohlenen feuchtetechnischen Eigenschaft. Der Wasseraufnahmekoeffizient w hätte exakt beschrieben, welche Menge Wasser ein tauglicher Putz pro Stunde und Quadratmeter aufgesaugen können sollte oder dürfte. Diese konkrete Angabe, die für die meisten Putzmischungen vorliegt, fehlt in dem Artikel des Herrn Christian Knapp. Damit ist der Artikel in der Praxis nicht hilfreich.

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