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Über den Nutzen von EPDs

Gütesiegel oder reine Information: Was verbirgt sich hinter Umweltproduktdeklarationen, bekannt als EPDs (Environmental Product Declaration)? Die Fachjournalistin Elke Kuehnle befragte dazu den auf Ökobilanzen spezialisierten Wissenschaftler Hans-Jörg Althaus von der Schweizer Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA).

29.04.20142 Min. Kommentar schreiben
Dr. sc. Hans-Jörg Althaus ist leitender Wissenschaftler in der Ökobilanzierung und Modellierung an der Abteilung Technologie & Gesellschaft der EMPA, Materialforschungsanstalt des ETH-Bereichs in Dübendorf
Dr. Hans-Jörg Althaus ist leitender Wissenschaftler in der Abteilung Technologie & Gesellschaft der Eidgenössischen Materialforschungsanstalt EMPA in Dübendorf/Schweiz.

DAB: Welche Informationen liefert eine EPD?

Hans-Jörg Althaus: EPDs geben Auskunft über die Umweltwirkung eines Produktes. Jedoch sind EPDs kein Umweltlabel und kein Gütesiegel, das dem Verbraucher bestätigt, dass es sich um ein umweltfreundliches Produkt handelt. Das wird häufig verwechselt. EPDs basieren auf Ökobilanzen, also Lebenszyklus-Analyseberechnungen von Baumaterialien, die gemäß den gängigen ISO Normen (ISO 14040 ff.) sowie so genannten PCR (Product Category Rules) erstellt werden. Diese PCRs gelten jeweils für eine Produktkategorie, beispielsweise Ziegel oder Betonfertigteile. Überprüft werden EPDs immer von unabhängigen Gutachtern. Eine EPD gibt Auskunft über das „Umweltprofil“ eines Materials oder Bauteils, also über die für die Herstellung, Nutzung und Entsorgung notwendige Menge an Energie und Ressourcen und die entstehenden Emissionen und Abfälle.

DAB: Welcher Nutzen ergibt sich daraus für das nachhaltige Bauen?

Eine EPD sagt nichts über die ökologische Qualität des Produktes aus. Prinzipiell ist es möglich, dass ein Produkt mit einer EPD viel höhere Treibhausgasemissionen verursacht, als ein vergleichbares Produkt ohne EPD. Daher sind EPDs auch ausdrücklich nicht dafür gemacht, die ökologische Qualität von Produkten zu vergleichen. Wenn ich also zwei Ziegel von zwei Herstellern mit je einer EDP habe, kann ich trotz der EPD-Informationen nicht sagen, welcher Ziegel ökologisch besser ist. Hinzu kommt die Aufgabe von Materialien im Gesamtkonzept eines Gebäudes. Ein Beispiel: 2-fach-Verglasungen isolieren schlechter als 3-fach-Verglasungen, denn sie haben einen höheren U-Wert. Andererseits lassen sie mehr Solarenergie ins Gebäude, weil der g-Wert höher ist. Aufgrund von solaren Gewinnen kann es sein, dass der Heizenergiebedarf eines Gebäudes mit den „schlechteren“ 2-fach-Gläsern auf der Südseite niedriger ist, als mit den „besseren“ 3-fach-Gläsern. Hingegen würden die 2-fach-Gläser auf der Nordseite des Gebäudes zu höherem Energiebedarf führen als die 3-fach-Gläser.

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