Seit Langem laufen die Einkommen von Architekten der Wirtschaftsentwicklung hinterher. Rückstände zu anderen freien Berufen werden immer größer. Die Gehälter der angestellten Mitarbeiter in Architekturbüros sind vergleichsweise niedrig; der Nachwuchs muss sich mit un- oder schlecht bezahlten Praktika durchschlagen. Im öffentlichen Dienst ist durch das Herunterzonen der Dienstposten ebenfalls ein jahrelanger Niedergang zu verzeichnen. In einem Gespräch bei Bundeswirtschaftsminister Dr. Rösler habe ich gemeinsam mit Hans-Ullrich Kammeyer (Bundes-Ingenieurkammer) und Ernst Ebert (Ausschuss für die Honorarordnung e. V.) das existenzielle Interesse unserer Berufsstände an der erfolgreichen Novellierung der HOAI verdeutlicht. Diese hat der Minister für die laufende Legislaturperiode zugesagt. Er hob die bedeutende Rolle der Architekten und Ingenieure für die Wirtschaft hervor.
Die Vergütung unseres Berufsstands ist noch längst nicht der Verantwortung und Leistung angemessen, aber immerhin kommen jetzt endlich auch zarte erfreuliche Nachrichten aus unseren Büros. Die Einnahmen haben sich in den letzten fünf Jahren von sehr niedrigem Niveau aus verbessert, und auch kleine Büros haben daran teil. Das sind Ergebnisse einer Umfrage unter 4.750 selbständigen Architekten, Innenarchitekten, Landschafts- und Stadtplanern im Auftrag von zwölf Architektenkammern. Mehr darüber finden Sie hier.
Die Zahlen und die für diese Legislatur von Minister Dr. Rösler zugesagte HOAI-Novelle machen Hoffnung, dass die Leistungen unseres Berufsstandes künftig eine angemessenere Vergütung erhalten. Das ist die eine zentrale Aufgabe unserer Kammerarbeit. Da geht es um Geld! Die andere ist die Qualität des Gebauten. Hier erfüllt unser Berufsstand bestmöglich nicht nur Aufträge der Bauherrenschaft, sondern gestaltet in großer Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft das Gebaute. Da geht es um Geist! Das müssen wir permanent intensiv in die Öffentlichkeit hineintragen. In diesem Monat zum Beispiel präsentieren sich die Kammern gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen auf der Expo Real in München, der größten Ansammlung potenzieller Bauherren im Land.
Aber im Hinblick auf Geld und Geist sind nicht nur die Organisationen unseres Berufsstands gefordert, sondern auch jeder Einzelne in der täglichen Arbeit. Hier rückt oft ein Widerspruch ins Blickfeld, der hier diskutiert wird: Kann man sich gleichermaßen um die Baukultur wie ums eigene Bankkonto kümmern, oder ist das ein Widerspruch? Zwar gibt es in unserem Arbeitsalltag so manche Spannung zwischen dem Streben nach Baukultur, dem Wahrnehmen unserer gesellschaftlichen Verantwortung und einem wirtschaftlichen Handeln. Aber Praxisfälle wie die hier dargestellten zeigen auch, dass sich Geld und Geist gut vereinbaren lassen – nicht zufällig gerade dann, wenn Architekten für sich selbst bauen.