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Architekten schaffen das

Ein Jahr nach dem legendären Satz der Bundeskanzlerin können wir für unseren eigenen Berufsstand feststellen: Ja, wir schaffen das.

30.09.20163 Min. Kommentar schreiben

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Wir haben uns rasch der Herausforderung gestellt, auf die damalige Notlage reagiert und zugleich auf unsere Art mit der Integration begonnen: Räume für Flüchtlinge sind für uns kein Sonderthema, sondern Teil der gesellschaftlichen Großaufgabe, gute und bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Trotz allen Problemdrucks wollen wir auf der einen Seite hohe Standards in puncto Baukultur, Nutzungs- und Gestaltqualität, Nachhaltigkeit und Urbanität bewahren oder erreichen, auf der anderen Seite aber so rasch und kostengünstig bauen, wie das gerade jetzt nötig ist.

Dazu gibt es aus dem Berufsstand und aus seinen Kammern inzwischen eine große Zahl von Anregungen, Initiativen und nicht zuletzt konkreten Entwürfen. Weniger als drei Wochen, nachdem Angela Merkel 2015 den bewussten Satz aussprach, definierte der Vorstand der Bundesarchitektenkammer (BAK) Eckpunkte zum Thema „Flüchtlinge und Wohnungsbau“ und entwickelte diese im Verlauf weiter zum Positionspapier „Bezahlbarer Wohnungsbau für alle“. Es geht darum, niemanden zu vergessen, auch die eigene Bevölkerung nicht. Dafür müssen wir Höchst­standards bei Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Schallschutz oder Stellplätzen diskutieren, aber grund­sätzliche Qualitäten nicht infrage stellen. Die Architektenkammern der Länder und die BAK beteiligen sich am Bündnis für bezahlbares Wohnen und stehen zu diesem Thema in ständigem Austausch von Erfahrungen und Projekten unter den Kammern.

Mit guten Planungen und konkreten Beispielen zeigt der Berufsstand seine Kompetenz und seinen Handlungswillen. Die Architektenkammern Niedersachsen und Bremen haben gemeinsam mit dem Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vdw) einen offenen zweiphasigen Wettbewerb durchgeführt – unterstützt vom Land Niedersachsen. In der ersten Phase wurden innovative und vor allem übertragbare, nicht nur an einem Ort realisierbare Konzeptideen gesucht. 48 Architekturbüros beteiligten sich daran. Die Jury wählte 19 für die zweite Phase aus, in der die Entwürfe für konkrete Grundstücke weiter bearbeitet wurden. Die vier Siegerentwürfe werden nun von den beteiligten Wohnungsunternehmen realisiert.

Der Wettbewerb hat gezeigt, was wir können – und dass wir Partner ins Boot holen müssen, wenn wir etwas erreichen wollen. Wir brauchen insgesamt mehr Offenheit für Innovation, etwa durch die angedachte Einführung des „urbanen Gebiets“ in der Baunutzungsverordnung. Gleichzeitig benötigen wir von den weitreichenden Verschärfungen der EnEV zumindest eine Atempause – und auch mehr staatliche Mittel, wenn unter d­iesen Auflagen noch preisgünstiger Wohnraum entstehen soll. Auch die Stellplatzpflicht sollte gelockert werden. Im Positiven brauchen wir mehr Anreize, zum Beispiel durch eine Sonderabschreibung für preisgünstige Wohnungen. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Architekten und ihre Kammern arbeiten daran, der Politik Möglichkeiten aufzuzeigen und ihre Partnerschaft anzubieten. Je stärker und einiger wir agieren, desto mehr werden wir schaffen.

Fazit: Architektur ist immer auch politisch. Sie ist öffentlicher und offensichtlicher Ausdruck dessen, wie sich eine Gesellschaft versteht. Offen oder ­verschlossen, selbstbewusst oder versteckt, laut oder leise. Wie wir bauen, zeigt, was uns wichtig ist und was wir wollen.

Wolfgang Schneider, Präsident der Architektenkammer Niedersachsen

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