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Vorhang auf

Rollläden können fest eingebaut, ins Fenster integriert oder nachträglich vorgesetzt werden – und in älteren Rollläden ist meist Platz für Wärmedämmstoffe.

01.02.20096 Min. Kommentar schreiben
Kombiniert: Vorbaurollläden wurden für den nachträglichen Anbau entwickelt. Sie sind aber auch als Gestaltungsmittel beliebt.

Gerhard Rommel

Ein Rollladen ist laut „DIN EN 12216: Abschlüsse – Terminologie, Benennungen und Definitionen“ ein Produkt, dessen Behang oder (Roll-)Panzer aus miteinander verbundenen horizontalen Stäben besteht und rollbar ist. Die seitliche Führung erfolgt durch Schienen. So weit die Definition. Die Stäbe selbst können aus Kunststoff, Aluminium, Holz, Stahl oder Edelstahl bestehen und sind in verschiedenen Dicken, Ansichtsbreiten und Formen verfügbar. Gemeinsam ist allen Stabmaterialien und -ausführungen, dass sie in einem Rollladenkasten aufgerollt werden. Sofern der Rollraum groß genug ist, lässt sich in ihn jede der genannten Stabformen und -materialien einbauen. Grundsatz bei der Planung und Ausführung sollte sein, dass die Revisionsöffnung des Rollladenkastens stets leicht zugänglich ist und sich beschädigungsfrei abnehmen lässt.

Rollläden werden aufgrund der nur wenigen vorhandenen Grundformen an Rollladenkästen nach der Art des Rollladenkastens unterschieden in:

  • Neubau- oder Einbaurollladen(kasten)
  • Vorsatz- oder Vorbaurollladen(kasten)
  • Aufsetz- oder Aufsatzrollladen(kasten)

Der Klassiker: der Einbaurollladen

Der in der Praxis häufig als Fertig- oder Sturzkasten bezeichnete Einbaurollladenkasten ist als fertiges Element und Sturzersatz gedacht, was Baukosten sparen soll. Ursprünglich waren an der Herstellung des Rollraumes verschiedene Gewerke wie Maurer, Stuckateure, Tischler sowie der Rollladen- und Jalousiebauer beteiligt. Heute wird der Kasten direkt beim Errichten der Außenwände mit eingesetzt und vom Rollladen- und Sonnenschutztechniker während des Einbaus der Rollläden mit dem Rollkastendeckel (nach Norm auch Revisionsblende genannt) verschlossen.

Es sind zwei Varianten von Einbaurollladenkästen erhältlich: klassisch mit innen liegender Revisionsöffnung sowie innen vollständig geschlossen (auch RG-Kasten genannt). Letztere zeichnet sich durch besonders dichte Innenfugen aus. Eine zuverlässige Revisionsmöglichkeit ist allerdings an   die Einhaltung bestimmter Voraussetzungen geknüpft. So ist sicherzustellen, dass die Fenster sich öffnen lassen, um die Revisionsöffnung erreichen zu können. Ebenso erleichtern von innen abnehmbare Führungsschienen die Arbeit.

Trotz der Wärmedämmung, die der Einbaurollladenkasten als Bestandteil der Außenwand haben muss, bietet diese Variante den größten Rollraum und kann stabile Rollläden aufnehmen, die den vielfältigsten Anforderungen gerecht werden. Um den Rollraum zu optimieren, empfiehlt sich bei der Planung die Kontaktaufnahme mit einem Fachmann des Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerks. Denn werden zum Beispiel von Anfang an ausreichend dimensionierte seitliche Auflagerflächen berück­sichtigt, kann der Rollladen später mit jedem möglichen Betätigungsmechanismus ausgestattet werden.

Pfiffig: Mit vorgefertigten Dämmelementen – hier eines von Beck + Heun – können alte Rollladenkästen mit wenig Aufwand wärmeschutztechnisch nachgerüstet werden.

Für die Renovierung entwickelt: der Vorsatzrollladen

Vorsatzrollläden können an nahezu alle Arten von Fenstern nachträglich angebracht werden. Beliebt sind diese Modelle außerdem deshalb, weil sie durch die Montage auf der Außenwand gestalterische Möglichkeiten bei der Fassade eröffnen. Da die Rollkästen der Vorsatzrollläden keine raumabschließenden Bauteile sind, verfügen sie über keine integrierte Wärmedämmung. Diese muss vom Fenster oder der Wand gewährleistet werden.

Vorsatzrollläden sind auch unter dem Begriff Minirollläden bekannt, da sie nur in kleinen Baugrößen erhältlich sind. Nicht jeder Rollladenstab kann wegen der damit verbundenen Rollraumbeschränkung verwendet werden. In der Regel sind nur sogenannte Miniprofile möglich, die eine geringere Windstabilität aufweisen. Bei vielen Vorsatzrollläden ist die hohle Seite der gewölbten Rollladenstäbe systembedingt nach außen gerichtet. Dies bedeutet nicht, dass ein falscher Einbau vorliegt.

Eine von außen nicht sichtbare Kastenvariante bietet der überputzbare Vorsatzrollladen. Hier ist schon bei der Planung auf die erforderliche Kastengröße sowie die Einbau- und Verarbeitungsvorschriften der Systemhersteller für Rollläden und Putz/WDVS zu achten.

Das neueste Rollladenkastensystem von Veka kann sowohl in Neu- als auch in Altbauten eingesetzt werden.

Im Fenster integriert: der Aufsetzrollladen

Bei dieser Version wird der Einbaurollladenkasten mit integriertem Rollladen bereits werkseitig am Fenster befestigt. Entwickelt hat man dieses Produkt, um die Anzahl der Gewerke weiter zu reduzieren. Das komplette Element braucht auf der Baustelle nur noch in die Maueröffnung eingesetzt und der Kasten überputzt zu werden.

Ein späterer Fenstertausch wird dadurch allerdings erschwert. Die Bedienung ist ebenfalls eingeschränkt. Die übliche Ausführung ohne seitlichen Auflagerüberstand gestattet nämlich nur einen Handzug mit schmalen oder Minigurten.Wärmetechnisch zählt der Rollladenkasten zum Fenster beziehungsweise Fensterrahmen und muss die Mindestdämmwerte nach DIN 4108-2 aufweisen. Deshalb werden die geringen Kastengrößen wie beim Vorsatzrollladen nicht erreicht. Sie sind bei Verwendung von Minirollladenstäben aber immer noch wesentlich kleiner als bei den Aufsetzkästen für den Neubau. Bei der Sanierung mit gleichzeitigem Fenstertausch sind Aufsetzrollläden sehr beliebt.

Nachteilig ist jedoch, dass die Glasflächen durch den zusätzlichen Kasten oberhalb des Fensters kleiner werden.

Vorher – nachher: Auch Piening bietet einen Rollladenkasten an, mit dem sich durch Neuerstellung…
…und Einbau nach Maß das energetische Niveau alter Lösungen schnell und einfach -verbessern lässt.

Sanierung alter Rollladenkästen

Ein zentrales Thema bei der Modernisierung von Rollläden und Sonnenschutz ist die Verbesserung der Wärme­dämmung der Rollladenkästen. In ältereren lässt sich meist zusätzlich eine Dämmung unterbringen. Das liegt unter anderem daran, dass moderne Rollladenpanzer in der Regel heute viel enger wickeln. Bei einer Nachrüstung ist deshalb dann auch zu prüfen, ob sich durch Versetzen der Lagerung für die Wickelwelle mehr Platz für Dämmung schaffen lässt.Doch die dickste Dämmung nützt nichts, wenn der Rollladenkasten undicht ist und die warme Raumluft unkontrolliert nach außen strömen kann.

Tauwasserbildung mit Schimmelschäden könnten die Folge sein. Deshalb besitzt die fachgerechte Abdichtung höchste Priorität. Einige Bauphysiker schlagen hier vor, den vorhandenen Rollladenkasten mit Dämmstoff zu füllen und Vorbaurollläden davorzu setzen. Diese Lösung verkleinert allerdings bei in der Laibung montierten Elementen die Glasfläche oder führt bei vorgesetztem Rollladen zu erheblichem Mehraufwand bei der Montage der Bedienelemente. Der vorhandene Rollraum sollte daher sinnvoll genutzt werden. Am einfachsten ist es, wenn die Fenster erneuert werden und man einen Aufsatzrollladen quasi „huckepack“ mit einsetzen kann. Hier bietet die Industrie ansprechende Lösungen an.

Das Rollladen- kastensystem von Profine bietet für jede Situation das passende Produkt: hier ein Vorbaurollladen- kasten

Sollen die Fenster nicht getauscht werden, eröffnen auch gezielte Einzelmaßnahmen Raum für wesentliche Verbesserungen. Das Bild auf Seite 45 oben zeigt eine kostengünstige Lösung für die zusätzliche Dämmung von Rollladenkästen mit vorgefertigten Dämmelementen, die von verschiedenen Herstellern angeboten und schon von vielen Handwerksbetrieben umgesetzt wird.

Wird das Gebäude mit einer Außendämmung versehen, so bietet sich die Lösung an, für die die Firma Lutz aus dem schwäbischen Urbach schon 2006 auf der Messe R + T in Stuttgart mit einem Innovationspreis ausgezeichnet worden ist. Die Grundidee besteht darin, im Zuge des Aufbringens eines Vollwärmeschutzes den vorhandenen Kasten mit innerem Deckel auf ­Außenrevision umzubauen und den Rollladenpanzer auszutauschen. Dadurch ergibt sich ein Dämmpotenzial auf der Kasteninnenseite von 50 bis 80 Millimetern, auf der Unterseite von 30 bis 40 Millimetern und an der Oberseite von zehn bis 20 Millimetern.

Gerhard Rommel leitet die technische Abteilung des Bundesverbands Rollladen + Sonnenschutz e.V. in Bonn.

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