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Wasserschaden statt Solarstrom

Wer auf dem Dach eines älteren Baus eine Photovoltaik-Anlage installiert, sollte vorher die Abdichtung gründlich prüfen

03.05.20113 Min. Kommentar schreiben

Von Martin Meyer

Vor der Installation der PV-Anlage auf dem Dach eines Lager- und Verwaltungsgebäudes hatte das ausführende Solar-Unternehmen dem Eigentümer versichert: Dach und Abdichtung sind in einwandfreiem Zustand. Unmittelbar nach der Montage im November 2009 zeigten sich bereits erste undichte Stellen. Und das, obwohl die Anlage aufgeständert war und keine Befestigung die Abdichtung hätte beschädigen können. Eine erste Besichtigung nach der Montage zeigte dann aber Spannungsrisse, die wie Adern verzweigt waren und die die Dachhaut fast vollständig zerstört hatten.

Neu aufgebaut: Die neue Abdichtung ist mit Klettbändern befestigt, die die Dachbahnen gegen Windsog ­sichern.

Das Bild ist typisch für eine Materialermüdung, was die detaillierte Schadensanalyse später bestätigte. Auf dem Dach der Gewerbeimmobilie hatte man vor rund 20 Jahren eine PVC-Kunststoffdachbahn verlegt. Nach so langer Zeit ist deren Leistungsfähigkeit altersbedingt zwangsläufig eingeschränkt und die Gefahr von Spannungsrissen steigt — besonders bei niedrigen Temperaturen. Wird das Dach zusätzlich wie bei der PV-Anlagen-Montage noch betreten, sind Folgeschäden unvermeidbar.

Es folgte eine gerichtliche Auseinandersetzung über die Frage, wer die Kosten der fachgerechten Instandsetzung übernehmen sollte. Diese zog sich zu allem Unglück über den gesamten Winter hin. In der Hoffnung, größere Feuchteschäden zu verhindern, klebte man die Risse mit handelsüblichem Klebeband ab. Dennoch trat aufgrund der hohen Niederschläge viel Wasser in das Bauwerk ein. Erst im Frühjahr 2010 konnte die 3 650 Quadratmeter große Dachfläche saniert werden. Der von Versicherung und Gutachter vorgelegte Sanierungsplan sah eine neue Abdichtung mit einer PVC-Kunststoff-Dachbahn vor. Nunmehr wählten die Verantwortlichen mit der Premium-Dachbahn Rhepanol fk der Mannheimer FDT FlachdachTechnologie GmbH & Co. KG ein hochwertigeres und langlebigeres Material. Die Abdichtungsbahn besteht aus Polyisobutylen (PIB) mit integriertem Kunststoffvlies und industriell vorgefertigtem Dichtrand. Außerdem hält die Dachbahn Temperaturen bis minus 60 Grad Celsius stand.

Doppelte Arbeit: ­Die Photovoltaik-Anlage auf diesem 3 650 Quadratmeter großen Flachdach wurde zweimal aufgestellt. Das erste Mal auf einer 20 Jahre alten PVC-Dachbahn, die dieser Belastung allerdings nicht mehr standhielt.

Für die Sanierung der Dachfläche musste die PV-Anlage komplett abgebaut werden. Anschließend wurde die Dachhaut abschnittsweise erneuert. Dabei wurde die neue Abdichtung größtenteils über den alten PVC-Bahnen verlegt. Diese wurden entlang der Attiken sowie segmentweise auf der gesamten Fläche aufgeschnitten, um einen spannungsfreien Untergrund sicherzustellen. Außerdem kontrollierten die Dachdecker entlang der zahlreichen Risse die darunterliegende Wärmedämmung, die sie bei Durchfeuchtung gegen trockene Mineralwolle-Dämmplatten austauschten. Auch Undichtigkeiten oder Risse in der Dampfsperre wurden fachgerecht ausgebessert.

Bei der Herstellung der neuen Abdichtung ist außerdem ­deren Befestigung wichtig. Dies erfolgt auf Basis der Windlastberechnung des Herstellers mit Klettbändern, die quer zu den Obergurten der Tragschale verlaufen und mit dem Untergrund verschraubt sind. Die Dachbahnen sind so gegen Windsog ­gesichert.

Nach Fertigstellung der gesamten Dachfläche einschließlich aller Anschlüsse an Lichtkuppeln und Gullys konnten die PV-Elemente wieder aufgestellt werden. Dabei wurden Tragelemente und Dachhaut auch durch ein Trennvlies mit daraufliegender Bautenschutzmatte voneinander getrennt. Die Trennlage soll die Abdichtung vor mechanischen Schäden schützen. Ihre Ausführung wird zwar von den Bahnenherstellern in der Regel gefordert. Normen oder Fachregeln, die dies vorschreiben, gibt es aber nicht.

Dipl.-Ing. Martin Meyer leitet die Anwendungstechnik der FDT FlachdachTechnologie GmbH & Co. KG in Mannheim.

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