Von Marion Goldmann
Eine Dampfdusche und Whirlpool, ein Bidet und WC sowie ein Doppelwaschtisch und möglichst viel Stauraum: Das wünschte sich die junge Familie für ihr elf Quadratmeter großes Altbaubad. Für alle Objekte schien der Raum sehr klein; zwei Türen und zwei Fenster schränkten die Stellfläche noch mehr ein. Architektin Andrea Wirges-Klein: „Ich habe Nutzungszonen definiert und die Objekte so platziert, dass der Raum dennoch großzügig wirkt.“ Die Waschzone bilden jetzt zwei einander gegenübergestellte und mitten im Raum positionierte Waschtische. Dahinter hat sie mit Dusche und Whirlpool den Wohlfühlbereich platziert. Nur Bidet und WC sind wie nebensächlich an der Wand montiert. Indem sie die Waschtische als Block zusammenfasst und in die Mitte des Raumes stellt, hat die Architektin auch mal etwas Neues riskiert: Üblicherweise sind die Objekte reihum an der Wand platziert, was reine Zweckerfüllung assoziiert. Diese offene Gestaltung mit Aufenthalts- und Rückzugsbereichen ist jedoch ebenso praktisch und lässt den Raum viel wohnlicher und großzügiger erscheinen.
Räume für jedermann
Der Stellenwert des Bades ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Für 68 Prozent derer, die an eine altersgerechte Ausstattung der Wohnung denken, ist das Bad der wichtigste Raum. Der hohe Prozentsatz kam selbst für den Auftraggeber der Forsa-Umfrage vom August dieses Jahres, die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS), überraschend. Noch konsequenter und offensiver als bisher soll das Kompetenzfeld „Altersgerechte Bäder“ nun in den Mittelpunkt gerückt werden. Aber Geschäftsführer Jens Wischmann weiß: „Wir brauchen dazu auch die Architekten.“ Bisher stehe das Bad bei ihnen nicht im Fokus, weder in der Ausbildung noch später in der Praxis. Dennoch sei eine intensivere Auseinandersetzung wünschenswert, denn Architekten sehen ein Bad eben anders als Fachhandwerker. Kreative und ausführungstechnische Kompetenzen stärker zusammenzubringen, sei das Ziel. Es geht hier um mehr als nur darum, größere Räume zu planen und den Status quo der Bauherren zu berücksichtigen. Die Familienplanung zu hinterfragen, ist ebenso wichtig, damit eine den Altersgruppen gerechte Planung entsteht.
Kreative Ideen gefragt
Nur alle 15 bis 20 Jahre werden Bäder hierzulande im Durchschnitt modernisiert. Da tut es gut, die Planung gleich auf unterschiedliche Nutzgruppen auszurichten. Zum Beispiel mit bodengleichen Duschen. Sie sind nicht nur ästhetisch, sondern erlauben zudem einen barrierefreien Zugang. Großzügige Ablageplätze, ergonomisch geformte Sitzflächen sowie Haltemöglichkeiten sind für Jung und Alt gleichermaßen praktisch. Dazu gehört ebenso, Bewegungsfreiheit zu schaffen. Aktuell bahnt sich zudem ein neuer Trend an: Die Menschen werden nicht nur älter, sondern wollen auch länger fit bleiben. Wischmann: „Dadurch gewinnt das Bad eine völlig neue Bedeutung. Es wird zunehmend ein Powerraum.“ Die Atmosphäre soll darunter allerdings nicht leiden. Wirges-Klein: „Das Bad ist mittlerweile längst kein Ort mehr, wo man sich nur wäscht und zur Toilette geht. Die Bauherren legen sehr viel Wert auf ein wohnlich gestaltetes Bad.“ Das wohnliche Ambiente inszeniert Architektin Wirges-Klein überwiegend durch Verwendung geeigneter Materialien. Durch Holz zum Beispiel, das in der Badgestaltung mittlerweile einen festen Platz erobert hat. Sie setzt es nicht nur für den Fußboden, sondern auch an Wänden ein. Auch farbige Gläser oder Kunststoffgläser mit integrierten Design-Elementen inspirieren sie zu kreativen Ideen. Fliesen werden überwiegend in Spritzwasserbereichen eingesetzt und bilden so Kontraste zu geputzten oder farbigen Wänden. Weiterhin ist eine akzentuierte Beleuchtung wichtig, setzt sie doch das gestalterische Konzept erst richtig in Szene.
Ein weiterer Trend geht dahin, Bad und Schlafzimmer enger miteinander zu verknüpfen. Das muss nicht zwangsläufig einen offenen Raum bedeuten, schon wegen der Geräuschentwicklung. Das Wellness-Feeling finden aber viele schön. Wirges-Klein: „Das lässt sich zum Beispiel auch mit einer transparenten Wandgestaltung erreichen.“