Es war ein zäher Kampf. Aber jetzt soll es tatsächlich noch vor der Bundestagswahl eine neue HOAI geben. Das ist ein Lichtblick nach turbulenten Jahren: Einige Politiker wollten sie abschaffen; der Koalitionsvertrag von 2005 sah ihre Reform vor. Dann kam jahrelang von der Regierung nichts und vor einem Jahr aus dem Wirtschaftsministerium ein Entwurf, dessen Umsetzung die Honorarordnung verstümmelt, aber keineswegs verbessert hätte. Dass es nun wenigstens konstruktiv vorangeht, ist vielen zu verdanken, die sich für eine bessere HOAI eingesetzt haben: Architekten und Ingenieure überall im Land, Vertreter von Städten und Gemeinden, Verbände und natürlich die Kammern im Bund und in den 16 Ländern.
Aber wir haben auch gemerkt, dass wir mit unserem Anliegen nicht allein stehen. Es hat sich gelohnt, dass wir seit vielen Jahren immer wieder unsere baukulturellen und wirtschaftlichen Potenziale und Anliegen präsentieren. Das haben mehr und mehr Politiker verstanden – auch und gerade die Tatsache, dass gute Architektur nur über einen Qualitätswettbewerb, aber nicht über einen Preiswettbewerb zustande kommt.
Nach viel regierungsinternem Hin und Her gibt es jetzt einen Entwurf, der zwar nicht unseren Idealvorstellungen entspricht, aber die HOAI ein gutes Stück weit ausbaut und sichert: Die Honorarsätze steigen um zehn Prozent – weit weniger als die Preisentwicklung seit der letzten Novelle, aber besser als nichts. Allein die öffentlichen Bauherren im Bund, in den Ländern und Gemeinden rechnen mit zusätzlichen 290 Millionen Euro Honorarzahlungen pro Jahr.
Weniger augenfällig, aber wichtig für die Stabilität der HOAI ist die Tatsache, dass sie nur noch für Büros mit Sitz in Deutschland gilt. Das soll sicherstellen, dass die Honorarordnung mit europäischem Recht vereinbar ist. Das Ganze ist allerdings kein Grund, uns auf diesen leidlich gewachsenen Lorbeeren auszuruhen. Schon bevor die neue HOAI verabschiedet ist, müssen wir uns für eine qualifizierte Verbesserung einsetzen. Erstens natürlich für eine Honorarsteigerung, die der allgemeinen Entwicklung der Wirtschaft und unserer Kosten angemessen ist.
Zweitens dafür, dass bestimmte Regeln besser und klarer definiert werden. So ermöglicht die neue HOAI, anhand vorab errechneter Baukosten das Architektenhonorar zu fixieren – „Baukosten-Vereinbarungsmodell“ ist der technische Begriff. Hier müssen wir dafür sorgen, dass uns von Bauherren nicht unangemessen niedrige Fixhonorare aufgedrängt werden und dass bei anfangs nicht absehbarer Arbeitsvermehrung neu verhandelt werden kann.
Ein großes Defizit gibt es auch bei der Behandlung des Bauens im Bestand. Die HOAI ist einst für Neubauten erfunden worden; das merkt man ihr noch heute an. Hier brauchen wir dringend Regeln, die der oft komplexeren, mit mehr Überraschungen verbundenen Arbeit im Bestand angepasst sind. Ein echtes Manko der jetzt in Kraft tretenden HOAI sind die leider gelockerten Regeln zu Abschlagszahlungen, die nun in jedem Einzelfall aufwendig vereinbart werden müssen. Architekten und Planer können aber nicht jahrelang auf ihr verdientes Honorar warten. Auch das bedarf rascher Nachbesserung. Den fälligen Dank an Sie alle, die Sie sich für eine verbesserte Honorarordnung eingesetzt haben, verbinde ich daher mit einem Appell: Lassen Sie nicht nach und sorgen Sie dafür, dass unsere Geschlossenheit ebenso wie unsere Entschlossenheit nach außen deutlich bleibt. Auf zur nächsten HOAI-Runde!
Prof. Arno Sighart Schmid, Präsident der Bundesarchitektenkammer.