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Gemeinsamkeiten suchen – Kräfte bündeln

28.02.20133 Min. Kommentar schreiben
Martin Müller ist Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer. Foto: Till Budde

Gemeinsamkeit macht stärker – das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Das Motto gilt für die Zusammenarbeit der Architekturfachrichtungen im Planungs- und Praxisalltag, für die auch dieses Heft Beispiele zeigt. Es gilt auch für die gemeinsame berufspolitische Arbeit der Architektenkammern. Derzeit gibt es eine lebhafte Diskussion über das sogenannte Federführungsprinzip. Es geht darum, dass bestimmte Themen nicht von allen Kammern parallel und oft mit Mehrfach-Aufwand bearbeitet werden, sondern eine Länderkammer dies im Auftrag aller übernimmt. Heute geschieht das im Rahmen von Projektgruppen der Bundesarchitektenkammer. Hier wird zum Beispiel die Reform der Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW) federführend durch die Kammer Hessen betreut, die Novellierung des Architektenvertragsrechts durch die Kammer Baden-Württemberg.

Die guten Beispiele im Zusammenspiel der Architektenkammern machen Mut, den Weg aktiv weiter zu beschreiten. So zeigt die Diskussion, dass nicht mehr das „Ob“, sondern nur noch das „Wie“ zu besprechen ist: Wie delegiert eine große, gleichberechtigte Gruppe von 16 Länderkammern Arbeitsinhalte an wenige, die dazu in der Lage sind? Wie ist die Vertrauensbasis, wenn Ergebnisse von wenigen erarbeitet werden, aber dann von allen akzeptiert werden müssen? Wie kann der jeweilige Bearbeiter die Sicherheit haben, im Sinne der Gruppe zu arbeiten und zu verhandeln, auch ohne ständig deren unmittelbares Feedback zu erhalten? Und wie trägt die Gruppe erarbeitete Ergebnisse gemeinsam nach außen, sodass später weder Gesichtsverlust der Beteiligten noch eine thematische Verwässerung eintreten können?

Ich bin überzeugt, dass es geht. Der nächste Schritt nach der Arbeit in Projektgruppen sollte sein, eine thematische Bearbeitung einschließlich der Organisation und Überwachung ganz an eine federführende Länderkammer auszulagern und nur noch die Ergebnisse zentral zu beraten und zu verabschieden. Das vermeidet Doppel- oder Mehrfacharbeit an unterschiedlichen Stellen und setzt damit Zeit, Arbeitskraft und Mittel für weitere Projekte frei. Denn wir werden zukünftig thematisch auf noch vielfältigere Einflüsse zugleich reagieren müssen – das zeigt die Erfahrung der vergangenen Jahre. Sie kommen aus der Landes- und Bundespolitik und vermehrt aus der „Innenpolitik“ über die EU. Also müssen wir, wo immer möglich, Gemeinsamkeiten definieren und unsere Kräfte bündeln.

Uns ist es in der Bundesarchitektenkammer gelungen, beim Thema „Expertenlisten“ zusammen mit der Bundesingenieurkammer schnell eine gemeinsame Linie aufzubauen und dauerhaft durchzuhalten: Wir bekämpfen die Zwangseintragung in solche Listen als Voraussetzung für bestimmte Förderungen. Das gemeinsame Engagement der Kammern von Architekten und Ingenieuren brachte erstmals auch ein von allen getragenes Web-Portal hervor: Auf www.energieeffizienz-planer.de kann jedes Kammermitglied kostenfrei seine Leistungen im Energiebereich darstellen.

Also: Es gibt keinen Grund, nicht nach der Überschrift dieses Beitrags zu verfahren – weder im Tagesgeschäft unserer Architekturbüros noch in der Zusammenarbeit der Architektenkammern. Wenn wir es tun, können wir das Motto erweitern: Gemeinsamkeiten suchen – Kräfte bündeln – Erfolge erzielen!

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